Romane
Lesetipps von uns gelesen + empfohlen

Fabian Neidhardt: Nur ein paar Nächte
Ben lebt allein mit seiner 12jährigen Tochter Mia. Sein Leben wird auf den Kopf gestellt, als Mia sich eigenständig auf die Suche nach ihrer Mutter macht und plötzlich auch noch sein Vater vor der Tür steht, um für ein paar Nächte bei ihm unterzukommen. Ben ist gezwungen, sich den Fragen seiner Tochter und seiner eigenen Beziehungsgeschichte mit Orna zu stellen, die nie Mutter von Mia sein wollte. Gleichzeitig weckt der Besuch des Vaters Erinnerungen an seine eigene Kindheit, an Dinge, die in ihm offen geblieben sind und nie geklärt wurden.
Eine spannende Geschichte über unterschiedliche Lebensentwürfe, selbstbestimmte Beziehungsformen und Familie – gesellschaftspolitisch aktuell und unterhaltsam mit Tiefgang.
BGr

Yung Pueblo: Nach innen
Der Autor Yung Pueblo wurde zuerst über Instagram bekannt und hat dort sehr viele Follower. Er wurde als Diego Perez in Ecuador geboren und kam schon als Kind in die USA. Er wuchs dann in Boston auf und studierte an der Privatuniversität "Wesleyan University".
Der Gedichtband ist in folgende Themen aufgeteilt: Abstand, Einheit, Zwischenspiel, Selbstliebe und Verstehen. In minimalistischen, ruhigen und poetischen sehr kurzen Texten fasst er seine Gedanken und Ideen in Worte. Es geht um innere Ruhe und Wachstum, Loslassen, Weisheit, Selbstbewusstsein und Persönlichkeitsentwicklung. Da sich die Gedanken in den kurzen Texten auch oft wiederholen, hat das Lesen dieses Buches etwas sehr Meditatives. - Man kann es immer wieder in die Hand nehmen und an irgendeiner Stelle aufschlagen und es ist auch wunderbar als Geschenk geeignet!
EGr

Monika Reitprecht: Den Titel hab ich leider vergessen ...aber es ist blau
Die Wiener Bibliothekarin Monika Reitprecht arbeitet seit 1999 bei den Büchereien der Stadt Wien. Seit 2009 betreut sie zusammen mit einer Kollegin den Facebook-Account. Ihr erstes Buch "Wo stehen hier die E-Books?" war bereits sehr erfolgreich. So folgt nun dieses zweite Buch. Es versammelt die skurrilsten Facebook-Beiträge, gibt einen humorvollen Einblick in den Alltag bibliothekarischer Arbeit und bringt einen immer wieder zum Schmunzeln.
Eine Kostprobe:
Verkäuferin in der Bäckerei: "Sie arbeiten da in der Bücherei, stimmt's?" - "Ja" - "Ich beneide Sie - den ganzen Tag lesen!" - "Und ich Sie erst - den ganzen Tag Schoko-Croissants essen."
EGr

Renate Welsh: Ich ohne Worte
Die österreichische Schriftstellerin und Kinderbuchautorin Renate Welsh ist bei uns vor allem mit ihren Geschichten vom Vamperl bekannt geworden und hat viele Preise erhalten, u.a. den Deutschen Jugendliteraturpreis.
Mit 84 Jahren erleidet sie in Italien einen Schlaganfall und berichtet in diesem Buch hautnah von dieser schweren Zeit. Renate Welsh kann anfangs nicht mehr kommunizieren, fühlt sich extrem ausgeliefert und muss erst lernen, mit den Umständen zurechtzukommen und Hilfe anzunehmen. Aufrichtig reflektiert sie, was ihr durch den Kopf geht und wie es ihr mühsam gelingt Fortschritte zu machen.
EGr

John von Düffel: Das Wenige und das Wesentliche
Der Philosoph und Schriftsteller John von Düffel ist Professor für Szenisches Schreiben an der Berliner Universität der Künste.
Er verbringt die Jahreswende in Ligurien und bricht am Morgen zu einer Wanderung auf. Das Stundenbuch zieht sich von fünf Uhr morgens bis zur achtzehnten Stunde am Abend, als er wieder in seine karge Behausung zurückkehrt. Beim Gehen kreisen seine Gedanken um die Themen, die ihm wichtig sind. Was braucht man für ein Leben, das für einen selbst und in der heutigen Zeit richtig ist? Was ist Wesentlich? Worauf kommt es an? Wie kann man die Fixierung auf das Konsumdenken überwinden? Dieses ist immer nur ein Schein-Glück. Wie kann man alles und sich selbst auf das Wesentliche reduzieren? Gehend und dann wieder schreibend sucht er nach Lösungen, bietet dem Leser viele Fragen, Ideen und Gedankenanstöße - klug, tiefgründig und poetisch. Das Buch gibt keine Antworten, aber es stellt die richtigen Fragen. Ein Buch zum Verschenken und immer wieder lesen.
EGr

Clara Dupont-Monod: Brüderchen
Die französische Schriftstellerin Clara Dupont-Monod hat einen außergewöhnlichen Roman über eine außergewöhnliche Familie geschrieben.
Was macht es mit einer Familie und mit den einzelnen Familienmitgliedern, wenn die Sorgen für ein stark behindertes Kind zu groß werden und sich über das ganze Leben legen?
Am Ende sagt die Mutter zum Vater "Ein Versehrter, eine Aufmüpfige, ein Unangepasster und ein Zauberer. Das haben wir ganz gut hingekriegt, finde ich."
Sprachlich hervorragend und inhaltlich sehr zu Herzen gehend! Unbedingt lesen!
EGr

Frederick Kohner: Gidget - Mein Sommer in Malibu
Der Drehbuchautor Friedrich Kohner, emigrierte 1936 in die Vereinigten Staaten und nannte sich dann Frederick. Er schrieb Drehbücher und sein erster und erfolgreichster Roman "Gidget" erschien im Jahr 1957. Frederick Kohner erzählt darin die Erlebnisse seiner 15jährigen Tochter Kathy, die ihre Surfer-Freunde "Gidget" nannten. Das Buch wurde auch erfolgreich verfilmt.
Schon immer nehmen ihre Eltern Kathy mit an den Strand in Malibu, was sie als sehr langweilig empfand. Doch eines Tages lernt sie durch Zufall die Surfer kennen, die sich dort jeden Tag treffen. Sofort war sie fasziniert von der dortigen Atmosphäre, lernt das Surfen und verbringt einen erlebnisreichen Sommer.
EGr

Anne Catherine Bomann: Blautöne
Die Chemikerin Elisabeth Nordin verliert ihren fünfjährigen Sohn und leidet lange unter depressiven Trauerzuständen. Sie entwickelt ein Medikament gegen Trauer – aber ist es immer sinnvoll, uns dieses Gefühl zu ersparen? Kurz vor der Zulassung zeigt sich in der Studie einer Universität, dass auch andere Gefühle dabei verschwinden. Zwei Studentinnen erheben Einspruch und legen sich dadurch mit der Pharmaindustrie an. Eine spannende Geschichte um ein wichtiges Gefühl; die Frage, wann etwas pathologisch ist und wie weit wir bereit sind, für unsere Karriere zu gehen.
BGr

Anne Müller: Wer braucht schon Wunder
Ein schöner und leichter Sommerroman, der schnell gelesen ist. Lika lebt mit ihrem Vater und ihrem kleinen Bruder in Schleswig-Holstein in Kappeln an der Schlei. Ihre Mutter ist vor ein paar Jahren bei einem Autounfall selbstverschuldet ums Leben gekommen. Lika hat ihr Abitur in der Tasche und möchte im Herbst in Erlangen oder München Theaterwissenschaften studieren. Ihre Freundinnen sind alle schon im Urlaub oder mit sonstigen Plänen im Ausland unterwegs. Doch Lika hat sich vorgenommen, Geld zu verdienen und im Kakadu, einer Kneipe in ihrem Heimatort zu kellnern. Was sie hier den Sommer über an der Schwelle zwischen Jugend und Erwachsensein erlebt und welche Erlebnisse sie hat, wird in diesem Buch erzählt.
EGr

Robert Seethaler: Das Café ohne Namen
Die Bücher von Robert Seethaler sind immer wunderbar geschrieben. Diesmal geht es um das Wien der Nachkriegszeit. Die Stadt beginnt sich vom Krieg zu erholen; alles ist im Aufbruch. Der alleine bei einer Witwe untergekommene Robert Simon arbeitet als Gelegenheitsarbeiter auf dem Karmelitermarkt. Als sich ihm die Gelegenheit bietet, eröffnet er eine eigene einfache Gastwirtschaft in einem heruntergekommenen Viertel.
Hier treffen sich Menschen mit ihren Sorgen und Nöten; sie versuchen der Einsamkeit zu entkommen. Robert Seethaler erzählt ihr Leben.
EGr

Kristine Bilkau: Wasserzeiten
Derzeit gibt es viele Bücher und vor allem Romane, die sich ums Thema Schwimmen drehen. Auch die Autorin Kristine Bilkau schwimmt gerne und hat sich zu diesem Thema Gedanken gemacht und einige Essays geschrieben. In diesen kurzen Texten schreibt sie von den unterschiedlichen Facetten des Schwimmens. Sie erinnert sich an besondere Orte, besondere Schwimmbäder, besondere Strände, besondere Menschen und Begegnungen. Sie geht der Frage nach: "Schwimmen, der Körper, die Gedanken, der Ort. Was hat es damit auf sich? Woraus genau setzt sich dieses großartige, erhebende, erfüllende Erlebnis zusammen?"
EGr

Dalai Lama: Von Herz zu Herz
Ein Pandabär, dessen Lebensraum vom Menschen zerstört wurde, klopft an die Tür des Dalai Lama…Diese wunderschön illustrierte Geschichte macht klar, warum es für uns Menschen so wichtig ist, Mitgefühl für uns und die Welt zu kultivieren, denn alles hängt mit allem zusammen und fällt wieder auf uns zurück – auch im Guten! Sehr eindringlich, berührend und absolut empfehlenswert.
BGr

Arno Frank: Seemann vom Siebener
Der Roman spielt in der Provinz in einem altmodischen Freibad mit einem hohen Sprungturm. An diesem Spätsommertag breitet sich eine nostalgische, melancholische und unbeschwerte Atmosphäre aus. Es ist, als wäre die Zeit stehengeblieben. Verschiedene Personen eines kleinen Ortes, die sich teilweise kennen und teilweise auch nicht, sind an diesem Tag zu Besuch im Freibad. Abwechselnd berichtet der Autor von ihnen, von ihren Marotten, von ihren Ängsten und Sorgen und von ihrer Vergangenheit: vom Bademeister Kiontke, von der Kassiererin Renate, von der Lateinlehrerin Isobel, deren Mann einst das Freibad gebaut hat. Die Erzieherin Melanie kommt mit ihrer Kindergartengruppe. Josefine sollte eigentlich heute auf die Beerdigung ihres Mannes Max gehen. Der Fotograf Lennart, der in der Jugend mit Max und Josefine befreundet war, kam extra aus Amerika gereist.
Die perfekte Lektüre für einen Badetag.
EGr

Gernot Häublein: Die Gehorsamen
Gernot Häublein hat für seinen dokumentarischen Roman umfassend recherchiert. Es geht um drei ganz normale Familien aus Franken in den Jahren 1878 bis 1949. Die Familienmitglieder gehören der Unter- und Mittelschicht an. Der Roman fragt, wie es geschehen konnte, dass Hitler an die Macht kam. „Einfache Leute“ im Krieg und im Frieden, im Strudel von Gewalt, Diktatur, Rassismus und Antisemitismus. Täter und Opfer bekommen in diesem spannenden Buch ein Gesicht.
EGr

Verena Kessler: Eva
Nach dem Roman "Die Gespenster von Demmin" ist nun der zweite Roman von Verena Kessler erschienen.
Das Buch handelt von vier Frauen mit ihren verschiedenen Lebensentwürfen und Schicksalen. Themen sind Familienplanung, Kinderlosigkeit und deren Folgen und es geht auch um Klimaschutz. Die vier Frauen sind miteinander verbunden und doch haben sie nicht viel gemeinsam. Die Lehrerin ist absolut dagegen, Kinder in die Welt zu setzen und vertritt dies vehement. Die Journalistin möchte unbedingt schwanger werden. Die dritte ist mit ihrer Familie und den Kindern überfordert.
Ohne moralischen Zeigefinger und mit viel Empathie schildert Verena Kessler die verschiedenen Positionen und lässt die Meinungen nebeneinander stehen ohne sie wirklich zu bewerten.
EGr

Toni Morrison: Rezitativ
Toni Morrison erhielt 1993 den Nobelpreis für Literatur. Sie wurde z.B. mit "Sehr blaue Augen", "Menschenkind" und "Jazz" bekannt. Sie starb im Jahr 2019. "Rezitativ" erschien im Original 1983 und wurde jetzt zum ersten Mal ins Deutsche übersetzt.
In dieser sehr kurzen Erzählung geht es um zwei kleine Mädchen - das eine schwarz, das andere weiß - die für ein paar Monate in einem Kinderheim das Zimmer teilen und sich nach anfänglicher Skepsis gut verstehen. Man erfährt bei der Lektüre nicht, welche der Protagonistinnen dunkelhäutig und welche hellhäutig ist. Erst als sie älter sind und sich zufällig ab und zu über den Weg laufen, ist diese Tatsache wirklich ein Thema für die Beiden.
Dieser Text ist ein eindringliches und spannendes Experiment zum Thema Rassismus, das zum Nachdenken anregt.
EGr

Daniel Glattauer: Die spürst Du nicht
Dem österreichischen Autor Daniel Glattauer, der vor allem mit dem Buch "Gut gegen Nordwind" bekannt geworden ist, ist wieder ein spannender und nachdenklicher Roman gelungen.
Die beiden Familien Binder und Strobl-Marinek fahren gemeinsam in den Urlaub. Sie mieten eine Luxusvilla in der Toskana. Die 14jährige Tochter nimmt eine Schulfreundin mit: Aayana, das Kind einer somalischen Flüchtlingsfamilie. Gleich am ersten Abend kommt es zu einem tragischen Unfall, der neben Betroffenheit auch jede Menge unbequeme Fragen aufwirft. Wo verläuft die Grenze zwischen Schuld, Moral und Verantwortung? Wieviel Wert hat ein Menschenleben und gilt er wirklich für alle Menschen gleich? Fragen, bei denen jeder Leser seinen eigenen Antworten nachspüren kann.
BGr

Marie Vieux-Chauvet: Töchter Haitis
Die Schriftstellerin Marie Vieux-Chauvet lebte von 1916 bis 1973. "Töchter Haitis" war ihr erster Roman und erschien 1954. Wegen ihrer Themen Rassismus, Ungleichbehandlung auf Grund von Klassenzugehörigkeit, Hautfarbe und Geschlecht etc. musste sie 1968 aus ihrer Heimat Haiti in die USA fliehen. Sie war eine der wichtigsten Autorinnen des Landes. Ein fundiertes Nachwort geht auf den historischen Kontext ein und erläutert die Zusammenhänge.
Hauptperson ist die unkonventionelle Lotus Degrave, Tochter einer mulattischen Prostituierten und eines weißen französischen Offiziers. Sie lebt nicht in bitterer Armut wie ihre Nachbarschaft, doch ist sie von der Gesellschaft ausgeschlossen und lebt weitgehend einsam in ihrem Haus. Sie verliebt sich in den jungen Revolutionär Georges, so dass auch sie beginnt, sich für Politik zu interessieren und ihren Standpunkt zu suchen.
EGr

Bernhard Straßer: Falko
Ein spannender und schön zu lesender Roman für junge Leute und alle Junggebliebenen. Der Traunsteiner Autor Bernhard Straßer hat bereits mehrere Bücher veröffentlicht und betreibt die Chiemgauseiten.
In seinem neuesten Buch "Falko" geht es um die Freundschaft zwischen Wolfgang und seinem besten Freund Hans Holzner, der sich plötzlich Falko nennt. Er ist Fan des österreichischen Musikers Falco und er wird von den Mädchen angehimmelt. Alles scheint ihm zuzufliegen. Wolfgang dagegen ist schüchtern und auch in der Schule nicht besonders gut. Doch dann ändert sich alles. Falko hat einen aggressiven Gehirntumor. Die beiden möchten noch möglichst viel erleben. Dies gelingt ihnen in Heidelberg und später auch noch auf einer spannenden und erlebnisreichen Reise nach Wien. Ein trauriges, nachdenkliches, lustiges und sehr überzeugendes Buch über Freundschaft, Krankheit, Liebe und den Tod.
EGr

Judith Hermann: Wir hätten uns alles gesagt
Dieses Buch enthält die drei Frankfurter Poetikvorlesungen von Judith Hermann aus dem Jahr 2022. Es ist ein Buch über das Leben und Schreiben: Leben, das sich schreibend vertieft und entfaltet; Schreiben, das dem Leben Bedeutung verleiht. Gleichzeitig ist es ein sehr persönliches Buch über Judith Hermanns Kindheit und Familie, über gefühlte Wahrheiten und wahre Gefühle. Sie versteht es, meisterhaft mit Worten zu spielen und dabei "alles so zu verfremden, dass nichts mehr richtig und dennoch alles wahr ist". - Ein bezauberndes Buch!
BGr

Mechthild Borrmann: Feldpost
Dieser neue Roman der Autorin Mechthild Borrmann ist ein sehr spannender Roman, in dem das Thema Homosexualität in der NS-Zeit aufgegriffen wird. Die Handlung spielt auf zwei Zeitebenen und auch an mehreren Schauplätzen. Im Zentrum stehen zwei befreundete Familien, die jedoch sehr unterschiedlich auf die Machtergreifung durch die Nationalsozialisten reagieren. Familie Martens ist regimetreu, Familie Kuhn ist genau der gegenteiligen Meinung. Gerhard Kuhn kommt für seine Äußerungen ins Gefängnis und schließlich verlässt er mit seiner Frau das Land Richtung Frankreich und Portugal.
Auch die Geschwisterpaare sind befreundet; doch auch sie werden durch die politische Lage entzweit. Nur die beiden Söhne Richard Martens und Albert Kuhn sowie Adele Kuhn stehen weiterhin zueinander, werden aber durch das Schicksal getrennt. Für alle Familienmitglieder beginnt ein langer Leidensweg.
Die Rechtsanwältin Cara Russo bekommt im Jahr 2000 Feldpostbriefe und alte Fotos zugespielt und macht sich auf die Suche nach der Wahrheit.
EGr

Joachim B. Schmidt: In Küstennähe
Der Autor Joachim B. Schmidt ist in Graubünden geboren und hat Island zu seiner Wahlheimat gemacht. Er wurde mit seinem Buch Kalmann bekannt und auch "In Küstennähe" spielt wieder in Island. Dieses Buch ist im Original bereits 2013 erschienen.
Der junge Lárus dealt mit Drogen und arbeitet als Hausmeistergehilfe im Altersheim. Dort trifft er auf den Bewohner Grímur, einen missmutigen und kranken alten Mann. Als Kind hat er ihn zusammen mit seinen Freunden schon immer geärgert und ihm übel mitgespielt. Nun nähern sich die beiden so unterschiedlichen und einsamen Menschen ein bisschen an. Der Autor breitet beider Leben und beider Geheimnisse vor dem Leser aus. Ruhig und trotzdem sehr spannend geschrieben.
EGr

Preethi Nair: Die Freischwimmerin
Die Autorin Preethi Nair wurde ebenso wie die Protagonistin Bhanu in Indien geboren und kam schon als Kind nach England.
Bhanu und Deep sind verliebt, doch Bhanu muss mit ihrer Familie nach England übersiedeln. Sie vergisst ihre große Liebe nie, doch sie heiratet Hiten, da eine passende Hochzeit das wichtigste Ziel ist. Sie bekommt eine Tochter und einen Sohn und opfert ihr Leben und ihre Träume der Familie, die ihr das aber nie wirklich dankt. Sie versucht immer allen zu gefallen und das in der indischen Kultur und in den Traditionen Richtige zu tun und die Vorstellungen der Mitmenschen perfekt zu erfüllen. Kurz vor ihrem 40. Hochzeitstag, der mit einem großen Fest begangen werden soll, begegnet ihr Deep, der ihr nie aus dem Kopf gegangen ist und sie beginnt wieder zu zweifeln, ob sie das Richtige tut.
EGr

Susanne Betz: Heumahd
Susanne Betz beschreibt das harte Bauernleben auf einem Bergbauernhof im Werdenfelser Land. Schon sehr jung wird Vroni Witwe. Sie ist aber froh über diesen Umstand, da der gewalttätige Bauer sie häufig geschlagen und äußerst schlecht behandelt hat. Vroni versucht mit ihrer Stieftochter Rosl, mit ihrem alten Onkel und ihrem Knecht durch die Jahreszeiten zu kommen und ihren Hof mit ein paar Kühen und Hennen zu bewirtschaften. Im Dorf wird sie schräg angeschaut und ausgegrenzt, weil sie nicht gewillt ist, wieder zu heiraten.
EGr

Hilde Domin: Antillengeschichten
Hilde Domin ist vor allem als Lyrikerin bekannt. Sie lebte von 1940 bis 1954 im Exil in der Dominikanischen Republik. In diesen bisher unveröffentlichten Erzählungen aus dem Nachlass schildert die Autorin ihre Erfahrungen und Erlebnisse im Exil. Es geht um das Aufeinandertreffen von einander fremden Kulturen und um das Tolerieren von Andersartigkeit. Präzise beobachtet und beschreibt Hilde Domin ihre Umgebung, ihre Mitmenschen und die Natur. Illustriert wurde diese schöne Ausgabe von Ulrike Möltgens.
EGr

Steffen Schroeder: Planck oder Als das Licht seine Leichtigkeit verlor
Der Schauspieler Steffen Schroeder wurde 2019 mit seinem Debütroman "Mein Sommer mit Anja" auch als Autor bekannt. In seinem neuen - sehr fundiert recherchierten - Roman erzählt er vom Physiker Max Planck und seinem Sohn Erwin, sowie von Albert Einstein und seinem Sohn Eduard. Die beiden Nobelpreisträger waren bis 1933 trotz ihrer sehr unterschiedlichen Charaktere befreundet. Albert Einstein wanderte nach Amerika aus. Max Planck blieb in Deutschland, versuchte aber, sich aus dem politischen Geschehen herauszuhalten. Der im Widerstand tätige Erwin Plank sitzt in Berlin Tegel in der Gefängniszelle und weiß immerhin, dass sich sein Vater um ihn sorgt. Eduard Einstein ist an Schizophrenie erkrankt und lebt in der Schweiz in der Heilanstalt Burghölzli. Sein Vater zeigt keinerlei Interesse an seinem Schicksal. Sehr interessant ist die unterschiedliche Entwicklung der beiden Familien und die Entwicklung der verschiedenen Schicksale bis hin zum Ende des zweiten Weltkriegs.
EGr

Cesare Pavese und Bianca Garufi: Großes Feuer
Der Turiner Schriftsteller Cesare Pavese war Mitbegründer des erfolgreichen Einaudi-Verlags; er war Programmleiter, Übersetzer und Verfasser sehr erfolgreicher Bücher. 1944 begann Bianca Garufi als Sekretärin bei Enaudi in Rom zu arbeiten. Sie war ehemalige Widerstandskämpferin, Literaturstudentin und Psychoanalytikerin. Der von ihnen gemeinsam geschriebene Roman wurde jetzt wiederentdeckt. Die Kapitel wechseln sich ab - mal wird die Handlung aus weiblicher und dann wieder aus männlicher Sicht erzählt. Es geht darin um Süditalien, um eine vergebliche Liebe, um ein Familiengeheimnis und um Missbrauch.
Die Sizilianerin Silvia wird durch ein Telegramm nach Hause gerufen. Der zehnjährige Giustino ist schwerkrank. Silvia bittet Giovanni, sie zu begleiten. Das totgeschwiegene Familiengeheimnis kommt nur langsam ans Licht.
EGr

Ilja Leonard Pfeijffer: Monterosso mon amour
Der niederländische Schriftsteller Ilja Leonard Pfeijffer wurde bei uns mit seinem Roman "Grand Hotel Europa" bekannt. Seine kurze und unterhaltsame Novelle ist eine Geschichte in der Geschichte.
Der wohlhabenden und gelangweilten Carmen sind in ihrem bisherigen Leben als Gattin eines gescheiterten und mittlerweile frühpensionierten Diplomaten vor allem die Tennisplätze dieser Welt im Gedächtnis geblieben. Nun ist ihr Mann in Ruhestand und sie organisiert Lesungen in einer Bibliothek. Angeregt durch die Lesung des hochnäsigen Autors Ilja Leonard Pfeijffer reist sie für eine Woche alleine nach Monterosso in den Cinque Terre, um sich dort auf die Spuren ihrer Jugendliebe zu begeben. Sie freundet sich mit ihrer Zimmerwirtin an und wegen der gerade beginnenden Pandemie muss sie ihren Urlaub verlängern, was ihr sehr gelegen kommt. Der Aufenthalt hält dann noch einige Überraschungen für sie und die Leser bereit.
EGr

Alex Schulman: Verbrenn all meine Briefe
Mit diesem Buch wurde Alex Schulman in seiner Heimat Schweden bekannt und erfolgreich. In Deutschland erschien zuerst "Die Überlebenden".
Es geht in diesem Roman um die eigene Lebensgeschichte des Autors und um die familiären Probleme in der Herkunftsfamilie seiner Mutter. Der Autor geht in diesem Buch vor allem der Geschichte seiner Großeltern Karin und Sven Stolpe auf den Grund, wo er den Ursprung seiner Wut und seiner Angst erkennt. Sven Stolpe war Schriftsteller und Literaturkritiker. Er war narzisstisch und extrem eifersüchtig. Seine Frau Karin war Übersetzerin und verliebte sich im Jahr 1932 in den Schriftsteller Olof Lagercrantz. Alex Schulman betreibt intensive und aufwendige Recherchen im Nachlass der beiden Autoren und kann so nach und nach die Einzelteile zusammensetzen und Antwort auf seine Fragen finden. Ein äußerst spannender und tragischer Roman!
EGr

Viola Ardone: Ein Zug voller Hoffnung
In der Nachkriegszeit wurden tausende Kinder von der kommunistischen Partei aus dem armen Süditalien ins reichere Norditalien geschickt. Dort wurden sie in Familien von Genossen aufgenommen, denen es besser ging. Auch der siebenjährige Amerigo wurde zusammen mit einer Gruppe armer Kinder aus Neapel mit dem Zug nach Modena gebracht. Er erzählt, wie er hier freundlich aufgenommen und verwöhnt wurde. Er konnte in die Schule gehen und bekam Zugang zu Musik und Bildung. Nach einem Jahr ging es wieder zurück in die armen Verhältnisse zu Hause.
Amerigo ist von nun an zerrissen zwischen der Zuneigung zu seiner alleinerziehenden bitterarmen Mutter, die ihm nichts bieten kann und seiner Sehnsucht nach der neuen Familie. Auch als Erwachsener hat er weiterhin schwer damit zu kämpfen. Ein sehr gelungener Roman über ein nicht so bekanntes Kapitel der Geschichte.
EGr

Mariette Navarro: Über die See
Die Literaturwissenschaftlerin und Dramaturgin hat ihren ersten Roman veröffentlicht. Sie war 2012 als Writer in Residence zu einer achttägigen Fahrt mit einem Frachtschiff von St. Nazaire zu den Antillen eingeladen, wo dieser Roman entstanden ist.
Die erfahrene junge Kapitänin ist mit einem Containerschiff und ihrer Mannschaft nach Guadeloupe unterwegs. Sie wundert sich über sich selbst, als sie den Männern den Wunsch erfüllt, auf offener See zu schwimmen. Alle kommen unbeschadet auf das Schiff zurück - doch sie sind einer mehr. Nach und nach schleicht sich etwas Mysteriöses in die Handlung. Undurchdringlicher Nebel scheint die Sinne zu vernebeln. Das Schiff verliert an Geschwindigkeit, die Mannschaft ist ratlos. Wie im Delirium kommen Erinnerungen und Gedanken an die Oberfläche.
EGr

Silke Stamm: Hohe Berge
Der Roman "Hohe Berge" bietet ein ungewöhnliches Leseerlebnis. Silke Stamm schreibt durchgehend im Infinitiv, was anfangs etwas gewöhnungsbedürftig ist. Diese Form lässt jedoch einen sehr spannenden und gut zu lesenden Roman entstehen. Bei der Lektüre entsteht ein richtiggehender Sog.
Die Erzählerin ist mit fünf Männern auf einer mehrtägigen sehr anspruchsvollen geführten Skitour in den Schweizer Alpen unterwegs. Ihr entgeht nichts. Akribisch und genau werden die Erlebnisse beobachtet und geschildert. Das fragile Gruppengefüge, die Schönheit der Berge, die Strapazen und Anstrengungen, die Enge der Hütten und Matratzenlager wird ebenso erfahrbar wie die Kontakte zu anderen Gästen und einer der Hüttenwirtinnen.
EGr

Mariana Leky: Kummer aller Art
Mariana Leky wurde vor allem durch ihren Roman "Was man von hier aus sehen kann" bekannt.
In ihrem neuen Buch versammelt sie Kolumnen, die von 2018 bis 2021 in der Zeitschrift "Psychologie Heute" erschienen sind. Humorvoll, melancholisch und immer sehr präzise erzählt sie von Konflikten, Ängsten und Neurosen, von Schlaflosigkeit, Meditation und von der Liebe. Nachbarn, Verwandte und zufällige Bekanntschaften werden beobachtet und charakterisiert.
Das Buch - leicht, aber doch tiefgründig - stimmt einen nachdenklich, bringt eine aber auch zum Lachen.
EGr

Annabel Wahba: Chamäleon
Die Journalistin Annabel Wahba sitzt am Sterbebett ihres Bruders André und erinnert sich in diesem autofiktionalen Roman an die Kindheit und das Erwachsenwerden zwischen den Kulturen. Ihr Vater ist Ägypter, ihre Mutter Deutsche. Ihr Vater kam Ende der 50er-Jahre für eine Doktorarbeit nach Deutschland. Bis 1968 lebte die Familie in Ägypten; doch Annabel wurde in Deutschland geboren, wuchs in Erding auf und lernte Ägypten erst sehr spät kennen.
Sehr lebendig erzählt sie über mehrere Jahrzehnte und Kontinente hinweg über Migration, Identität und Heimat. Liebevoll erzählt sie die Geschichte der Großeltern und Eltern und setzt der weitverzweigten Familie ein wunderbares Denkmal.
EGr

Édouard Louis: Anleitung ein anderer zu werden
Édouard Louis hat mittlerweile schon mehrere sehr persönliche - auf seiner Biographie basierende - Romane über seine Familie geschrieben. In seinem neuen Buch liegt der Schwerpunkt nun auf seiner eigenen ganz persönlichen Entwicklung vom Kind zum jungen Mann.
Édouard wurde schon als Kind ausgegrenzt, weil er sich wie ein Mädchen verhielt. Er wuchs in einem kleinen Dorf in äußerst prekären Verhältnissen auf. Armut, Hunger und Rassismus waren dort die täglichen Begleiter. In der Schule gab es eine Theater-AG, wo sein Talent erkannt wurde und er somit die Möglichkeit bekam, ein Gymnasium mit diesem Schwerpunkt zu besuchen. Édouard Louis konnte sich so einerseits aus den armen Verhältnissen befreien, litt aber andererseits auch unter seinem verbissenen und obsessiven Veränderungsbedürfnis. Der Kontrast zwischen der extremen Armut seiner Kindheit und seiner Heimat und dem unermesslichen Reichtum einiger seiner Pariser Bekanntschaften führte auch zu einer Entfremdung von sich selbst und seinen jeweiligen Freundschaften.
EGr

Alex Schulman: Die Überlebenden
Alex Schulmans Roman stand in Schweden wochenlang auf der Bestsellerliste. Er spielt in zwei Zeitebenen, die gekonnt miteinander verflochten werden und sich aufeinander zubewegen. So treffen sich am Ende Vergangenheit und Gegenwart, die Kindheit und das Leben als Erwachsene.
Drei Brüder, die sehr unterschiedlich sind und sich auseinandergelebt haben, treffen sich beim Sommerhaus der Familie, um die Asche ihrer Mutter - ihrem letzten Wunsch gemäß - im See zu verstreuen.
Die Eltern waren alkoholkrank und waren mit dem Leben überfordert. Argwohn, Angst und Zwietracht sind die täglichen Begleiter der Brüder. Die Unfähigkeit zur Kommunikation zieht sich bis heute hin und schafft eine schier unüberwindbare Distanz. Ein Unglück wird lange totgeschwiegen, Konflikte brechen durch, das Trauma löst sich erst am Ende des Romans.
EGr

Andrea Roedig: Man kann Müttern nicht trauen
Andrea Roedig studierte Philosophie, war wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Freien Universität Berlin und leitete fünf Jahre die Kulturredaktion der Wochenzeitung "Der Freitag". Sie lebt in Wien und arbeitet als freie Publizistin und Journalistin für verschiedene Zeitungen und Radiosender.
In ihrem autobiographischen Roman erzählt sie von ihrer Kindheit und Jugend, von ihrem Elternhaus und den Schwierigkeiten der damaligen Zeit und insbesondere mit ihrer Mutter Lilo.
Ihre Mutter wurde 1938 geboren und ist vaterlos mit einer strengen Mutter aufgewachsen. Sie heiratete sehr früh in eine Metzgersfamilie ein. Für ihre Kinder hat sie kaum Zeit und ist ihnen gegenüber zeitlebens extrem distanziert. Probleme in der Ehe, Konkurs, Zwangsräumung, Trennung, Alkohol- und Tablettensucht zeugen von einer sehr schwierigen Situation. Ein unsentimentaler Roman, der ungeschönt von dieser problembeladenen Familienkonstellation und von der damit einhergehenden Entfremdung berichtet.
EGr

Francesc Miralles und Ángeles Doñate: Jenseits des Abgrunds - Roman über den Sinn des Lebens
Der Unternehmer Toni will den letzten Wunsch seines Bruders erfüllen und seine Asche an einer bestimmten Felsklippe in den Rocky Mountains verstreuen. Als er dort ankommt, trifft er den weisen Japaner Kosei-San, der in einer kleinen Hütte lebt. Er hat bereits vielen Menschen, die hier Selbstmord begehen wollten, mit Gesprächen weitergeholfen und sie von ihrem Plan abgehalten. Auch die Begegnung mit der unkonventionellen Esmeralda verändert Tonis Leben. Ein märchenhafter Roman über Spiritualität und Selbstfindung.
EGr

Dörte Hansen: Zur See
Die beiden Romane "Altes Land" und "Mittagsstunde" wurden ein großer Erfolg. Auch mit "Zur See" ist Dörte Hansen wieder ein sehr schöner und schnörkelloser Roman gelungen. Sie erzählt von den Bewohnern einer kleinen Nordseeinsel, die schon über Generationen auf der Insel verwurzelt sind. Mittelpunkt des Romans sind die verstreuten Mitglieder der Familie Sander, die alle mehr schlecht als recht mit dem Leben zurechtkommen. Jeder kämpft mit seinen eigenen Problemen und Konflikten. Einsamkeit ist ein großes Thema. Der Tourismus hielt schon vor langem Einzug. Die Modernisierung und viele sonstige Veränderungen lassen die ursprüngliche Inselkultur langsam verschwinden. Das Leben auf der Insel wird auch für die anderen Inselbewohnerinnen und -bewohner immer schwieriger. Anhand der individuellen Schicksale zeichnet Dörte Hansen ein stimmiges Bild der Veränderung.
EGr

Neil Gaiman: Kunst ist wichtig - weil Deine Vorstellungskraft die Welt verändern kann
Neil Gaiman schreibt Science-Fiction- und Fantasy-Romane, Comics und Drehbücher. Dieses ungewöhnliche Buch mit den interessanten kurzen Gedanken und Reflexionen von Neil Gaiman wurde von Chris Riddell illustriert. Es ist eine Liebeserklärung an die Kunst, das Lesen, das Schreiben - und nicht zuletzt an Bibliotheken. Ein Kapitel nennt sich: "Warum unsere Zukunft von Büchereien, Lesen und Tagträumen abhängt".
EGr

Christoph Nußbaumeder: Die Unverhofften
Der bekannte Dramatiker Christoph Nußbaumeder hat mit "Die Unverhofften" seinen ersten Roman vorgelegt. Auf fast 670 Seiten breitet er die Geschichte einer Familie im Bayerischen Wald aus. Zwischen den Jahren 1899 bis 2019 zieht sich die Handlung über 4 Generationen hinweg - vom Glasbläser, über Sägewerksbesitzer hin zu einem modernen Großkonzern. Liebe, Emotionen, Krankheit, Betrug, Alkohol, Missbrauch: persönliche Irrungen, Wirrungen und familiäre Katastrophen sind in die jeweils aktuellen politischen und gesellschaftlichen Themen und Probleme eingebettet. Kriege, Nationalsozialismus, Arbeiterbewegung, Nachkriegsjahre, Wirtschaftswunder, Wiedervereinigung - ein breiter und spannend zu lesender Gesellschafts- und Familienroman.
EGr

Maria Barbal: Die Zeit, die vor uns liegt
Die katalanische Autorin Maria Barbal wurde mit ihrem Roman "Wie ein Stein im Geröll" bekannt. Pünktlich zur Frankfurter Buchmesse - mit dem Gastland Spanien - erschien ihr neuer Roman "Die Zeit, die vor uns liegt".
Die pensionierte Lehrerin Elena und der Witwer Armand lernen sich in einem Yogakurs kennen und sind sich auf Anhieb sympathisch. Doch wird es ihnen gelingen, die jeweilige Vergangenheit und die jeweiligen Bindungen hinter sich zu lassen? Zweifel und Widerstände machen sich breit.
EGr

Thommie Bayer: Sieben Tage Sommer
Der vermögende Max Torberg lädt fünf alte Bekannte, die ihm vor langer Zeit das Leben gerettet haben, in sein Ferienhaus in Südfrankreich ein. Anwesend ist nur Anja, eine Vertraute von Max, die sich um die Gäste als vermeintliches Hausmädchen kümmert und diese kulinarisch verwöhnt und liebevoll betreut. In den freien Zeiten berichtet sie Max per Mail von den fünf Gästen und den Erlebnissen. Max selbst taucht nicht auf und erst am Ende verrät er Anja, was er mit dieser Einladung bezwecken wollte. Ein unterhaltsamer Sommerroman, der aber natürlich auch im Herbst und Winter mit schöner Urlaubsstimmung aufwartet.
EGr

Jan Weiler: Der Markisenmann
Kim ist 15 und lebt mit ihrer Mutter, ihrem Stiefvater und ihrem Halbbruder in einem noblen Haus. Sie fühlt sich mit ihren reichen Eltern und deren Freunden nicht wohl. Sie bleibt in der Schule sitzen und rebelliert immer mehr - so lange, bis ein Unglück passiert. Deshalb darf sie nicht mit in den Urlaub fahren und wird zu ihren leiblichen Vater geschickt, den sie nicht kennt und zu dem sie auch nicht will. Doch die Horrorvorstellung dieser Ferien entwickelt sich jeden Tag mehr zu einem Erlebnis, das sie so nicht erwartet hat.
EGr

Jan Philipp Sendker: Die Rebellin und der Dieb
Niri lebt mit seinen Eltern und Geschwistern auf dem Grundstück einer reichen Familie in Südostasien. Seine Eltern arbeiten für die Familie und auch Niri arbeitet dort als Gärtner. Als die Pandemie ausbricht, muss die Familie das Grundstück verlassen und es fehlt ihr jede Lebensgrundlage. So kommen sie in ein Lager für Illegale, wo sie sich keinen Lebensunterhalt mehr verdienen können und wo es ihnen zunehmend schlechter geht. Niri möchte vor allem seiner kleinen Schwester und seiner kranken Mutter helfen. Doch schon bald kann er das Elend nicht mehr ertragen und versucht einen Weg zu finden, wie er auch den anderen Menschen im Lager helfen kann. Er will die Ungerechtigkeiten und das Leid nicht mehr länger hinnehmen.
EGr

Bonnie Garmus: Eine Frage der Chemie
Die Autorin Bonnie Garmus hat mit ihrem ersten Roman einen wunderbaren Schmöker erschaffen. Mit wachsender Spannung verfolgt man Elizabeth Zotts Leben. Sie arbeitet in den sechziger Jahren als Chemikerin und muss sich immer wieder gegen die Vorurteile und Restriktionen gegenüber Frauen wehren.
Durch schwere Schicksalsschläge wird sie immer selbstbewusster. Als sie unverschuldet entlassen wird, ist ihre wissenschaftliche Karriere jäh beendet. Sie muss sich nach einer anderen Arbeit umsehen. So nimmt sie widerwillig das Angebot an, eine Kochsendung aufzuziehen. Dank ihrer offenen Art, dank der Einbindung chemischer Vorgänge beim Kochen und weil sie für die damalige Zeit wichtige Frauenthemen anspricht, wird sie immer beliebter und erfolgreicher. Sie versucht, ihren Zuschauerinnen beizubringen, die Menschen nicht in Kategorien wie Geschlecht, Rasse, Religion oder wirtschaftlichen Status einzuteilen. Sie bringt sie dazu, ihre Talente nicht weiterhin zu verstecken, sondern selbst aktiv zu werden.
EGr

Puk Qvortrup: In einen Stern
Dieser autobiographische Roman der dänischen Journalistin und Schriftstellerin Puk Qvortrup fesselt sehr. Puk ist schwanger; sie ist die Mutter des zweijährigen Elmer und sie ist Witwe. Ihr Ehemann Lasse stirbt mit 27 Jahren bei einem Halbmarathon. Dies war in keiner Weise vorhersehbar und so ist Puk zutiefst geschockt und findet sich in einem Albtraum wieder. Sie versucht irgendwie zu funktionieren und den Alltag von sich und ihrem Sohn am Laufen zu halten. Die Geschehnisse und ihre Emotionen und Gedanken schreibt sie in diesem offenen und ehrlichen Buch nieder.
EGr

Ewa Maria Wagner: Tristan-Akkord
Eine Geschichte zwischen Polen, Schlesien, Deutschland und den Niederlanden, eine Geschichte zwischen Vater und Tochter, eingebettet in die gesamte Familie: Ehefrau und Mutter, zweite Tochter und Schwester und Geliebte des Vaters. Ev hadert ein Leben lang mit ihren Eltern und mit ihrem Vater. Sie fühlt sich ungeliebt und unverstanden. Sie zieht sich als Kind und Jugendliche in die Lektüre von Büchern zurück, wendet sich aber dann doch mit viel Ehrgeiz der Musik zu. Sie wird Bratschistin und lebt schließlich mit ihrem Mann ihn den Niederlanden. Die Erinnerungen an ihr Elternhaus lassen sie auch als erwachsene Frau nicht los und beschäftigen sie sehr. Eine spannende Lektüre.
EGr

Delphine de Vigan: Die Kinder sind Könige
Die französische Autorin Delphine de Vigan hat bereits viele erfolgreiche Romane veröffentlicht. Mit "Die Kinder sind Könige" hat sie ein brisantes und sehr aktuelles Thema aufgegriffen. Es geht um eine Familie, die in den Sozialen Medien auf verschiedenen Kanälen sehr aktiv ist. Täglich postet die Mutter Mélanie als Influencerin Videos von ihren beiden kleinen Kindern Sammy und Kimmy. Eines Tages wird das Mädchen Kimmy vermisst, so dass sich die Kriminalpolizei einschaltet. Clara Roussel ist in diesem Fall zuständig.
Parallel wird die Geschichte der Mutter und der beiden Kinder bis hin ins Erwachsenenalter und die Geschichte von Clara erzählt.
Spannend zu lesen, wie die beiden Kinder von ihren Erziehungsberechtigten zu Objekten degradiert und vermarktet werden und was dieses Leben in der Öffentlichkeit mit den Kindern macht.
EGr

Danielle McLaughlin: Dinosaurier auf anderen Planeten
Die irische Rechtsanwältin und Autorin hat eine Sammlung von elf sehr unterschiedlichen Kurzgeschichten geschrieben, die einen allesamt in den Bann ziehen. Präzise und wortgewandt erzählt sie von Momentaufnahmen - oft ohne Anfang und konkretes Ende - aus dem Leben verschiedener Menschen und Familien. Ziellosigkeit, Einsamkeit und Unzufriedenheit werden oft in ganz banalen Situationen deutlich. Melancholische und triste Begebenheiten ziehen den Leser in den Bann.
EGr

Abi Daré: Das Mädchen mit der lauternen Stimme
Abi Daré ist in Lagos in Nigeria geboren und lebt in Großbritannien. Mit ihrem Debüt-Roman stand sie auf der Shortlist des britischen Buchpreises. Die 14jährige Aduni ist in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen. Ihre Mutter ist früh gestorben; ihr Vater verheiratet sie gegen ihren Willen. Sie flieht aus dem unerträglichen Haus ihres Mannes und arbeitet in der Stadt Lagos als Hausmädchen. Dort wird sie ausgebeutet und ständig unterdrückt. Ihr großes Ziel ist es, eine Schule besuchen zu können. Sie versucht mit viel Beharrlichkeit ein Stipendium zu bekommen. Wird ihr das gelingen?
EGr

Andrea Sawatzki: Brunnenstraße
Die Schauspielerin Andrea Sawatzki erzählt in ihrem neuen Roman von ihrer schweren Kindheit. Die ersten 8 Jahre lebt sie mit ihrer alleinerziehenden Mutter, die als Krankenschwester arbeitet, in Vaihingen. Als die erste Frau des Vaters stirbt, ziehen Mutter und Tochter zu ihm. Der Journalist Günther Sawatzki kann keiner Arbeit mehr nachgehen, da er bald nach dem Einzug an Alzheimer leidet. Da die Mutter nun weiterhin als Krankenschwester Geld verdienen muss, muss Andrea sich um den kranken Vater kümmern, der immer mehr Probleme bereitet. Ein sehr lesenswertes Buch der bekannten Schauspielerin und Autorin.
EGr

Laurent Petitmangin: Was es braucht in der Nacht
Der in Lothringen geborene Autor erzählt in seinem preisgekrönten Romandebüt, das auch verfilmt wird, von einem Vater und seinen beiden Söhnen. Die Frau und Mutter ist an Krebs erkrankt, stirbt daran und hinterlässt eine nicht zu füllende Lücke. Der Vater arbeitet als Monteur bei der Staatsbahn. Er ist Sozialist, politisch engagiert und er kümmert sich sehr liebevoll um seine Söhne und versucht, ihnen Halt zu geben. Doch der ältere Sohn Fus kapselt sich immer mehr ab und gerät in die Jugendgruppe der Front National. Nach einer Prügelei mit schweren Verletzungen kommt es zur Katastrophe.
EGr

Ildikó von Kürthy: Morgen kann kommen
Ein toller Roman über Familie, Freundschaft, Liebe, Beziehungen, das Leben und den Tod: Die Schwestern Ruth und Marie können nicht unterschiedlicher sein, trotzdem lieben sie sich über alles. Bis Ruth Martin kennenlernt, ihn heiratet und sich von der Familie entfremdet. 15 Jahre nach der Hochzeit flieht Ruth wieder in die Arme ihrer Schwester und möchte die Missverständnisse der Vergangenheit klären. Ildiko von Kürthy lässt in diesem Roman lebensnahe Charaktere zusammentreffen und beschreibt mit viel Witz und Charme Situationen, die wir alle kennen.
JDoe

Laetitia Colombani: Das Mädchen mit dem Drachen
Geschickt vereint Laetitia Colombani in ihrem neuen Roman wieder das Schicksal verschiedener Frauen und Mädchen. Lena ist Lehrerin und möchte in Indien einen schweren Schicksalsschlag überwinden. Preeti bringt jungen Mädchen Selbstverteidigung bei und die stumme, intelligente Lalita lebt als Arbeitskraft ohne positive Zukunftsaussichten. Als Lena erfährt, dass Preeti und Lalita weder lesen noch schreiben können, findet sie endlich eine neue Lebensaufgabe. Obwohl die Romane Colombanis keine überraschenden Wendungen beinhalten, lese ich die Geschichten immer sehr gerne und die Themen stimmen mich nachdenklich. Ein einfühlsames, bewegendes und kurzweiliges Lesevergnügen!
JDoe

Bergsveinn Birgisson: Antwort auf den Brief von Helga
Der isländische Autor lässt in diesem kleinen Roman den mittlerweile alten Bjarni einen Brief an seine große Liebe Helga schreiben, die er in jungen Jahren alleine gelassen hat. Der Bauer und Schafzuchtkontrolleur versucht darin, sein Verhalten und seine glücklose Entscheidung zu erklären und zu rechtfertigen. Die kinderlose und freudlose Ehe mit Unnur belastet sein bescheidenes, im Einklang mit der Natur geführtes Leben. Das Leben der Bauern auf den einsamen und verstreuten Höfen im kargen Island wird in diesem poetischen Buch sehr eindringlich geschildert.
EGr

Alena Schröder: Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid
Alena Schröder erzählt die Lebensgeschichte dreier Frauen: Hannah, Evelyn und Senta. Die junge Doktorandin Hannah kümmert sich um ihre Großmutter Evelyn, die in einem Seniorenheim lebt. Die pensionierte Ärztin wartet stoisch darauf zu sterben. Dann taucht ein Brief aus Israel auf und weist Evelyn als Alleinerbin eines verschollenen Kunstvermögens aus. Wieso hat Evelyn nie über die Vergangenheit und ihre leibliche Mutter Senta gesprochen? Ein schönes Buch über Kunstraub im Nationalsozialismus, über das Erwachsenwerden und die Folgen von Familiengeheimnissen. Alena Schröder hat sich mit diesem Buch dieses Jahr in meine Top 10 geschrieben.
JDoe

Arno Strobel: Die App
Das Paar Linda und Hendrik haben sich einen Wunsch erfüllt und wohnen in einem modernen Haus mit Smart Home Anlage in Hamburg. Ihr harmonisches Leben endet, als Linda mitten in der Nacht verschwindet und die Polizei das Verschwinden aufgrund fehlender Spuren nicht als Verbrechen einstufen kann. Arno Strobel greift in seinem Psychothriller wieder ein aktuelles Thema auf und bringt die Lücken neuer Technologien auf den Punkt. Allerdings gibt es wie in den vorherigen Romanen wieder einige blutige Szenen und somit ist es nichts für Zartbesaitete.
JDoe

Jochen Schweizer: Die Begegnung - eine Geschichte über den Weg zum selbstbestimmten Leben
Der Unternehmer und Extremsportler Jochen Schweizer hat einen Roman über den Norweger Hakon geschrieben, der ein sehr erfülltes und spannendes Leben geführt hat und nun im hohen Alter seine Weisheit und Lebenserfahrung an den jungen Sverir weitergibt. Sverir hat eine ähnlich harte Jugend wie Hakon sie hatte, ist einsam und auf der Suche. Hakon hat im Kajakfahren seinen Lebenssinn gefunden und später gelingt es ihm, das Abschlachten der Wale zu begrenzen. Im Alter wurde er immer selbstsicherer, eindeutiger und zielgerichteter in seinen Entscheidungen und Taten. Ein selbstbestimmtes Leben ohne Angst, aber mit eindeutigen Zielen zu finden, ist Hakons Grundsatz.
EGr

Elisabeth Schmidauer: Fanzi
Großvater Franz und seine Enkeltochter Astrid erzählen von ihrem Leben und von ihrer Familie. Sie erzählen, wie vieles durch den zweiten Weltkrieg zerbrach, welchen Schaden die einzelnen Familienmitglieder genommen haben und in wie vielen Generationen die Probleme nachwirken.
Franz versucht als Kind die Härte und Lieblosigkeit der Eltern zu ertragen. Er kümmert sich innig um seine kleine Schwester Elfi. Er übernimmt schließlich den Hof und heiratet seine große Liebe. Er bleibt zurückgezogen und wortkarg. Erst als sein Sohn und seine Enkelin Fragen stellen, gelingt es ihm, sich den Erinnerungen zu stellen. Schaffen sie es, die erlittenen Verletzungen und Erinnerungen zu klären, so dass doch alle Generationen noch ihren Frieden finden?
Ein sehr spannender und berührender Roman, der im ländlichen Österreich spielt.
EGr

Édouard Louis: Die Freiheit einer Frau
Die Bücher des jungen französischen Autors haben meist einen starken Bezug zu seinem eigenen Leben. In seinem neuen Roman geht es um das harte Leben und die Abhängigkeiten seiner Mutter. Édouard wuchs mit zwei jüngeren Geschwistern, einem gewalttätigem Vater und seiner unterdrückten Mutter auf dem Land auf. Er schaffte es als einziger, das Gymnasium zu besuchen und der Armut zu entkommen.
Die Mutter wird mit 16 schwanger, muss die Schule abbrechen und findet sich in einer Spirale aus Alkoholmissbrauch, Gewalt und vollkommener Perspektivlosigkeit wieder. Der Sohn beschreibt, wie sie es letztendlich doch noch schafft, dieser Aussichtslosigkeit auf ihre Weise zu entkommen.
EGr

Mareike Fallwickl: Dunkelgrün fast schwarz
Marie und Alexander wohnen mit ihren kleinen Kindern Moritz und Sophie sehr beengt in Wien. Alexander studiert noch und möchte später im kleinen Ort Bad Dürrnberg bei Salzburg die Praxis seines Vaters übernehmen. Marie zieht bereits vorher mit den Kindern in das Elternhaus von Alexander. In einem kleinen Dorf Anschluss zu finden ist schwierig. Doch Moritz freundet sich gleich am ersten Tag mit seinem Kindergartenkumpel Raffael an.
Mareike Fallwickl erzählt die Verflechtungen und subtilen Abhängigkeiten der Erwachsenen und der Kinder aus verschiedenen Blickwinkeln und zu verschiedenen Zeiten - auch als die Kinder bereits erwachsen sind. Ein vielschichtiges Buch - äußerst spannend erzählt.
EGr

Naomi Fontaine: Die kleine Schule der großen Hoffnung
Naomi Fontaine gehört der indigenen Volksgruppe der Innu aus der kanadischen Provinz Quebec an und auch sie arbeitet als Lehrerin. So kann sie in ihrem Roman sehr fundiert und glaubhaft von der Situation im First-Nation-Reservat Uashat erzählen. Der Leser darf die junge Lehrerin Yammie ein Schuljahr lang begleiten. Sie hat in Quebec studiert und hatte dort einen Partner. Doch nun kehrt sie zurück in ihren Heimatort. Yammie setzt sich sehr für das Wohlergehen und den Fortschritt ihrer Schüler ein. Sie fördert den Zusammenhalt und möchte den Schülern Zukunftsperspektiven vermitteln.
EGr

Natalie Buchholz: Unser Glück
Natalie Buchholz wurde 2018 mit dem Roman "Der rote Swimmingpool" bekannt. Sie lebt und arbeitet in München und im Inntal.
In ihrem neuen Roman geht es um das Paar Franziska und Coordt und ihren kleinen Sohn Frieder. Sie sind in München auf Wohnungssuche, was sehr schwierig bis unmöglich ist. Da ergibt sich eines Tages die Chance auf eine Traumwohnung. Bedingung ist jedoch, dass der alte Mann Bobo in einem integrierten Zimmer mit Bad wohnen bleiben kann. Das Paar lässt sich auf diese Situation ein - doch was macht es mit den beiden?
EGr

Elif Shafak: Das Flüstern der Feigenbäume
Die britisch-türkische Autorin Elif Shafak erzählt in ihrem neuen Roman von einer Liebe zwischen einer Türkin und einem Griechen auf der geteilten Insel Zypern. Der Roman spielt zu verschiedenen Zeiten auf Zypern und in London. Der junge Grieche Kostas und die Türkin Defne verlieben sich in den 70er-Jahren. Der einzige Ort, wo sie sich heimlich und ungestört treffen können ist das Hinterzimmer der Taverne "Die glückliche Feige". Die Taverne wird von dem schwulen griechisch-türkischen Paar Yiorgos und Yusuf betrieben, die durch die "unmögliche" Verbindung ähnliche Schwierigkeiten haben. Der aufflammende Bürgerkrieg lässt die Paare zwischen die Fronten geraten. Kostas wird zwangsweise nach London geschickt, ohne sich von Defne verabschieden zu können.
EGr

Simone de Beauvoir: Die Unzertrennlichen
Simone de Beauvoir schrieb diesen Roman im Jahr 1954. Ihre Adoptivtochter hat ihn jetzt veröffentlicht. Erzählt wird die Jugendfreundschaft zwischen Simone und ihrer Freundin Zaza. Im Roman heißen die beiden Sylvie und Andrée. Sie lernen sich 1919 in der Schule kennen. In Frankreich und im Elternhaus von Andrée herrscht ein strenger Katholizismus. Eigenes Denken und eigene Wünsche sind auch innerhalb der Familie nicht erwünscht. Diese zutiefst konservative Umgebung und die unerbittlichen Gesetze der besseren Gesellschaft und des konservativen Milieus machen das Leben der beiden jungen Frauen nicht einfach. Die eine zerbricht daran, die andere überwindet diese Bedingungen und ihr gelingt es im Lauf der Zeit, sich zu emanzipieren.
EGr

Paolo Cognetti: Das Glück des Wolfes
Paolo Cognetti ist Mathematiker, Filmemacher und Autor. Bekannt wurde er vor allem mit seinem Buch "Acht Berge", das im Aostatal spielte. "Das Glück des Wolfes" ist ein sehr ruhiges Buch über das Leben in einem kleinen Bergort in Norditalien: der ruhige Alltag der Bewohner und die Faszination der Natur nehmen viel Raum ein.
Der wenig erfolgreiche Schriftsteller Fausto begibt sich nach der Trennung von seiner Frau als Aushilfskoch in die italienischen Alpen. Er arbeitet im Lokal "Babettes Gastmahl" in Fontana Fredda, wo er sich in die Kellnerin Silvia verliebt. Beide sind auf der Suche nach dem passenden Weg im Leben. Gemeinsam erleben sie die grandiose Natur der Alpen und sind vom Leben im Hochgebirge mit seinen besonderen Bewohnern fasziniert.
EGr

Tina Vallès: Das Gedächtnis des Baumes
Der 10jährige Jan lebt mit seiner Familie in Barcelona. Gerne besucht er seine Großeltern in dem kleinen Dorf Vilaverd. Doch als sein Opa Joan, der ein leidenschaftlicher Uhrmacher gewesen ist, an Demenz erkrankt, ziehen die Großeltern zur Familie in die Großstadt.
Jan erzählt in kurzen Episoden von seinem Alltag, von seiner guten Beziehung zu seinem Großvater und von seinen Gesprächen mit ihm. Aus seiner kindlichen Perspektive berichtet er von seinen Gedanken und den Sorgen, die er sich um seinen Großvater macht.
Eine sehr einfühlsame und respektvolle Geschichte zum Thema Demenz.
EGr

Denis Scheck: Der undogmatische Hund
Die Kulturredakteurin Christina Schenk und ihr Mann der Literaturkritiker Denis Scheck - Moderator der Sendungen "Lesenswert" und "Druckfrisch" - erfüllen sich nach vielen Jahren doch noch den Wunsch nach einem Hund. Stubbs, ein Jack-Russell-Terrier wird neues Familienmitglied. Vom Zusammenleben mit Stubbs erzählt dieses Buch auf humorvolle Art und Weise. Auch er ist zunehmend literaturbegeistert. Er stellt in seinen eigenen Kapiteln Hundebücher von bekannten Schriftstellern vor: Virginia Woolf, Thomas Mann, Stephen King, Jack London, Paul Auster...
EGr

Ángeles Donate: Die Schule, die wir liebten
In diesem wunderbaren Roman geht es um Kinder von Eisenbahnarbeitern in Mexiko, die sogenannte Eisenbahnschulen besuchten. Eine davon gibt es noch. Dr. Hugo Valenzuela, Chefinspektor der Generaldirektion für Bildung, wird gegen seinen Willen damit beauftragt, sie zu schließen.
In einem zweiten Handlungsstrang erzählt der 11jährige Ikal von seiner Kindheit, von seinen Freunden, von seinem Hund und von seinem Lehrer in eben jener Eisenbahnschule. Dort hat er von seinem engagierten und charismatischen Lehrer viel gelernt - bis ein Schicksalsschlag seine Kindheit abrupt beendet.
EGr

Walter S. Tevis: Das Damengambit
Beth Harmon wächst in einem Waisenhaus auf und erfährt dort keinerlei Freude. Doch durch Zufall beginnt sie mit dem Hausmeister Schach zu spielen. Er bringt ihr alles bei, was sie wissen muss. Der Autor Walter S. Tevis zeichnet den schwierigen Weg raus aus dem Waisenhaus. Beth wird spät adoptiert. Sie muss mit ihrer Sucht kämpfen, die durch die Beruhigungspillen hervorgerufen wurde, die die Kinder im Waisenhaus täglich schlucken mussten. Diese Sucht weitete sich zu einer Alkoholsucht aus, aus der sie wieder herauszukommen versucht.
Beth arbeitet sich von Turnier zu Turnier nach oben. Die große Frage, die sich durch die Lektüre zieht: wie weit nach oben schafft sie es und wie geht es mit ihrer Sucht weiter.
Ein äußerst spannender Roman, der jeden fesselt, auch wenn man keinen Bezug zum Schachspiel hat.
EGr

Tessa Korber: Alte Freundinnen
Vier Freundinnen beschließen, im Alter gemeinsam zu wohnen. Alles kann sehr schnell in die Tat umgesetzt werden, da Franziskas Elternhaus - ein leerstehender Gasthof - sich dafür ganz ideal anbietet. Schnell werden sie sich trotz vieler Bedenken einig, renovieren und ziehen zusammen. Was dann das Leben alles für sie bereithält, erzählt Tessa Korber in ihrem neuen Buch. Eigenheiten, Sorgen und Probleme, aber auch viel Freude und Überraschungen hält das Leben für sie bereit. Ein ernsthaftes Thema, das in diesem Buch jedoch amüsant erzählt wird und leicht zu lesen ist.
EGr

Jacqueline Woodson: Alles glänzt
Aus vielen Blickwinkeln wird die Geschichte einer schwarzen Familie erzählt. Iris und Aubrey sind noch minderjährig, als sie eine Tochter bekommen. Das Mädchen Melody wächst bei Aubrey und den Eltern von Iris auf. Iris kümmert sich nicht um ihre Tochter, obwohl sie während der Schwangerschaft so für sie gekämpft hat. Sie geht möglichst weit weg nach Oberlin aufs College.
Durch die Einbeziehung der Sichtweise auch der Großeltern pendelt der Roman zwischen Vergangenheit und Gegenwart und gibt dem Leser einen breiten Einblick in die Schicksale der einzelnen Familienmitglieder. Freude und Tragik liegen hier nah beisammen.
EGr

Anne von Canal und Heikko Deutschmann: I get a bird
Die Schriftstellerin und Übersetzerin Anne von Canal und der Schauspieler und Autor Heikko Deutschmann haben gemeinsam einen feinfühligen Briefwechsel zu Papier gebracht. Sie haben ausgelost, wer den ersten Brief schreibt und sie haben dann ohne genauere Absprache einen schriftlichen Austausch zwischen zwei fiktiven Personen entstehen lassen und der Handlung freien Lauf gelassen. Ein interessantes Experiment! -
Jana hat vor 3 Jahren ihren Terminkalender verloren. Johan hat ihn gefunden und schickt ihn ihr jetzt erst zu. Daraus entwickelt sich ein erst sehr scheuer Briefwechsel, der dann bald an Tiefe gewinnt.
EGr

Melissa Harrison: Vom Ende eines Sommers
Die Autorin hat für diesen Roman den Literaturpreis der europäischen Union erhalten.
Die 14jährige Edith wächst als jüngste Tochter zwischen den beiden Weltkriegen auf der Farm ihrer Eltern in der englischen Grafschaft Suffolk auf. Ihr Leben ist in den arbeitsreichen Alltag der Familie und der Farmarbeiter eingebunden. Sie hat eine innige Verbindung zur Natur und zu den Tieren und sie liest viel lieber, als mit anderen Kindern zu spielen oder auf der Farm zu helfen. Sie ist gefangen in alten Sitten, Gebräuchen und Traditionen; der Aberglaube beherrscht sie. Wirtschaftliche Probleme und Unsicherheiten, die das Erwachsenwerden mit sich bringen, beschäftigen die intelligente junge Frau. Als sie sich mit der modernen und selbstbewussten Londoner Journalistin Constanze FitzAllen anfreundet, gerät ihr Weltbild ins Wanken.
EGr

Eric-Emmanuel Schmitt: Madame Pylinska und das Geheimnis von Chopin
Als Neunjähriger wird Eric vom Klavierspiel seiner Tante verzaubert. Sein Entschluss steht fest: so möchte er auch Chopin spielen können! Er lernt fleißig, bleibt aber unzufrieden, bis er mit 20 Jahren in Paris bei der exzentrischen Madame Pylinska landet. Mit ihren ungewöhnlichen Lehrmethoden lernt er mehr über das Leben als über die Musik - mit erstaunlichen Ergebnissen! Ein humorvoller, unterhaltsamer Roman, fein verwoben mit Lebensweisheiten.
BGr

Edgar Selge: Hast du uns endlich gefunden
Der Schauspieler Edgar Selge hat einen herausragenden autobiographischen Roman geschrieben. In der Nachkriegszeit geboren, erzählt er vom schwierigen Familienleben mit seinen Eltern und mehreren Brüdern. Sein Vater ist angesehener Gefängnisdirektor, seine Mutter widerwillig Hausfrau. Er wird in eine sehr musikalische Familie mit einer schwierigen Vergangenheit während des 2. Weltkrieges hineingeboren. Das Leben und die Gefühle des Kindes sind stark vom Verhalten des Vaters beeinflusst und geprägt. Selge berichtet von den patriarchalischen Verhältnissen zu dieser Zeit, die in seinem Elternhaus sehr bedeutsam sind und ihm immens zu schaffen machen. Intensiv beschreibt er in einzelnen Szenen und Kapiteln die Vorkommnisse, die ihm das Leben und das Erwachsenwerden so schwer machen.
EGr

Hanne Ørstavik: ti amo
Die in Norwegen sehr bekannte Schriftstellerin Hanne Ørstavik lebt noch nicht lange in Mailand. Sie ist ihrem Mann erst vor kurzem dorthin gefolgt. Von den letzten Monaten mit ihm berichtet sie in diesem dünnen, aber umso intensiveren Buch. Er gibt als Verleger ihre Bücher in Italien heraus. So haben sich die beiden ein paar Jahre vorher kenngelernt. Nun ist er an Krebs erkrankt und hat nicht mehr lange zu leben. Nach vielen Reisen dreht sich das Leben in den letzten Monaten nur noch um Chemotherapie, Arzttermine und Apotheken. Der Verlag, Buchmessen, Konditoreien, Literaturhäuser und Bibliotheken sind die willkommene Abwechslung. Sachlich, nüchtern und zärtlich schreibt sich die Autorin ihre Sorgen und Gefühle von der Seele.
EGr

Tobias Bamborschke: Schmetterlinge im Winter
Tobias Bamborschke, auch bekannt als Texter und Sänger der Berliner Rockband "Isolation Berlin", hat nach dem 2017 erschienenen "Mir platzt der Kotzkragen" ein weiteres Buch herausgebracht. Er nennt seine Texte Gedichte, Gedanken und Spelunken und hat sie mit eigenen Zeichnungen illustriert. In seinen Liedern wie auch in seinen Gedichten geht es viel um Einsamkeit in der Großstadt und um Lebensschmerz. Die Gedichte sind teils düster und sehr nachdenklich. Sie schwanken zwischen melancholisch, lustig und ironisch. Dann aber sind sie auch wieder sehr wütend und traurig. Texte, die keinen kalt lassen. Texte, die tief berühren.
EGr

Christiane Tramitz: Das Dorf und der Tod
Die Autorin hat - nach vielen anderen Veröffentlichungen und dem so erfolgreichen Buch "Harte Tage, gute Jahre. Die Sennerin vom Geigelstein" - nun einen Roman nach einer wahren Begebenheit geschrieben. Auf dem Einband steht zwar Kriminalroman; als solchen kann man ihn aber nicht einordnen. Spannend und feinfühlig geschrieben ist der Roman aber allemal.
Ein Dorf in der Nähe von Rosenheim im Jahr 1921 - die noch nicht volljährige Vroni verliebt sich in Lorenz und wird schwanger. Ihre Eltern zwingen sie, den wesentlich älteren Bauern Benedikt zu heiraten. Ihren Sohn Franz nehmen sie ihr weg. Fortan führt Vroni ein trostloses Leben, geprägt von dörflichen Zwängen und Tradition. Christiane Tramitz lässt den Leser an vielen Schicksalen des kleinen Dorfes teilhaben. Auch lässt die Nazizeit das Dorf nicht verschont. Kälte und Hass führen im Jahr 1995 zu einem Doppelmord. Ein berührendes Buch, das sehr zu empfehlen ist.
EGr

Hanns-Josef Ortheil: Ombra - Roman einer Wiedergeburt
Der Schriftsteller und Professor Hans-Josef Ortheil berichtet in seinem neuen Roman von seiner Herzerkrankung, von seiner OP mit anschließendem Koma und von der Zeit der ambulanten Reha. In dieser schwierigen Zeitspanne wird er gezwungen, noch mehr über sich und sein Leben nachzudenken. Eine Änderung seines Lebens in vielen Bereichen ist gefragt. Durch die Reha und viele Gespräche versucht er nun, eine Balance zwischen Körper- und Gehirntraining, zwischen Körper und Geist zu finden.
EGr

Lena Raubaum: Mit Worten will ich dich umarmen – Gedichte und Gedanken
Die Gedichte aus der Feder der Österreicherin Lena Raubaum laden zum Nachdenken und Schmunzeln ein. Die Wort- und Sprachbegeisterung ist in den Gedichten, den Gedanken und kurzen Sprüchen immer zu spüren. Katja Seifert hat diesen schönen Lyrikband mit viel Feingefühl und Herzlichkeit illustriert. Ein wunderbares Geschenkbuch für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Ideal zum Sichselberschenken und für gute Freundinnen und Freunde.
EGr

Rachid Benzine: Als ich ihr Balzac vorlas
Eine marokkanische Einwandererfamilie in Frankreich 1978: die Eltern wohnen mit fünf Kindern in einer Zwei-Zimmer-Wohnung. Sie beherrschen die Sprache nicht und als der Vater stirbt, bringt die Mutter die Familie als Zugehfrau über die Runden. Jetzt, mit 93 Jahren, wird sie von ihrem Sohn gepflegt, dem Universitätsprofessor Rachid Benzine: immer wieder liest er ihr aus ihrer Lieblingsgeschichte von Balzac vor und blickt dabei auf seine eigene Familiengeschichte zurück. Dieses Büchlein ist eine Liebeserklärung an seine Mutter, die immer ein offenes Herz für ihre Kinder und andere Menschen hatte - trotz ihres harten Lebens in einer sozialen Außenseiterrolle. Gleichzeitig auch ein sehr berührender Beitrag zur aktuellen Diskussion um Heimat und Herkunft.
BGr

Chris Whitaker: Von hier bis zum Anfang
Dieser Roman ist eine Mischung aus Familiengeschichte und Krimi. Er spielt in der fiktiven Kleinstadt Cape Haven in Kalifornien. Es geht um den Polizisten Walk und seinen Freund aus Kindertagen Vincent King, der seit seinem 16. Lebensjahr wegen des Mordes an Sissy Radley im Gefängnis saß. Nach 30 Jahren kommt er nun frei.
Eng mit den Beiden verknüpft ist die Geschichte und das Schicksal der 13jährigen Duchess und ihres 5-jährigen Bruders Robin. Ihre Mutter Star Radley, die Schwester von Sissy, kommt mit dem Leben nur schwer zurecht. Duchess kümmert sich ziemlich alleine um Robin - erst recht, als ihre Mutter ermordet wird. Sowohl Duchess als auch Walk versuchen Verantwortung zu übernehmen und mit den verschiedenen Schicksalsschlägen umzugehen. Ein sehr fesselnder und überzeugender Roman.
EGr

Anja Jonuleit: Das letzte Bild
Auch dieser Roman verbindet Krimi und Familiengeschichte. Die Journalistin Eva entdeckt in einer Zeitung ein Phantombild, das sowohl ihr als auch ihrer Mutter sehr ähnlich sieht. Es ist das Bild einer Frau, die im November 1970 in Norwegen gewaltsam zu Tode kommt und deren Identität nie aufgedeckt wurde. Sie beginnt ihre Recherche und stößt auf ein dunkles Familiengeheimnis und einen Kriminalfall mit vielen ungelösten Rätseln. Anja Jonuleit hat einen realen Kriminalfall zu einer Geschichte mit vielen Emotionen verarbeitet. Die Geschichte wird aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt, die am Anfang nichts miteinander zu tun haben und dann geschickt miteinander verwoben werden. Ein durchgehend spannender und ergreifender Roman.
JDoe

Éliette Abécassis: Mit uns wäre es anders gewesen
Amélie studiert in Paris und begegnet Vincent. Sie sind sofort miteinander vertraut und verbringen einige Stunden miteinander im nächtlichen Paris. Schnell erkennen sie ihre Seelenverwandtschaft. Amélie ist extrem unsicher und so verpasst sie am nächsten Tag ihr erstes Rendezvous. In den nächsten Jahrzehnten begegnen sie sich in langen Zeitabständen immer wieder. Beide sind verheiratet, haben Kinder und sind beruflich eingespannt. Wie geht es weiter, wo doch beide mitten im Leben stehen? Ein netter dünner Roman für zwischendurch.
EGr

Dilek Güngör: Vater und ich
Wenn Kinder erwachsen werden, gehen sie auf Distanz zu den Eltern, dabei gehen manchmal auch die ursprüngliche Vertrautheit und Nähe verloren. Ipek, eine junge Radiomoderatorin, besucht ihren Vater, der in den siebziger Jahren als Gastarbeiter nach Deutschland kam, für ein verlängertes Wochenende. Eine berührende Suche nach einer verloren gegangenen Nähe und Sprache zwischen Vater und Tochter, die beide in ihren Rollen agieren, ohne den Sprung zum anderen zu schaffen. Und dennoch gelingt es ihnen im schweigsamen Miteinander-Tun ihre Liebe zueinander auszudrücken. Eine Lektüre aus dem Leben.
BGr

Anika Decker: Wir von der anderen Seite
Dieser Debüt-Roman der Drehbuchautorin Anika Decker ist schon 2019 erschienen. Anika Decker hat auch die Bücher zu den Liebeskomödien "Keinohrhase" und "Zweiohrküken" geschrieben. Genauso humorvoll ist dieser Roman, obwohl es um ein ernstes Thema geht.
Die Drehbuchautorin Rahel wacht aus dem Koma auf, in das sie wegen Multiorganversagen und Herzproblemen versetzt wurde. Sie findet sich auf der Intensivstation einer Klinik in ihrer Heimatstadt wieder und muss nun wieder zu Kräften kommen, um sich überhaupt selbst waschen und wenigstens wieder ein paar Schritte gehen zu können. Sie wird sehr von ihren Eltern, ihrem Bruder und ihrem Freund unterstützt. Sie macht sich viele Gedanken über ihre Vergangenheit und Zukunft und erzählt auf sehr witzige Art und Weise, was sie in der Klinik und Reha erlebt und welche Entwicklung sie hier durchmachen muss.
EGr

Daniela Engist: Lichte Horizonte
Daniela Engist wurde mit dem Roman "Kleins große Sache" bekannt. Sie studierte Germanistik, Anglistik und Musikwissenschaft und lebt mit ihrer Familie in Freiburg. Sie ist Journalistin und Autorin und hat lange als PR-Managerin bei internationalen Firmen in der Schweiz gearbeitet. Mittlerweile schreibt sie nur noch und thematisiert in ihrem neuen Roman die Themen Freundschaft, Beziehungen, Verliebtheit und Liebe. Die Protagonistin Anna ist 40 Jahre alt, seit 20 Jahren verheiratet und hat zwei Kinder. Sie lernt den französischen Chansonnier Stéphane kennen. Bei einem Konzert führt sie ein Interview mit ihm und beide sind fasziniert voneinander. Im Laufe der folgenden Wochen und Monate erinnert sie sich an ihre Jugend und ihre Vergangenheit, an ihre geglückten und missglückten Beziehungen und sie denkt intensiv über ihre Lebensträume nach.
EGr

Jarka Kubsova: Bergland
In ihrem ersten Roman hat die Autorin Jarka Kubsova eine generationenübergreifende Familiengeschichte aus den Südtiroler Bergen geschrieben. Sie erzählt von den wiederkehrenden Problemen zwischen den Menschen, zwischen den Kindern, Eltern und Großeltern der verschiedenen Generationen. Sie erzählt vom gravierenden Wandel der letzten Jahrzehnte bei den Bergbauern und im Tourismus: sehr harte Arbeit, Sprachlosigkeit, Technisierung und vermeintliche Optimierung, die bis ins hinterste abgelegene Tal vordringt. Erst eine Krise zwingt die Familie wieder zusammenzuwachsen. Altes Wissen und Traditionen bekommen die Chance doch wieder an die Oberfläche zu kommen und echter Landwirtschaft und Zufriedenheit den Weg zu ebnen.
EGr

Tatiana Țîbuleac: Der Sommer, als Mutter grüne Augen hatte
Tatiana Țîbuleac wurde 1978 in Moldawien geboren und lebt mittlerweile seit 2008 in Paris. Aleksey ist 17, hat es in der Schule nicht leicht, lebt zusammen mit seiner Mutter und leidet unter der Lieblosigkeit. Die jüngere Schwester ist schon gestorben, der Vater hat die Familie verlassen. Aleksey hasst seine Mutter und findet sie hässlich und absolut unfähig. Eigentlich wollte er seine Ferien mit Freunden verbringen, doch seine Mutter überredet ihn an ihrem 39. Geburtstag zu einer gemeinsamen Reise nach Frankreich in ein Ferienhaus. Dort erfährt Aleksey, dass seine Mutter Krebs hat und nur noch kurz zu leben hat. Langsam nähern sich Mutter und Sohn einander an.
EGr

Yamen Hussein: Siebzehn Minuten
Yamen Hussein wurde 1984 in Homs in Syrien geboren. Er ist Dichter und Journalist. Wegen seiner regimekritischen Artikel musste er die Universität und später auch das Land verlassen. Er floh im Jahr 2013 über Libyen in die Türkei. Von dort übersiedelte er 2014 als PEN-Stipendiant des Writers-in-Exile-Programms nach München. Mittlerweile lebt und arbeitet er in Leipzig.
In seinen Gedichten und in diesem dünnen Gedichtbändchen verarbeitet er seine persönliche Situation und seine Erinnerungen. Es geht um Heimatlosigkeit, um seine Mutter, um das Unterwegssein, um das Warten und um Hoffnung.
EGr

Lena Gorelik: Wer wir sind
Lena Gorelik wurde 1981 in St. Petersburg geboren. 1992 kam sie mit ihrem neun Jahre älteren Bruder, den Eltern und der Großmutter nach Deutschland.
In ihrem neuen Buch "Wer wir sind" erzählt sie von dieser schwierigen Zeit. Ihren geliebten Hund durfte sie nicht mitnehmen, sie lebte lange in einem Wohnheim. Die studierten Eltern konnten in ihrem Beruf in Deutschland nicht arbeiten. So legten sie alle Hoffnung in ihre Kinder. Lena Gorelik war in der Schule sehr erfolgreich, war dort aber immer eine Außenseiterin und wurde als Streberin tituliert, obwohl ihr das Lernen so leicht gefallen ist. Später ging sie von zu Hause fort und studierte Journalismus.
Unaufgeregt, aber sehr intensiv erzählt sie in diesem autobiographischen Roman die Geschichte ihrer Familie.
EGr

Moritz Heger: Aus der Mitte des Sees
Lukas lebt in einer Benediktinerabtei. Er ist mit knapp 40 Jahren der jüngste Mönch, nachdem Andreas - sein bester Freund - wegen einer Frau das Kloster verlassen und eine Familie gegründet hat. So ist Lukas mit den alten Mitbrüdern zurückgeblieben. Er ist für die zahlreichen Gäste zuständig. Am liebsten geht er täglich zum nahegelegenen See zum Schwimmen, wo er seinen Gedanken über das Leben und die Zukunft nachhängen kann. Am Steg und im Wasser kommt er zur Ruhe und versucht, sich seiner Gefühle klar zu werden. 14 Tage lang begleitet der Leser Lukas durch seinen Alltag und durch seine Gedankenwelt. Man ist bei seinen Gesprächen und Begegnungen dabei und kann seine Gedanken und Gefühle gut nachvollziehen. Ein ruhiges und sehr sympathisches Buch!
EGr

Simona Baldelli: Die Rebellion der Alfonsina Strada
Simona Baldelli hat einen biografischen Roman über die Radsportlerin Alfonsina Strada geschrieben. Alfonsina war ihrer Zeit weit voraus, als sie als Frau begann an Radrennen teilzunehmen. Sie wurde 1981 in Castelfranco Emilia geboren. Sie wuchs in einer großen und äußerst armen und lieblosen Familie auf. Als ihr Vater eines Tages ein altes Fahrrad mit nach Hause brachte, begann ihre Faszination für dieses Fortbewegungsmittel. Trotz Verbotes benutzt sie dieses Fahrrad und fährt damit nachts heimlich durch die Gegend. Auch an den ersten Rennen nimmt sie teil und will immer mehr. Das Radfahren bedeutet für Alfonsina Freiheit und Anerkennung.
EGr

Susanne Abel: Stay away from Gretchen
Weder die 84jährige, aufgeweckte Greta Monderath noch ihr Sohn Tom, ein bekannter Fernsehmoderator und attraktiver Junggeselle, wollen eine beginnende Demenz der alten Dame wahrhaben. Durch die Krankheit werden Gretas Erfahrungen aus der Kindheit und Jugend während der Kriegs- und Nachkriegszeit wach. Tom beginnt zu recherchieren und findet Erlebnisse und Begebenheiten heraus, die er kaum glauben kann und die sein Leben nachhaltig verändern. Der Roman macht diese Zeit und ihre ungewollt tragischen Ereignisse sehr lebendig und beleuchtet dabei auch die Verbindungen zwischen deutschen Frauen und Besatzungssoldaten. Eine berührende Geschichte über verschwiegene Ereignisse in deutschen Familiengeschichten, die über die Generationen bis in die Gegenwart fortwirken.
BGr

Ewald Arenz: Der große Sommer
Ewald Arenz wurde 2019 mit seinem Buch "Alte Sorten" bekannt. "Der große Sommer" ist mindestens genauso lesenswert. Ein wunderbares Buch, in dem erzählt wird, wie Frieder große Ferien erlebt, in denen unheimlich viel Überraschendes passiert. Da er die Versetzung in die nächste Klassenstufe wegen schlechter Noten in Mathe und Latein nicht geschafft hat, darf er nicht mit den Eltern und Geschwistern in Urlaub fahren; stattdessen muss er die 6 Wochen bei seinem überaus strengen Großvater verbringen und lernen und arbeiten. Schlechte Aussichten sind das - doch es werden höchst spannende Ferien mit vielen Umwälzungen.
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Zoe Brisby: Reise mit zwei Unbekannten
Der depressive Student Alex will nach Brüssel fahren, um über seinen Liebeskummer hinwegzukommen. Über ein Mitfahrerportal lernt er die rüstige, neunzigjährige Maxine kennen, die in Brüssel ihrem Leben ein selbstbestimmtes Ende setzen will. Es beginnt eine Fahrt voller unfreiwilliger Abenteuer, die die beiden gemeinsam meistern. Dabei entwickelt sich eine Freundschaft und am Ende kommen beide verändert in Brüssel an… Es macht Spaß, die liebevoll gezeichneten Charaktere auf ihrer Reise zu begleiten – ein Roadtrip der besonderen Art und eine Liebeserklärung an das Leben!
BGr

Matt Haig: Die Mitternachtsbibliothek
Im neuen Roman des britischen Autors Matt Haig gibt es ein Gedankenspiel: was wäre gewesen, wenn man sich an manchen Punkten des Lebens anders entschieden hätte, wenn man einen anderen Schritt gewagt hätte oder wenn man etwas nicht gemacht hätte? Wäre das Leben besser, wäre man zufriedener? In der Mitternachtsbibliothek kann man das zusammen mit Nora ausprobieren.
In ihrem Leben ging vieles schief: Beziehung, Arbeit, Verwandtschaft, alles ist eine einzige Katastrophe. Eines Tages beschließt sie, sich das Leben zu nehmen. Doch statt zu sterben, findet sie sich in der "Mitternachtsbibliothek" wieder. Ein richtig schöner Schmöker!
EGr

Roberto Camurri: Der Name seiner Mutter
Der erste Roman des italienischen Autors spielt in seinem Heimatort Fabbrico, einem Dorf in der Emilia-Romagna. Hier lebt Pietro mit seinem Vater Ettore. Die Mutter hat die Familie kurz nach der Geburt des Sohnes verlassen. Dies hinterlässt eine große Lücke im Leben Pietros. Sie fehlt ihm beim Erwachsenwerden und so tut er sich sehr schwer, ein gesundes Selbstvertrauen zu entwickeln.
Erst als er aus der Enge des kleinen Dorfes in die Universitätsstadt zieht und erst als er selbst Vater wird, will er unbedingt erfahren, was geschehen ist...
EGr

Amanda Gorman: Den Hügel hinauf - The Hill we climb
Amanda Gorman ist eine amerikanische Lyrikerin. Sie wurde 1998 in Los Angeles geboren und setzt sich für soziale Gerechtigkeit, Gendergleichheit und gegen Rassismus und Unterdrückung ein. Im Januar 2021 trug sie bei der Amtseinführung von Joe Biden als jüngste Inaugurationsdichterin in der Geschichte ihres Landes ihr Gedicht "The Hill we climb" vor und wurde damit weltberühmt.
Diese zweisprachige kommentierte Ausgabe des Gedichtes entählt auch ein Vorwort von Oprah Winfrey und Kommentare der drei Übersetzerinnen.
EGr

Monika Helfer: Vati
Die österreichische Autorin Monika Helfer wurde vor allem mit ihrem Roman "Bagage" bekannt. Auch in ihrem neuen Roman erzählt sie von ihrer schweren Kindheit; jedoch legt sie diesmal den Fokus auf ihren Vater. Er war im Begriff die Matura zu machen, war einer der intelligentesten Kinder, doch dann kam ihm der Krieg dazwischen. Sein Bein musste amputiert werden. Im Lazarett verliebt sich die Krankenschwester Greta in ihn und machte ihm einen Heiratsantrag.
Später leitet der Vater ein Invalidenheim in Vorarlberg; hier lebt Monika mit ihren Eltern und mit ihren drei Geschwistern. Nach einem Selbstmordversuch des Vaters und dem Krebstod der Mutter wird alles noch schwieriger. Die Kinder werden auseinandergerissen und aufgeteilt.
EGr

Markus Ostermaier: Der Sandler
Der Münchner Autor Markus Ostermair hat als Zivi in der Bahnhofsmission gearbeitet. Seine dortigen Erfahrungen und Erlebnisse verarbeitet er in seinem ersten Buch zu einem spannenden Roman. Zentrale Figur ist der obdachlose Karl. Er war Lehrer, hatte Frau und Tochter und ein zufriedenes Leben. Bei einem unverschuldeten Unfall lief ihm ein Kind ins Auto und war sofort tot. Dieser Schicksalsschlag hat ihn aus der Bahn geworfen und ihn letztendlich zu einem Leben auf der Straße getrieben, wo er vielen Menschen mit ähnlichen Schicksalen begegnet.
EGr

Jocelyne Saucier: Was dir bleibt
Gladys Corneau, 76 Jahre alt, lebt seit 55 Jahren in Swastika, einer kleinen Siedlung in Ontario mit 200 Einwohnern. Lisana ihre kranke und suizidgefährdete Tochter ist 54. Eines Tages verlässt Gladys ohne die Nachbarn oder Freunde zu benachrichtigen ihr Haus und ihre Tochter und macht sich mit dem Northlander-Zug auf die Reise. Niemand weiß, warum sie ihre Tochter plötzlich alleine lässt und alle Zelte hinter sich abbricht. Ein Englischlehrer, auch er ein besonderer Eisenbahnliebhaber, macht sich daran, der Spur dieser Reise und dieser Flucht zu folgen und bringt interessante Informationen ans Tageslicht.
EGr

Hubert Achleitner: flüchtig
Hubert Achleitner - besser bekannt als der Musiker Hubert von Goisern - hat mit "flüchtig" einen wunderbaren Roman über ein kinderloses Paar geschrieben, das sich auseinandergelebt hat. Maria kündigt ihre Arbeit bei der Bank und verschwindet - ohne sich zu verabschieden - aus Herwigs Leben. Salzburg, Wien, das Salzkammergut und Griechenland mit seinen Klöstern und Inseln sind die Orte der Handlung.
EGr

Carsten Henn: Der Buchspazierer
Dies ist die märchenhafte Geschichte über die Freundschaft zwischen dem 72jährigen Buchhändler Carl Kollhoff und dem vorwitzigen Mädchen Schascha. Carl liefert abends Bücher an seine Stammkunden. Er ist Buchberater und Lebenshelfer. Eines Tages spricht ihn die neunjährige Schascha an und begleitet ihn von da an auf seinen Touren. Sie besuchen einsame Menschen, denen die Bücher Hoffnung geben.
Ein poetisches und herzerwärmendes Buch für alle, die Bücher lieben.
EGr

Hanns-Josef Ortheil: In meinen Gärten und Wäldern
Der Sprachkünstler Hanns-Josef Ortheil begleitet die Natur und die Pflanzen im Jahreslauf und gibt der Verwandlung eine Stimme. Genau beobachtet er die Details in seinem Garten und im Wald. Er öffnet so dem Leser die Augen für die Schönheit, die auch im Kleinen zu finden ist. Ein wunderbares Büchlein für Pflanzenliebhaber und alle, die das Gärtnern und die Natur lieben.
EGr

Tove Ditlevsen: Kindheit
Die dänische Schriftstellerin Tove Ditlevsen lebte von 1917 bis 1976. Dieser erste Band der Kopenhagen Trilogie erschien im Jahr 1967. Sie schildert darin ihre von Angst und Einsamkeit geprägte Kindheit als Arbeiterkind im Stockholmer Arbeiterviertel Vesterbro. Das Schreiben ist für das sensible und begabte Mädchen ein Schutz vor der oft sehr rauen Wirklichkeit. Ihr älterer Bruder wurde von den Eltern immer bevorzugt, ihr Vater ist arbeitslos und in der Schule ist sie nicht sonderlich beliebt. Auch die beiden anderen Bände "Jugend" und "Abhängigkeit" sind bereits erschienen.
EGr

Benedict Wells: Hard Land
Nach seinem großen Erfolg "Vom Ende der Einsamkeit" hat uns Benedict Wells lange auf seinen nächsten Roman warten lassen. Erzählt wird die Geschichte des Jugendlichen Sam, der in Missouri lebt. Es ist das Jahr 1985. Sam ist ein Außenseiter, sein Vater ist arbeitslos, seine Mutter ist an Krebs erkrankt und er tut sich mit dem Erwachsenwerden sehr schwer. Doch in diesem Sommer findet er Anschluss an die kleine verschworene Gruppe um das Mädchen Kirstie. Ihr Vater betreibt ein altes kleines Kino, wo Sam als Aushilfe zu arbeiten beginnt. Ein Roman über das Erwachsenwerden, über Heimat, Mut, Abschied, über intensive Gefühle und die erste Liebe.
EGr

Zoltán Böszörményi: Immer wenn ich meine Augen schließe
Der ungarische Autor Zoltán Böszörményi erzählt in diesem kurzen, aber sehr intensiven Roman das Leben und das Leid der Kinder von Wanderarbeitern. Es ist die Geschichte eines 11jährigen Mädchens. Die Mutter geht zum Geldverdienen immer wieder für mehrere Wochen nach Italien. Das Mädchen wird bei der kranken und herzlosen Großmutter untergebracht, die mit der Betreuung des Kindes vollkommen überfordert ist. Auch der Aufenthalt bei einer anderen Familie mit einem Alkoholiker und zwei weiteren Kindern ist ein Fiasko. Das Mädchen isst immer weniger und wird schließlich für viele Monate in einer Klinik aufgenommen. Auch hier verbessert sich ihr Zustand nicht. Ein sehr fesselnder kurzer Roman.
EGr

Ewald Arenz: Alte Sorten
Sally ist noch nicht volljährig. Sie kommt mit ihrem spießigen Elternhaus nicht zurecht und wird immer wieder zu Klinikaufenthalten genötigt, weil sie sich weigert, so zu leben, wie ihre Eltern es erwarten. Eines Tages flieht sie aus einer Klinik und trifft unterwegs auf Liss. Liss ist um einiges älter und wohnt auf einem Bauernhof in einem kleinen Dorf. Sie lässt Sally bei sich wohnen, doch diese wird von der Polizei gesucht. Ein Roman über zwei wortkarge und einsame Frauen, die beide jemanden brauchen, der auf sie aufpasst.
EGr

Rupi Kaur: Home Body - zu Hause in mir
Mit ihrem dritten Gedichtband hat die junge indisch-kanadische Autorin Rupi Kaur wieder ein sehr schön gestaltetes und einfach wunderbares und sprachgewaltiges Buch vorgelegt. Die Gedichte sind in vier Themenbereiche eingeteilt und mit ihren eigenen schlichten Zeichnungen illustriert. Es geht um "denken", "fühlen", "ausruhen" und erwachen. Die schonunglos formulierten Texte sind leicht zugänglich und nehmen den Leser mit zu den innersten Gefühlen der Autorin.
EGr

Anna Katharina Hahn: Aus und davon
Anna Katharina Hahn erzählt in ihrem neuen Roman eine Generationengeschichte. Die alleinerziehende Cornelia lebt mit Sohn und Tochter in Stuttgart und sucht sich eine Auszeit, indem sie ein paar Wochen nach Amerika reist und sich auf die Spuren der Großmutter begibt. Ihre Mutter Elisabeth, die auch gerade mit ihrem Mann nach seinem Schlaganfall Probleme hat, kümmert sich währenddessen um die beiden Kinder. Bruno, der jüngere, ist viel zu dick. Stella, die ältere, ist mitten in der Pubertät. Die wechselnde Erzählperspektive gibt dem Roman sehr viel Spannung.
EGr

Ferdinand von Schirach: Gott
Ferdinand von Schirach diskutiert in diesem Buch wieder ein Thema, das rechtliche, medizinische, ethische und theologische Fragen aufwirft.
Herrn Gärtners Frau Elisabeth ist nach 42 Jahren Ehe an einem Hirntumor gestorben. Seither will Herr Gärtner nicht mehr leben. Sein Wunsch nach einem Suizid lässt sich nicht bei Seite schieben. So möchte er dieses Thema öffentlich machen. Der deutsche Ethikrat tagt und befasst sich mit der Frage der ärztlichen Beihilfe zum Suizid. Dieses Theaterstück wurde auch verfilmt. Im Anhang befinden sich 3 wissenschaftliche Essays zum Thema "ärztliche Suizidbegleitung".
EGr

Verena Kessler: Die Gespenster von Demmin
Die junge Larry hat es schwer, sich in ihrem Leben wirklich zurecht zu finden und sich wohl zu fühlen. In Demmin gab es am Ende des Zweiten Weltkrieges einen Massensuizid. Diese Tatsache scheint noch immer mit einer großen Traurigkeit über dem Ort und den Bewohnern zu liegen.
Larry wohnt mit ihrer Mutter in einem Haus in Demmin. Ihr älterer Bruder ist kurz vor ihrer Geburt bei einem Unfall gestorben. Ihr Vater hat ihre Mutter und sie bald verlassen. Ihre Mutter hat wechselnde Partner und auch in der Schule könnte es besser laufen. Larry findet ihr Leben langweilig und möchte möglichst schnell ihr Ziel erreichen und Kriegsreporterin werden.
EGr

Lily King: Writers & Lovers
Die amerikanische Schriftstellerin Lily King wurde bei uns mit dem Roman "Euphoria" bekannt. Auch in ihrem neuen Roman geht es um eine Dreiecksgeschichte. Die etwa 30jährige Casey Peabody ist ganz auf sich alleine gestellt. Sie versucht, über den Tod ihrer Mutter hinwegzukommen und die horrenden Collegeschulden abzubezahlen. So jobbt sie als Kellnerin, macht Doppelschichten und kommt trotzdem auf keinen grünen Zweig. Nebenher versucht sie an ihrem Roman zu schreiben. Zudem muss sie sich zwischen zwei Männern entscheiden, die gegensätzlicher nicht sein können. Ein spannender Roman über Trauer, Sehnsucht und das Schreiben.
EGr

Bernhard Schlink: Abschiedsfarben
Bernhard Schlink hat mit seinem neuen Buch wieder einen Band mit berührenden Erzählungen vorgelegt, die die Protagonisten immer mit ihrer Vergangenheit konfrontieren. In diesen 9 Geschichten erzählt er von Vertrauen und Verrat, von Verlust, Wehmut, Schuld und Sehnsucht, von Trauer und Liebe. Mit viel Feingefühl sind ihm wieder literarische Kleinode gelungen, die er in seiner ruhigen und klaren Sprache erzählt. Bernhard Schlink kann den Leser mit seinen Geschichten vollkommen in seinen Bann ziehen.
EGr

Jean-Paul Dubois: Jeder von uns bewohnt die Welt auf seine Weise
Der französische Schriftsteller Jean-Paul Dubois erhielt für diesen Roman im Jahr 2019 den Prix Goncourt.
Paul Hansen arbeitet als Hausmeister im Excelsior in Montreal. Das ist ein großes Gebäude mit vielen Wohnungen, in denen vorwiegend ältere wohlhabende Rentnerinnen und Rentner wohnen. Jahrelang kommt er hervorragend mit den Bewohnern aus und kümmert sich hilfsbereit auch um Dinge, für die er eigentlich gar nicht zuständig ist. Paul wird von den Bewohnern geachtet und der eine oder andere schüttet ihm auch mal sein Herz aus und kommt mit diversen Problemen zu ihm. Als Paul auch noch seine große Liebe findet, scheint sein Leben perfekt zu sein. Doch dann wird ein neuer Verwalter gewählt und die angenehme Atmosphäre im Haus gerät schnell ins Wanken. Paul erzählt sein ganzes Leben in Rückblenden aus einer Gefängniszelle.
EGr

Tobias Schlegl: Schockraum
Tobias Schlegl war erfolgreicher Moderator, Reporter, Musiker und Schauspieler. Dieses Leben im Rampenlicht lies er hinter sich und begann ein zweites Leben mit einer Ausbildung zum Notfallsanitäter. Er wollte etwas gesellschaftlich Relevantes machen. In diesem Roman verarbeitet er seine Erlebnisse, Erfahrungen und Gefühle. Er gibt dem Leser mit dem Notfallsanitäter Kim einen tiefen Einblick in den Alltag des Rettungswesens und des Klinikalltags mit seinen Nachtschichten und viel zu langen und herausfordernden Diensten. Dramatische Erlebnisse und dauerhaft viel zu hohe Belastungen führen bei Kim zu einer starken und grundlegenden Überforderung, zu einer psychischen Ausnahmesituation und einer posttraumatischen Belastungsstörung. Ein Beitrag, der gut zur aktuellen Diskussion um Berufe im pflegerischen und medizinischen Bereich passt.
EGr

Elke Heidenreich: Männer in Kamelhaarmänteln
Mit dem Untertitel "Kurze Geschichten über Kleider und Leute" hat sich Elke Heidenreich in diesem Buch mit dem Thema Kleidung in all seinen Facetten beschäftigt.
Teils hat sie sich mit Fotos aus ihrer Kindheit an bestimmte Kleidungsstücke erinnert und die Situationen und Gefühle, die dadurch in ihr aufkommen, beschrieben. Hier gibt es noch nach vielen Jahren und Jahrzehnten unvergessliche Verbindungen. Faszinierend, wie Elke Heidenreich auf kleinem Raum so witzige, traurige, überraschende, tiefgründige und intelligente Geschichten erzählen kann.
EGr

Benjamin Myers: Offene See
Der englische Autor und Journalist Benjamin Myers hat einen Roman über einen jungen Mann geschrieben, der nach seinem Schulabschluss auf Wanderschaft geht und einige Zeit in der Natur und mit dem Meer leben möchte. Er will aus der Bergbauregion, in der er aufgewachsen ist, nochmal ausbrechen, bevor der Alltag ihn in Beschlag nimmt. Der Krieg ist gerade vorbei und die Armut und die Nachwirkungen dieser Zeit sind noch überall zu spüren.
Als er nach einigen Tagen auf ein verwahrlostes Grundstück trifft, freundet er sich dort mit einer älteren unkonventionellen Frau an, die dort wohnt. Beide profitieren von diesem gemeinsamen Sommer. Dulcie wird aus ihrer Verbitterung und Einsamkeit geholt und Robert lernt von ihr viel für's Leben.
EGr

Marco Balzano: Ich bleibe hier
Der italienische Autor Marco Balzano hat in einem sehr spannenden Roman die Geschichte der Orte Reschen und Graun und ihrer Bewohner erzählt. An Hand des Schicksals der Lehrerin Trina und ihrer Familie wird die Zeit des Faschismus und des Nationalsozialismus in Südtirol lebendig. Neben dem unaufhaltsamen Bau des Reschenstausees und der Enteignung, Zerstörung und Flutung des Dorfes geht es auch um die Zwangsitalianisierung von 1939 bis 1945, die große Option; die Wahl als Südtiroler ins Deutsche Reich zu ziehen oder als Italiener zweiter Klasse in der Heimat zu bleiben.
Egr

Charlotte McConaghy: Zugvögel
In diesem spannenden Roman geht es um das globale Massensterben vieler Tierarten, insbesondere der Vögel und Fische. Die unstete, eigenwillige und verlorene Ich-Erzählerin Franny hält es nie lange irgendwo aus. Sie liebt das Meer und die Vögel. Sie fährt mit der Crew eines Fischerbootes in Richtung Antarktis, um den letzten Küstenseeschwalben zu folgen. In Rückblicken wird von Ihrer Vergangenheit, von ihrer Liebe zum Ornithologen Niall und von ihrer Zeit im Gefängnis erzählt. Durch ihre Zerrissenheit und Verzweiflung bringt sie die ganze Mannschaft in Gefahr und löst viel Leid aus.
EGr

Anne Tyler: Der Sinn des Ganzen
Micah lebt alleine in einer Souterrain-Wohnung. Er nimmt im Haus die Hausmeistertätigkeiten wahr. Zusätzlich hat er eine eigene kleine Ein-Mann-Firma Tech-Eremit; er löst alle anfallenden Computerprobleme seiner Kunden. Doch mit seinen eigenen Beziehungsproblemen ist es schwieriger. Als Eigenbrötler hat er zwar immer wieder eine Beziehung; doch wird er schließlich mit 40 noch die richtige Frau für eine dauerhafte Beziehung finden?
EGr

Robert Seethaler: Der letzte Satz
Dieses neue Buch von Robert Seethaler wurde von vielen Rezensenten sehr kritisch aufgenommen. Ein Musik- und Mahlerkenner wird diesem Buch vermutlich nicht viel abgewinnen können, da es in Seethalers Roman nicht um Gustav Mahler als Musiker geht, sondern mehr um seine private Seite. Mir hat das Buch und der Stil Seethalers aber wieder sehr gut gefallen.
Im Jahr 1911 - auf seiner letzten Schiffsreise von New York zurück nach Europa - wird der berühmte Komponist Gustav Mahler an Deck von einem Schiffsjungen umsorgt. Robert Seethaler versucht, Mahler in seinen letzten Tagen zu erfassen. Mahler hängt seinen melancholischen Gedanken nach und erinnert sich an vergangene Zeiten, an seine Frau Alma, an seine Töchter und an Begegnungen mit Zeitgenossen, wie z.B. Sigmund Freud oder Auguste Rodin. Er versucht seine Gefühle und Erinnerungen zu ordnen und eine Lebensbilanz zu ziehen.
EGr

Joanna Nadin: Meine Mutter, unser wildes Leben und alles dazwischen
Dido zieht mit ihrer alkoholsüchtigen, feministischen, ein bisschen verrückten und sehr alternativen Mutter von einer WG in London in eine Kleinstadt in Essex. Dort haben sie ein Häuschen geerbt. Dido versucht, sich möglichst anzupassen und bei den Kindern der Nachbarsfamilie Anschluss zu finden. Diese Familie mit Vater, Mutter, Tochter und Sohn stellt für die vernachlässigte Dido die scheinbar heile und normale Welt dar, von der sie selbst doch so weit entfernt ist. Ihre Mutter Edie hingegen lebt ihr exzentrisches Leben weiterhin fort. Sie versucht aufzufallen und sich auf keinen Fall an das Leben in einer Kleinstadt anzupassen. Ein für beide Seiten schwieriges Mutter-Tochter-Verhältnis wird in diesem herzergreifenden Roman erzählt.
EGr

Raffaella Romagnolo: Bella Ciao
Dieser Roman von Raffaella Romagnolo ist eine italienische Familiengeschichte über mehrere Generationen. Sie spielt zur Zeit der beiden Weltkriege. Im Mittelpunkt stehen die beiden Freundinnen Giulia Masca und Anita Leone. Sie sind in ihrer Kindheit eng befreundet, bis sie durch die Liebe zum gleichen Mann getrennt werden. Giulia verlässt von einem Tag auf den anderen ihre Mutter und das Dorf, um sich in Genua nach Amerika einzuschiffen.
Wer die Bücher von Elena Ferrante mag, wird an diesem Buch erst Recht Gefallen finden.
EGr

Hanns-Josef Ortheil: Italienische Momente
In seinem neuen Buch hat Hanns-Josef Ortheil Auszüge, Beschreibungen und Erlebnisse aus einigen seiner bisherigen Romane miteinander verknüpft. Seit er nach dem Abitur alleine nach Rom gefahren ist, um dort mit Hilfe eines Stipendiums ein Studium zum Konzertpianisten zu absolvieren, ist er der Schönheit Italiens, seinen Menschen, den Essens- und Lebensgewohnheiten und der italienischen Lebensart vollkommen verfallen.
Hanns-Josef Ortheil gelingt es auf unnachahmliche Art und Weise Beschreibungen von Rom, Venedig, Sizilien und San Benedetto del Tronto zu Papier zu bringen, so dass man seine Erlebnisse und Gefühle wunderbar nachvollziehen kann.
EGr

Susanne Matthiessen: Ozelot und Friesennerz
Die Journalistin Susanne Matthiessen hat diesen Roman einer Sylter Kindheit geschrieben. Sie ist 1963 auf Sylt geboren und dort aufgewachsen. Nach dem Abitur hat sie die Insel verlassen.
In diesem Buch erzählt sie viele Geschichten rund um ihre Familie. Ihr Vater ist Kürschner und zusammen mit seiner Frau betreibt er ein florierendes Pelzgeschäft, in dem die Reichen und Schönen sich die Klinke in die Hand geben.
Die 70er-Jahre bescheren der Insel einen ungeahnten Wohlstand, aber es muss rund um die Uhr gearbeitet werden. Auf Sylt wird alles getan, um den Urlaubern gerecht zu werden. Susanne Matthiessen berichtet lebhaft von dieser Zeit. Sie erzählt von den positiven Dingen und von den negativen Begleiterscheinungen des Booms, sowie vom Ausverkauf der Insel. Die Inselgemeinschaft zerfällt; man kann es sich nicht mehr leisten dort zu wohnen und zu leben. Auch an den vielen Bausünden und sonstigen Verfehlungen lässt sie kein gutes Haar.
EGr

Sally Rooney: Normale Menschen
Sally Rooney erzählt die ungewöhnliche Liebesgeschichte zwischen Connell, einem belesenen Sportler aus ärmlichen Verhältnissen, und Marianne, einer eigenwilligen Außenseiterin aus reichem Hause. Sie verlieren sich nach ihrer Schulzeit aus den Augen und finden am Trinity College in Dublin wieder zueinander. Fehlende Kommunikation führt zu vielen Missverständnissen, die Sturheit der Beiden zu ihrem Unglück. Eine stimmig geschriebene Geschichte mit melancholischem Unterton, die die Angst vor Zurückweisung und den Wunsch nach Nähe und Zugehörigkeit aufgreift.
JDoe

Valerie Fritsch: Herzklappen von Johnson & Johnson
Die junge Alma wächst in einer einsamen, schmerzlich traurigen Erwachsenenwelt heran, ihr Leben überschattet von grundlosen Gefühlen der Schuld und Verlorenheit. Als die Großmutter ihr lebenslanges Schweigen bricht, stellt sich heraus, dass das Kriegstrauma des Großvaters in ihr weiterwirkt. Gleichzeitig wird Alma Mutter eines Sohnes, der keinen Schmerz empfinden kann. Sie muss sich der Frage stellen, wie sie ihn vor Verletzungen schützen und zu einem mitfühlenden Wesen erziehen kann, auch wenn er die Verwundbarkeit der Menschen nicht kennt...
Ein Roman, der mit ausdrucksstarken Sprachbildern eine dichte, teils bedrückende Atmosphäre schafft, der man sich nicht entziehen kann - absolut lohnenswerte Lektüre!
BGr

Dominik Barta: Vom Land
Dominik Barta aus Oberösterreich hat mit seinem Debütroman einen Volltreffer gelandet.
Theresa und Erwin bewirtschaften schon seit 40 Jahren den gemeinsamen Hof. Die erwachsenen Kinder sind längst ausgezogen und haben sich anderen Berufen zugewendet. Doch die Tochter Rosalie und ihr Mann Fridolin wohnen zusammen mit dem Enkel Daniel noch in der Nähe. Sprachlosigkeit dominiert das Familienleben; nur Daniel kann dieser Situation etwas entgegensetzen. Theresa wird krank und lange verschwiegene Konflikte und Probleme kommen zu Tage. Und auch in der Dorfgemeinschaft brodelt es.
EGr

Adeline Dieudonné: Das wirkliche Leben
Die belgische Schauspielerin Adeline Dieudonné stand mit ihrem ersten Roman monatelang auf den französichen Bestsellerlisten. Die Ich-Erzählerin ist 10 Jahre alt und möchte ihren kleinen Bruder vor dem alkoholsüchtigen und tyrannischen Vater schützen. Unzufriedenheit und Gewalttätigkeit dominieren das Familienleben. Die Mutter erträgt die Misshandlungen ihres Mannes, doch die Tochter begehrt dagegen auf. Intelligent und mutig versucht sie trotz der sehr schwierigen Umstände, ihr Leben in die Hand zu nehmen. Überaus spannend und mitreißend geschrieben!
EGr

Lana Lux: Jägerin und Sammlerin
Alisa kommt im Alter von zwei Jahren mit ihren Eltern aus der Ukraine nach Deutschland. Die Eltern trennen sich und Alisa kann - je älter sie wird - den Forderungen der anspruchsvollen und so schönen, aber unzufriedenen Mutter nicht standhalten. Sie findet in der Schule nicht richtig Anschluss und flüchtet sich vor ihren Problemen in eine Essstörung. In diesem Roman wird eine gescheiterte Mutter-Tochter-Beziehung aus beidseitiger Sicht erzählt.
EGr

Alexandra Friedmann: Eine Geschichte von Sturm und Stille
Alexandra Friedmanns Buch "Sterben für Anfänger" hatte uns schon sehr gut gefallen. Der neue Titel "Eine Geschichte von Sturm und Stille" ist ein kleines Büchlein, das man in einem Zug ausgelesen hat.
Mano hat seine Eltern und seinen älteren Bruder im Krieg verloren und nimmt nun all seinen Mut zusammen, um über das Meer zu fliehen. Er kann nicht schwimmen und hat große Angst vor der Flucht. Tatsächlich geht er dann bei einem schweren Sturm über Bord und sinkt auf den Meeresgrund. Er trifft einen Fisch, der ihm das Leben und Sterben erklärt. Die beiden sprechen über Schicksal und Zufall, über Angst und Verzweiflung, über Mut und Hoffnung.
Ein tiefgründiges Buch, das zum Nachdenken anregt. Sicher auch ein sehr nettes Geschenk!
EGr

Jón Kalman Stefánsson: Ástas Geschichte
Der sehr erfolgreiche isländische Schriftsteller Jón Kalman Stefánsson hat eine Familiengeschichte der besonderen Art geschrieben. In verschiedenen Ebenen werden die Geschichten der Familienmitglieder erzählt. Sehr verschachtelt und verwickelt, aber trotzdem - oder in diesem Fall gerade deswegen - sehr gut zu lesen.
Ásta kommt Anfang der 50er Jahre in Reykjavik zur Welt. Die Ehe der Eltern Helga und Sigvaldi hält nicht lange. Ásta wächst bei einer Pflegemutter auf. Als sie in der Schule immer mehr Schwierigkeiten bekommt, wird sie zu einem Arbeitseinsatz auf einen einsamen Bauernhof in den Westfjorden geschickt. Ásta versucht, ihr Leben in den Griff zu bekommen und mit viel Mühe erwachsen zu werden.
EGr

Sandra Lüpkes: Die Schule am Meer
"Die Schule am Meer" ist ein richtig schöner Schmöker. Die Autorin ist selbst auf Juist aufgewachsen und hat ausführlich über die reformpädagogische Schule recherchiert.
1925 gründeten ein paar sehr engagierte Lehrer diese Reformschule. Das heruntergekommene Anwesen wird renoviert und trotz Geldsorgen immer wieder erweitert. Diese Schule gab es nur 10 Jahre, weil sie 1934 den Nazis zum Opfer fiel.
Mehrere Schicksale in diesen schweren Zeiten werden hier beschrieben. Die Hauptfiguren sind Anni Reiner, eine der Schulgründerinnen. Daneben der Schüler Moskito aus Südamerika, die Haushälterin Kea Joosten und der Musiklehrer Eduard Zuckmayer.
EGr

Tanja Langer: Der Tag ist hell, ich schreibe dir
Bereits 2012 ist dieses Buch von Tanja Langer erschienen. Da auch das Buch "Der Himmel ist ein Taschenspieler" zu den Lieblingsbüchern gehört, habe ich jetzt doch endlich auch diesen fesselnden autobiographischen Roman über ihre Freundschaft mit Alfred Herrhausen gelesen.
Als sie sich zufällig kennenlernen, ist Helen neunzehn und der Bankier Julius zweiundfünfzig Jahre alt. Die beiden freunden sich trotz des unterschiedlichen Alters und der so verschiedenen Lebenssituationen und Einstellungen an. Der regelmäßige, schriftliche und persönliche Austausch ist für beide sehr wichtig und bedeutet ihnen viel. Nach einem Attentat stirbt Julius und viele Jahre später befragt Helen Journalisten, Zeitzeugen und Stasi-Akten, um sein Leben besser zu verstehen.
EGr

Paolo Cognetti: Gehen ohne je den Gipfel zu besteigen
Der preisgekrönte italienische Autor nimmt uns mit auf eine Reise in eine der abgeschiedensten Gegenden Nepals mitten im Himalaya. Um Atem ringend überquert er mit seiner Trekkinggruppe Fünftausenderpässe, wandert durch einsames Hochland, trifft auf Yakherden und wenige Einheimische in einfachen Bergdörfern und fast verlassenen buddhistischen Klöstern. Mehr als einmal fragt er sich, warum er die Mühen dieser Reise überhaupt auf sich nimmt. Die Antwort darauf findet er im Hier und Jetzt. Ein sehr lesenswertes kleines Buch, Reiselektüre in die Ferne und ins eigene Innere.
BGr

Aljoscha Long und Ronald P. Schweppe: Der Kaufmann und der Rinpoche - Leben, Sterben und Dazwischen
Der reiche Kaufmann Dorjee Wangchuk liegt im Sterben und bittet seinen Jugendfreund, den Mönch Sonam Tsering, ihn dabei zu begleiten. Durch Lesen des Tibetischen Totenbuches hilft dieser ihm, seinen Weg durch die Zwischenwelten zu finden, um entweder Erlösung oder eine gute Wiedergeburt zu erlangen. Ein feinfühlig erzählter Roman, der nebenbei die Geschichte des chinesisch-tibetischen Konflikts aufgreift und gute Einblicke in den tibetischen Buddhismus gewährt. Für alle, die sich für Tibet oder den Buddhismus interessieren, eine genussvolle Lektüre.
BGr

Monika Helfer: Die Bagage
Die österreichische Autorin Monika Helfer hat einen biografischen Roman über ihre Vorfahren geschrieben. Ihre Großeltern Maria und Josef Moosbrugger leben auf einem abgelegenen Hof in Vorarlberg. Josef wird 1914 zum Militär eingezogen und bittet den Bürgermeister, dass er auf seine Frau Marie und die Kinder aufpasst. Das schwere Landleben auf dem Bauernhof und andere Männer, die sich in den Kriegszeiten in die Mutter verlieben, machen ihren Alltag nicht gerade einfacher. Bald geht das Gerücht, dass das geborene Kind nicht Josefs Tochter ist.
EGr

Milena Agus: Eine fast perfekte Welt
Wieder ein sehr lesenswertes Buch der italienischen Autorin Milena Agus! Sie wurde 1959 als Kind sardischer Eltern in Genua geboren. Auch in ihrer neuen Familiengeschichte geht es um eine Frau, die sich zwischen diesen beiden Regionen entscheiden muss. Ester hat Sardinien früh verlassen, um mit ihrem Mann Raffaele in Genua zu leben. Doch hier wird sie nicht glücklich. Wird es ihrer Tochter einmal besser gehen? Milena Agus erzählt vom Leben der einfachen Menschen aus ihrer Heimat Sardinien. Drei Generationen auf der Suche nach dem Glück.
EGr

Laetitia Colombani: Das Haus der Frauen
Laetitia Colombani wurde mit ihrem Roman "Der Zopf" bekannt. In ihrem neuen Roman verknüpft sie das Leben von Blanche Peyron, die 1926 in Paris ein Frauenhaus gegründet hat, mit dem Leben der Rechtsanwältin Solène. Solène versucht nach einem Burnout wieder Fuß zu fassen und bekommt zu eben diesem "Palast der Frauen" Kontakt. Umgeben von den unterschiedlichsten harten Frauenschicksalen beginnt sie, hier wieder am Leben Teil zu haben. So findet sie auch für sich selbst wieder einen Weg zurück in die Normalität.
EGr

Gøhril Gabrielsen: Die Einsamkeit der Seevögel
Eine junge Wissenschaftlerin begibt sich mitten im tiefsten nordnorwegischen Winter in die Finnmark, um dort die Auswirkungen der Klimaerwärmung auf die Zugvögel-Population zu beobachten und zu erforschen. Gleichzeitig möchte sie in der selbst auferlegten Einsamkeit in der alten Fischerhütte das Scheitern ihrer Ehe verarbeiten. Und sie wartet auf ihren Geliebten, der seine Ankunft jedoch immer wieder verschiebt.
In dieser Extremsituation zwischen Meer, Gesteinsklippen und Schneewüste beginnen die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Einbildung, zwischen Gegenwart und Vergangenheit immer mehr zu verschwimmen. Die Protagonistin wird immer mehr auf sich selbst zurückgeworfen.
EGr

Hannelore Maurer: Herzaugenblicke
Die Rosenheimerin Hannelore Maurer ist seit 2011 als Seelsorgerin in der Pfarrei St. Nikolaus tätig. Bekannt ist sie auch durch ihre Beiträge in verschiedenen Radiosendern und im OVB.
Nach dem Buch "Gedanken zum Leben" aus dem Jahr 2018 gibt es jetzt das neue Buch "Herzaugenblicke", wieder gespickt mit vielen Erlebnissen und Geschichten, die zum Nachdenken anregen. Die kurzen Texte werden von Fotografien von Gabriele Oberrenner begleitet. Das Buch möchte den Menschen in schwierigen Zeiten und Situationen Kraft geben und Mut machen.
EGr

Håkan Nesser: Der Choreograph
Zu seinem 70. Geburtstag ist eine limitierte Sonderausgabe von Håkan Nessers erstem Roman erschienen. Dieser Roman ist aus dem Jahr 1988 und erst 5 Jahre später wurde der erste Band der Van-Veeteren-Kriminalromanreihe veröffentlicht.
Ein Mann beobachtet eine Frau, wie sie sich in einem Geschäft unentschlossen ein Kleid aussucht. Die beiden werden ein Paar und fahren zu einem kleinen Ferienhaus... Doch die Idylle trügt.
Ein ruhiges Buch, philosophisch, mit vielen Zeitssprüngen und Ortswechseln in den einzelnen Kapiteln. Doch die Bruchstücke fügen sich zu einem großen Ganzen. Ein Muss für jeden echten Håkan-Nesser-Fan!
EGr

George Saunders: Fuchs 8
George Saunders studierte Ingenieurwesen und Geophysik und verdiente sein Geld u.a. als Türsteher und Dachdecker. Er studierte kreatives Schreiben und lehrt dies mittlerweile selbst an der Syracuse University. Er schreibt und veröffentlicht regelmäßig Kurzgeschichten und gilt in Amerika als einer der besten Kurzgeschichtenautoren der Gegenwart. Bei uns wurde er mit seinem Roman "Lincoln im Bardo" bekannt, mit dem er auch den Man Booker Prize gewann.
Der Fuchs, um den es in diesem Büchlein geht, ist neugierig und lernt die Sprache der Menschen. Er möchte den Menschen nahe sein und von ihnen lernen. Doch bald lernt er auch die Kehrseite der Medaille und die negativen Seiten der Menschen kennen.
Ein kleines und feines Buch, das zum Nachdenken anregt.
EGr

Quint Buchholz: Vom Glück der Langsamkeit
Der Maler, Illustrator und Autor Quint Buchholz hat in seinem neuen sehr poetischen Buch die Langsamkeit thematisiert. Seinen eigenen wunderbaren Bildern hat er eine Auswahl passender Texte und Gedichte aus verschiedenen Jahrhunderten an die Seite gestellt. Sowohl die Bilder als auch die Texte drehen sich um das Thema Zeit, Gelassenheit und Ruhe. Ein sehr empfehlenswertes Buch zum Selberlesen oder Verschenken. Man nimmt es immer wieder gerne in die Hand, um darin einzutauchen und zur Ruhe zu kommen.
EGr

Christine Nöstlinger: Ned, dasi ned gean do warat - Gedichte
Christine Nöstlinger war eine der wichtigsten deutschsprachigen Kinder- und Jugendbuchautorinnen. Im Residenz Verlag ist nun noch ein Band mit ihren Gedichten im Wiener Dialekt erschienen. Etwas schwer zu lesen, aber die Mühe lohnt sich auf jeden Fall. Bitterböse, sarkastische sozialkritische Texte, die sich mit Rechtsradikalismus, sozialen Ungerechtigkeiten und ähnlichen Themen beschäftigen, sind hier versammelt. Die Gedichte werden umrahmt von einem interessanten Vorwort von Michael Köhlmeier und einem ebenso lesenswerten Nachwort von Gerald Votava.
EGr

Axel Krohn: Ich bin halt ein Ramontiker - Deutsche Dialoge mitgehört
Axel Krohn hat bereits mehrere Bücher zum Thema Sprache und Kommunikation geschrieben. Er hört seinen Mitmenschen intensiv zu und beobachtet sie in den unterschiedlichsten Situationen. Er sammelt die Dialoge zwischen den verschiedenen Menschen und hat ein sehr humorvolles Buch daraus gemacht. Es sind bezeichnende Beispiele deutscher Gesprächskultur - teils skurril, teils banal und oft auch sehr tiefsinnig. Eine abenteuerliche Reise in die kuriosen Gespräche des Alltags.
EGr

Sigrid Nunez: Der Freund
Sigrid Nunez zählt zu den besten amerikanischen Gegenwartsautorinnen und erhielt für dieses Buch den "National Book Award". Im deutschsprachigen Raum ist sie noch nicht so bekannt.
Eine New Yorker Schriftstellerin und Dozentin für kreatives Schreiben, die sehr zurückgezogen und einsam lebt, trauert um ihren eng befreundeten Kollegen und Mentor, der Selbstmord begangen hat. Sie kannten sich viele Jahre lang. Sie hat drei Ehefrauen, mehrere Freundinnen und Geliebte miterlebt. Von seiner dritten Ehefrau wird sie gebeten, den Hund des Verstorbenen bei sich aufzunehmen. Aus dieser unfreiwilligen Verpflichtung entsteht schließlich eine sehr hilfreiche Situation. Das Zusammenleben mit der Dogge führt dazu, dass sie sich intensiv mit ihrer Trauer, sowie mit den Themen Tod, Freundschaft und Schreiben auseinandersetzen kann.
EGr

Gianrico Carofiglio: Drei Uhr morgens
"Drei Uhr morgens" ist ein sehr beeindruckendes Buch des italienischen Autors Gianrico Carofiglio.
Antonio ist 17 und lebt bei seiner Mutter. Er muss zu einer neurologischen Untersuchung zu einem Spezialisten nach Marseille. Sein Vater begleitet ihn dorthin. Antonio bekommt vom Arzt den Auftrag, zwei Tage und zwei Nächte ohne Schlaf zu verbringen.
Vater und Sohn verbringen diese Zeit zusammen - vorher hatten sie wenig Kontakt und kannten sich kaum. Nun erleben sie zwei sehr intensive und bereichernde Tage und Nächte.
EGr

Hanns-Josef Ortheil: Der von den Löwen träumte
Hanns-Josef Ortheil ist Professor für kreatives Schreiben und er ist auch selbst sehr kreativ. Schon wieder ist ein neues Buch von ihm erschienen. Dieses Mal hat er einen Roman über den Schriftsteller Ernest Hemingway und seine Zeit in Venedig geschrieben. Hemingway reist 1948 mit Mary, seiner vierten Frau, nach Venedig. Er leidet unter Depressionen und steckt in einer Schaffenskrise. Seine Kreativität ist ihm abhanden gekommen. Er hofft, dass ihn die anregende Umgebung und animierende Bekanntschaften zu neuen Ideen inspirieren werden. Es ist die Zeit, in der Hemingway seinen Roman "Über den Fluß und in die Wälder" und die Erzählung "Der alte Mann und das Meer" schreiben wird.
Ein unaufgeregtes und schön zu lesendes Buch, das sehr dazu animiert, auch mal wieder ein Buch von Ernest Hemingway in die Hand zu nehmen.
EGr

Line Madsen Simenstad: Königin-Maud-Land ist geheim
In Norwegen wurde dieses Debüt der norwegischen Autorin Line Madsen Simenstad hoch gelobt. Dieses dünne Buch versammelt 5 Kurzgeschichten. Die Geschichten sind leicht zu lesen, haben aber großen Tiefgang und erlauben jeweils einen kurzen Blick auf einzelne Lebensschicksale. Es geht um Menschen, die große Sorgen haben, es geht um Trauer, Verzweiflung, Ohnmacht, Einsamkeit, um Freundschaft und Familie. Es sind Themen und Erzählungen, die unter die Haut gehen. Am besten liest man die Geschichten einzeln, damit sie lange nachhallen können.
EGr

Isabel Bogdan: Laufen
Die Autorin Isabel Bogdan wurde mit ihrem Buch "Der Pfau" bekannt. Nun schreibt sie einen Roman über eine Frau, die versucht, sich die Probleme und ihre Traurigkeit von der Seele zu laufen. Sie lebt in Hamburg und ist Orchestermusikerin. Ihr Lebenspartner hat Selbstmord begangen und sie wird mit dieser Situation nur sehr schwer fertig. Im Laufen erinnert sie sich an die gemeinsame Vergangenheit und versucht, sich von den lähmenden Gedanken zu befreien, um wieder in die Zukunft blicken zu können.
EGr

Merethe Lindstrøm: Tage in der Geschichte der Stille
Die norwegische Autorin Merethe Lindstrøm erzählt die Geschichte eines älteren Ehepaares, das durch Höhen und Tiefen gegangen ist. Simon war Arzt; Eva hat als Lehrerin gearbeitet. Es gibt drei erwachsene Töchter. Doch nun zieht sich Simon in sein Schweigen zurück und Eva möchte diesem Verhalten auf den Grund gehen. Eva hadert mit der Situation und versucht, verschiedene Stationen ihrer Vergangenheit zu reflektieren und so der Sprachlosigkeit, der Entfremdung und der Trostlosigkeit entgegenzuwirken.
EGr

Julie Otsuka: Als der Kaiser ein Gott war
Nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941 wurden als militärisch notwendige Sicherheitsmaßnahme über 120000 japanischstämmige Amerikaner verhaftet, deportiert und in Internierungslager gesteckt.
Berkely in Kalifornien: der Vater wurde bereits vom FBI verhaftet und seine Familie weiß nichts über sein Schicksal; die Mutter mit Tochter und Sohn kommen für mehrere Jahre in ein Lager in der Wüste. Dort ertragen sie Hitze und Kälte und das Lagerleben wie in einem Nebel. Nach dem Krieg kehren sie ins heruntergekommene und verschandelte Haus zurück. Auch der Vater kehrt als gebrochener Mann zurück. Wie kann dieses Leben weitergehen?
EGr

Hanns-Josef Ortheil: Der Typ ist da
Kein typischer "Ortheil" der letzten Jahre, sondern eher ein Roman, der an die Liebesromane des Autors erinnert. Er hat hier eine unaufgeregte Geschichte über Gefühle und über die Liebe geschrieben. Drei junge Frauen leben in Köln in einer WG. Eine betreibt ein kleines Café, die andere arbeitet in einer Buchhandlung, die dritte studiert noch. Die Studentin Mia war einige Zeit in Venedig und hat dort auch Matteo flüchtig kennengelernt. Er nistet sich nun in ihrer Wohnung in Köln ein, streift den ganzen Tag durch die Stadt und fertigt vor allem in der Gegend um den Dom Zeichnungen und Skizzen an. Er ist Restaurator, kann genial zeichnen und ist sehr empathisch. Der Alltag der WG-Mitglieder und auch das Leben von Mias Vater verliert plötzlich die Eintönigkeit und gewinnt wieder an Schwung. "Ist man mit ihm zusammen, geht es immer auch um eine zweite Realität hinter den bekannten Dingen."
EGr

Susanne Scholl: Die Damen des Hauses
Vier sehr unterschiedliche ältere Damen finden in einer Wohngemeinschaft zusammen. Nach Scheidung, Trennung und Tod der zugehörigen Männer finden sie hier einen neuen Platz zum Leben. Die individuellen Lebensumstände der Frauen und die unterschiedlichen Charaktere, Macken und Lebensmodelle bergen aber auch ein ständiges Konfliktpotential. Sie meistern ihren Alltag, helfen sich gegenseitig, streiten aber auch immer wieder und teilen Freud und Leid um Kinder und Enkelkinder. Ein netter Schmöker über ein mögliches Lebenskonzept für das Alter.
EGr

Mick Kitson: Sal
Sal lebt mit ihrer kleinen Schwester Peppa bei ihrer Mutter. Ihre Mutter ist Alkoholikerin; der Freund der Mutter ist gewalttätig und missbraucht Sal. Um ihre kleine Schwester zu schützen, begeht Sal eines Tages eine folgenschwere Tat und flieht mit Peppa aus der Wohnung, um fortan im Wald in der schottischen Wildnis zu leben. Sal hat sich über YouTube-Videos zum Thema Survival akribisch auf die Flucht vorbereitet. Nach einiger Zeit treffen die beiden die 75jährige Deutsche Ingrid, die sich auch in die Natur zurückgezogen hat; sie hat als Ärztin gearbeitet und nimmt die beiden in ihrer kleinen Hütte auf.
EGr

Alexandra Friedmann: Sterben für Anfänger
Rafik Shulman ist als Kind mit Mutter und Oma aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland ausgewandert. Ihm wird erzählt, dass sein Vater in Tschernobyl ums Leben kam. Dies stellt für Rafik eine große Lücke dar. So beginnt er neben seinem Studium in einem Hospiz zu jobben. Er lernt die todkranke Charlotte kennen und lernt hier viel für's Leben - obwohl es ja ein Ort des Sterbens ist. Er beginnt, sich von seiner viel zu fürsorglichen Mutter zu befreien und endlich erwachsen zu werden. Ein ernsthaftes, aber auch sehr humorvolles Buch über das Erwachsenwerden und über das Sterben, das sich bis zum Ende sehr spannend liest.
EGr

Delia Owens: Der Gesang der Flusskrebse
Delia Owens ist Zoologin und hat mit "Der Gesang der Flusskrebse" ihren ersten Roman geschrieben. Die Geschichte um Kya, das Marschmädchen aus North Carolina, nimmt den Leser von der ersten bis zur letzten Seite gefangen.
Kya wächst mit ihren Eltern und vielen Geschwistern in einer alten Hütte im Marschland mit seinen Salzwiesen und Sandbänken auf. Ihr Vater ist Alkoholiker und schlägt die Mutter, bis diese die Familie schließlich verlässt. Auch die anderen Geschwister verlassen das Mädchen und eines Tages auch der Vater. Kya bleibt alleine in der Marsch zurück und versucht sich durchzuschlagen und mit dem Verkauf von Muscheln ein bisschen Geld zum Leben zu verdienen. Doch was erwartet Kya noch alles in ihrem einsamen Leben?
EGr

Jostein Gaarder: Genau richtig
Jostein Gaarder wurde vor vielen Jahren mit dem Buch "Sofies Welt" bekannt. Seither hat er viele Romane geschrieben und nun ist ihm wiederum ein sehr gutes Buch gelungen. Im Angesicht einer schlimmen Diagnose, die er von seiner Ärztin erhalten hat, zieht sich Albert in sein abgelegenes Ferienhaus am See zurück und bringt seine Gedanken zu Papier. Er ringt mit sich, ob er seinem Leben selbst ein Ende setzen soll oder, ob er das Leiden ertragen soll. Seine Gedanken springen zurück in die Zeit, als er seine Frau Eirin kennenlernte und als sie das Märchenhaus gekauft haben. Er sinniert über existenzielle und philosophische Themen, über das Menschsein und den Kosmos. Ein nachdenkliches und schön zu lesendes Buch.
EGr

Anne Siegel: Reykjavík Blues
Dies ist der zweite Teil der Island-Trilogie der deutschen Autorin Anne Siegel. Im ersten Teil "Nordbräute" ging es um deutsche Frauen, die nach dem Krieg in Deutschland keine Zukunft mehr sahen. Sie folgten dem Aufruf des isländischen Bauernverbandes und arbeiteten auf isländischen Höfen.
Auch Christa ist nach Island gegangen und war dort erfolgreiche Maklerin. Sie machte ein Vermögen, doch die Wirtschafts- und Bankenkrise veränderte alles.
Nun geht es um ihren Enkel Jón, der als Cellist in Köln Karriere gemacht hat und in die Politik in Island einsteigen will. Privat hatte er bisher keine feste Beziehung und so kommt er zu seiner großen Jugendliebe zurück.
Sehr spannend und interessant stellt die Autorin dar, wie unterschiedlich die Menschen mit Krisen und Schicksalsschlägen umgehen.
EGr

Anna Enquist: Denn es will Abend werden
Anna Enquist ist eine der erfolgreichsten Schriftstellerinnen der Niederlande. Sie ist ausgebildete Konzertpianistin und arbeitete lange als Psychoanalytikerin. Die Themen beider Berufe finden sich immer wieder in ihren Romanen. Ihr neuer Roman "Denn es will Abend werden" ist eigentlich die Fortsetzung ihres Buches "Streichquartett", kann aber ohne dessen Kenntnis genauso gelesen werden. Durch einen Überfall mit Geiselnahme auf dem Hausboot, auf dem die vier Musiker geprobt haben, wurde das Leben der Freunde vollkommen umgekrempelt. Alle sind aus der Bahn geworfen, können ihren Berufen nicht mehr nachgehen und kommen auch miteinander nicht mehr klar. Wie unterschiedlich jeder mit dieser Katastrophe umgeht, das erzählt dieser Roman.
EGr

Hanns-Josef Ortheil: Wie ich Klavierspielen lernte
Der Autor, Pianist und Professor für kreatives Schreiben Hanns-Josef Ortheil erzählt in seinem neuesten Buch über seine Kindheit und wie er zum Klavierspielen kam. Schon in jungen Jahren war sein erklärtes Ziel, Konzertpianist zu werden. Bereits als Kind denkt er sehr viel über sich selbst nach, reflektiert sein Verhalten und weiß genau, was ihm gut tut und was nicht. Trotzdem wird es ein schwieriger Weg, die richtigen Lehrerinnen und Lehrer zu finden und somit auch die für ihn richtige Methode, sein großes Ziel zu verwirklichen.
EGr

Tabea Hertzog: Wenn man den Himmel umdreht, ist er ein Meer
Eine junge Frau muss wegen drohenden Nierenversagens zur Dialyse und sie benötigt dringend eine Spenderniere. Mutter und Vater kommen in Frage und so werden die Vergangenheit und die familiären Probleme wieder aktuell. Ihr Vater erklärt sich sofort bereit, zu helfen, obwohl lange Funkstille geherrscht hatte. Ihre Mutter zieht sich vollkommen zurück. Die Wiederannäherung von Vater und Tochter, die Behandlung und das Warten auf die rettende Operation werden von Tabea Hertzog emotional und gleichzeitig unaufgeregt beschrieben.
EGr

Gabriel Katz: Der Klavierspieler vom Gare du Nord
Der französische Schriftsteller Gabriel Katz hat einen Roman über ein junges Klaviertalent geschrieben, das lange keine Chance im Leben hatte. Mathieu lebt mit seinem kleinen Bruder und seiner alleinerziehenden Mutter, die als Putzfrau in einem Krankenhaus arbeitet, in einem Vorort von Paris. Zusammen mit seinen Kumepls ist er auf die schiefe Bahn geraten. Seine Leidenschaft gehört eigentlich der Klaviermusik, die er nur an einem öffentlichen Klavier ausleben kann. Pierre Geithner, Direktor des Konservatoriums, entdeckt das Talent, das in Mathieu steckt.
Ein Auf und Ab der Gefühle durchsetzt den Roman. Wird Mathieu die einmalige Chance ergreifen und somit auch sein Leben in bessere Bahnen lenken?
EGr

Matthias Brandt: Blackbird
Der Schauspieler Matthias Brandt hat 2016 sehr erfolgreiche Erzählungen mit dem Titel "Raumpatrouille" veröffentlicht. Nun hat er seinen ersten Roman geschrieben.
Er erzählt darin das aufregende, deprimierende und überraschende Jahr des 15jährigen Morten, genannt Motte. Seine Eltern trennen sich, sein bester Freund erkrankt schwer und er verliebt sich. Was er in dieser Zeit in seiner Familie, in der Schule und in der Freizeit so alles erlebt, erzählt Matthias Brandt wieder auf sehr ergreifende Art und Weise.
EGr

Lars Mytting: Die Glocke im See
Der norwegische Autor Lars Mytting wurde bei uns durch sein Buch "Der Mann und das Holz: vom Fällen, Hacken und Feuermachen" und durch den Roman "Die Birken wissen's noch" bekannt. Nun ist der erste Teil einr Trilogie "Die Glocke im See" erschienen.
Ein kleines Dorf in Norwegen - Butangen im Jahr 1880: Der junge Kai Schweigaard wird hier Pfarrer. Die Stabkirche mit ihren zwei Glocken, denen man hellseherische Zauberkräfte zuschreibt, soll durch eine moderne Kirche ersetzt werden. Astrid Hekne wird im Pfarrhaushalt angestellt und auch der Architekturstudent Gerhard Schönauer aus Dresden spielt eine wichtige Rolle. Er soll den Abbau der Kirche überwachen.
In Norwegen ist das Buch ein Bestseller. Man darf sich schon auf den zweiten Teil der Trilogie freuen.
EGr

Nicoletta Giampietro: Niemand weiß, dass du hier bist
Dies ist der erste Roman von Nicoletta Giampietro. Sie wuchs in einer italienisch-französischen Familie auf, studierte Politikwissenschaften und Geschichte in Mailand und Tübingen und lebt schon viele Jahre in Deutschland.
Sie erzählt die Geschichte des zwölfjährigen Lorenzo, der im Zweiten Weltkrieg von seinen Eltern ins vermeintlich sichere Siena zu Großvater und Tante geschickt wird. Anfangs ist er - wie der Nachbarsjunge Franco - vom Faschismus begeistert. Doch mehr und mehr brökelt diese Faszination und Lorenzo kommt zum Nachdenken. Er trifft den jüdischen Jungen Daniele. Es entsteht eine tiefe Freundschaft für die Lorenzo bereit ist, sehr viel aufs Spiel zu setzen.
EGr

Matthias Egersdörfer: Vorstadtprinz
Der mit verschiedenen Kabarett-Preisen ausgezeichnete fränkische Kabarettist Matthias Egersdörfer hat seinen ersten Roman geschrieben. Sowohl als Kabarettist als auch in diesem Roman sind seine wichtigsten Themen die Kindheit, das Erwachsenwerden und das Leben in einer Kleinstadt. In seinem Roman erzählt er von einer Kindheit in der Provinz in der Nähe von Nürnberg. Mit viel Fantasie und Humor berichtet er von einem Kind, das eigentlich gar nicht erwachsen werden will. Der Vater ist als Handlungsreisender nicht viel zu Hause. Wichtig sind ihm seine Mutter und vor allem die Großmutter, die im gleichen Haus im Erdgeschoß lebt.
EGr

Hanns-Josef Ortheil: Die Mittelmeerreise
Im Juli 1967 fuhr Hanns-Josef Ortheil zusammen mit seinem Vater auf einem Frachter von Antwerpen durch die Meerenge von Gibraltar und durch das Mittelmeer nach Griechenland und Istanbul - eine sehr intensive Reise mit vielen neuen Erfahrungen für den 15jährigen. Verarbeitet hat er diese erlebnisreiche Reise, seine Beobachtungen und die Kontakte mit der Mannschaft und mit Einheimischen in seinen Reisenotizen und Tagebucheinträgen, die zusammen mit den Erinnerungen des Vaters in diesem Buch versammelt sind. Aus diesen Zutaten ist ein sehr stimmiger und sehr schön zu lesender "Roman eines Heranwachsenden" entstanden.
EGr

Anne B. Ragde: Der Liebhaber
Dies ist der 5. Teil der Lügenhaus-Serie der norwegischen Autorin Anne B. Ragde. Man kann dieses Buch aber auch getrost lesen, wenn man die vorhergehenden Bände nicht gelesen hat.
Die 40jährige alleinstehende Torunn Neshov entschließt sich, den heruntergekommenen Bauernhof ihrer Familie wieder zum Leben zu erwecken, ihn zu renovieren und mit ihrer Husky-Hündin Anna darin zu leben. Gleichzeitig steigt sie in das Bestattungsunternehmen ihres Onkels Margido ein. Ihr Großvater Tormod lebt mittlerweile sehr zufrieden in einem Seniorenheim. Die Patchwork-Familie von Erlend und Krumme lebt mit den Kindern und Frauen in Kopenhagen. Auch hier herrscht Aufbruchsstimmung. Krumme muss nach seinem Herzinfarkt abnehmen; Erlend kümmert sich um die Renovierung des neuen Hauses, welches ein Heim für alle werden soll.
EGr

Gérard Salem: Du wirst an dem Tag erwachsen, an dem Du Deinen Eltern verzeihst
Gérard Salem war Psychiater und Familientherapeut. Er hat viele Fachbücher verfasst. In diesem Roman konnte er auf seinem fundierten fachlichen Wissen aufbauen.
Der Therapeut von Boris empfiehlt ihm, wieder Kontakt zu seiner Familie aufzunehmen und seinen Eltern einen Brief zu schreiben. Boris ist erfolgreicher Banker, lebt getrennt von seiner Frau, seine Söhne darf er nicht mehr sehen. Auch hat er seit 7 Jahren keinerlei Kontakt mehr zu seinen Eltern und Geschwistern. Durch seinen ersten Brief löst Boris eine Lawine aus. Die Eltern, Geschwister und Cousins beginnen nun plötzlich ebenfalls, sich wieder vermehrt Briefe zu schreiben und ihre Gedanken zu den Familienkonstellationen auszutauschen. Alte Wunden brechen auf, aber es finden auch neue Annäherungen statt. Ein spannendes Experiment.
EGr

Ferdinand von Schirach: Kaffee und Zigaretten
Der Jurist und Schriftsteller Ferdinand von Schirach ist ein begnadeter Beobachter und Erzähler. In seinem neuesten sehr persönlichem Buch hat er 48 sehr unterschiedliche kleine Novellen, Glossen und Geschichten zusammengestellt. Immer auf der Suche nach dem Wesentlichen erzählt er unkompliziert, sachlich und tiefsinnig von prägenden Begegnungen, Erfahrungen und Ereignissen. Private Erinnerungen, Straffälle und ganz allgemeine Themen bilden die Grundlage der Texte. Große Themen wie Gut und Böse, Recht und Würde, Glück und Zufall, Einsamkeit und Entwurzelung werden angeschnitten. Ein abwechslungsreiches Buch für Zwischendurch, in dem man immer wieder eine Geschichte lesen und auf sich wirken lassen kann.
EGr

Kent Haruf: Abendrot
Kent Haruf hat mehrere Bücher über die fiktive Kleinstadt Holt in Colorado geschrieben. "Abendrot" ist die Fortsetzung von "Lied der Weite". Die harten Schicksale einiger Bewohner von Holt werden in mehreren Handlungssträngen weitererzählt und schließlich zusammengeführt. Es geht um die Viehzüchter und Brüder Raimond und Harold mit ihrer Ziehtochter Victoria; um die Sozialhilfeempfänger Betty und Luther mit ihren beiden Kindern; um den 11-jährigen Waisen DJ, der seinen alten Großvater versorgt und sich um zwei Mädchen aus der Nachbarschaft kümmert und um noch mehrere andere Bewohner des Ortes. Der Alltag, die Sorgen und Probleme, aber auch die Träume und Sehnsüchte der kleinen Leute werden mit leisen Tönen beschrieben. Einige Leute machen sich das Leben schwer, doch die meisten helfen sich gegenseitig und lassen so das Leben trotz vieler großer Probleme lebenswert sein.
EGr

Zdenka Becker: Ein fesches Dirndl
Zdenka Becker wurde in Tschechien geboren und wuchs in der Slowakei auf. In ihrem Roman verliebt sich die Tschechin Bea in den österreichischen Studenten Armin und geht 1975 nach Wien. Das Paar bekommt zwei Kinder und Bea versucht, sich in Österreich einzuleben.
Die größte Hürde ist die Sprache, die sie mühevoll aber konsequent erlernt. Ihr Studienabschluss aus der Heimat und nicht einmal das Abitur werden ihr zur damaligen Zeit in Österreich anerkannt. Doch Bea schafft es, sich einzuleben und zu integrieren. Schließlich gibt sie als Deutschlehrerin Asylbewerbern und Ausländern Unterricht. Hier kann sie ihre eigenen Erfahrungen weitergeben und den jungen Menschen eine große Hilfe sein. Sie sagt "Ich verstehe mich als eine Brücke, die die Reisenden mit beiden Ufern verbindet".
EGr

Mathijs Deen: Unter den Menschen
Mathijs Deen hat dieses Buch bereits 1997 veröffentlicht und jetzt eine neu überarbeitete Fassung vorgelegt.
Jan lebt alleine auf dem elterlichen Hof am Deich. Sehr einsam ist es, seit seine Eltern bei einem Unfall gestorben sind. Er führt den Hof alleine und versucht mit Hilfe einer Anzeige doch noch eine Frau zu finden.
Es meldet sich Wil, die jedoch eigentlich keinen Mann sucht, sondern einfach eine Wohnmöglichkeit direkt am Meer. Werden die beiden Eigenbrötler zusammenfinden?
EGr

Tayari Jones: In guten wie in schlechten Tagen
Die amerikanische Autorin Tayari Jones hat mit diesem Roman einen in Amerika sehr erfolgreichen Bestseller geschrieben.
Roy und Celestial verlieben sich; sie ist eine erfolgreiche Puppenkünstlerin, er arbeitet als Handelsvertreter. Ihr beider Leben scheint sich positiv zu entwickeln.
Doch eines Nachts passiert in einem Hotel etwas Schreckliches und Roy wird verdächtigt, eine Frau vergewaltigt zu haben. Dafür wandert er für 12 Jahre unschuldig ins Gefängnis.
Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt: Roy, Celestine und auch André, ein enger Freund von Celestine kommen abwechselnd zu Wort. Die Frage ist nur, ob die Liebe der beiden den neuen und äußerst schwierigen Umständen Stand halten kann.
EGr

Katharina Mevissen: Ich kann dich hören
Osman Engels wächst zusammen mit seinem Bruder bei seinem türkischen Vater und seiner Tante Elide auf. Seine Mutter hat die Familie früh verlassen. Osman ist Cellist; auch sein Vater ist Musiker. Nur über Musik können sie eine Verbindung herstellen. Osman fehlen oft die Worte, um sein Leben zu meistern und mit den Mitmenschen angemessen zu kommunizieren. Er wohnt in einer WG und ist auf der Suche nach sich selbst und nach seinem Weg. Ein sprachlich kunstvoll angelegter Debüt-Roman rund um Kommunikation, Gehörlosigkeit, Migration, Familie und Freundschaft.
EGr

Édouard Louis: Wer hat meinen Vater umgebracht
Édouard Louis hat ein schwieriges Verhältnis zu seinem Vater. Mittlerweile blickt er einerseits mit Distanz auf seinen Vater, sucht aber inzwischen doch dessen Nähe und findet gegenseitiges Verständnis. Zwei wichtige Themen sind der Neoliberalismus verschiedener französischer Politiker der letzten Jahre sowie die Homosexualität. Der Autor stellt einen Zusammenhang zwischen Politik, schwierigen sozialen Verhältnissen, Mangel an Bildung und finanziellen Mitteln und der Situation im Elternhaus und mit seinem Vater her. Durch asoziale Politik wird den darauf angewiesenen unterprivilegierten Menschen der letzte Lebensmut genommen. Wieder ein überzeugendes Buch des jungen französischen Autors.
EGr

Anne Cathrine Bomann: Agathe
Die dänische Autorin Anne Cathrine Bomann ist selbst Psychologin. In ihrem Roman erzählt sie von einem 72-jährigen Psychiater in Paris, der den Ruhestand herbeisehnt. Er zählt die Tage und die Patientengespräche, die er noch absolvieren muss. Er lebt alleine, ist einsam und frustriert und hat genug von seiner Arbeit. Obwohl er keine neuen Patienten mehr annehmen will, gelingt es Agathe auf ihre hartnäckige Art, Termine bei ihm zu bekommen. Nach anfänglichem Widerwillen, ist er zunehmend fasziniert von seiner Patientin und langsam interessiert er sich auch wieder für seine Umwelt und seine Mitmenschen.
EGr

Eva Meijer: Das Vogelhaus
Die niederländische Autorin Eva Meijer hat für ihren biographischen Roman über die Vogelliebhaberin Len Howard den niederländischen Leserpreis für den besten Roman des Jahres erhalten. Gwendolen Howard lebte von 1894 bis 1973. Sie wuchs wohlbehütet mit mehreren Geschwistern in ihrem großzügigen und kulturell interessierten Elternhaus auf. Ihr Vater weckte früh ihr Interesse und ihre Vorliebe für Vögel. Sie ging nach London, um Musik zu studieren und in einem Orchester zu arbeiten. Doch schließlich hatte sie vom Leben in der Großstadt genug und suchte die Einsamkeit in einem abgelegenen Häuschen auf dem Land. Auch dort freundete sie sich mit den Vögeln der Umgebung an, widmete sich ganz ihren Vogelforschungen und veröffentlichte mehrere Artikel und sehr erfolgreiche Bücher über ihre Erkenntnisse.
EGr

Husch Josten: Land sehen
Horand Roth - genannt Hora - ist Literaturwissenschaftler und arbeitet als Hochschulprofessor in Bonn. Sein Patenonkel Georg - Bruder von Horas Mutter - taucht nach vielen Jahren plötzlich wieder bei Georg auf. Die beiden hatten sich immer sehr gut verstanden, doch eines Tages kam der unkonventionelle Georg nach einem Streit mit den Eltern nicht mehr zu Besuch. Sein unstetes Leben brachte ihn in der Welt herum und schließlich trat er in ein Kloster in der Auvergne ein. Nun kommt er nach Bonn, um zu promovieren und den Kontakt mit Georg wiederherzustellen. In vielen Gesprächen kommt die Familiengeschichte ans Licht und viele Fragen nach Glauben, Identität und Liebe werden zwischen den beiden Männern diskutiert.
EGr

Simon Beckett: Die ewigen Toten
Auf dem Dachboden eines stillgelegten Krankenhauses wird eine mumifizierte Frauenleiche entdeckt, deren Tod so manche Frage aufwirft. Wie lange liegt sie schon dort und vor wem oder was musste sie sich verstecken?
Das düstere Gebäude birgt so einige Überraschungen, denen Dr. David Hunter in seinem 6. Fall auf den Grund gehen möchte. Und auch die Geister der Vergangenheit lassen nicht lange auf sich warten.
Gewohnt spannend und detailgenau schildert Simon Beckett die Ermittlungen aus der Sicht eines forensischen Anthropologen.
TDo

Usama Al Shahmani: In der Fremde sprechen die Bäume arabisch
Usama Al Shahmani wurde 1971 in Bagdad geboren und lebt jetzt in der Schweiz. In diesem autobiographischen Roman verarbeitet er seine Erlebnisse zwischen dem Irak und der Schweiz. Er reflektiert über seine Situation sowie über die Lage seiner zurückgelassenen Geschwister und Eltern und seines verschwundenen Bruders Ali.
Ungewissheit, gravierende Kulturunterschiede und Kommunikationsschwierigkeiten sind seine ständigen Begleiter. Usama lebt zwischen den Welten; er führt ein Leben der Kontraste. Der Autor denkt in sehr poetischer Art und Weise über Sprache, Literatur, Heimat, Hoffnung und Gastfreundschaft nach.
EGr

Francesco Vidotto: Der Klang eines ganzen Lebens
Ein ganzes langes Leben in einem dünnen Buch: Fabro kommt 1925 in Pieve di Cadore in Südtirol in einem Kuhstall bei seinen Großeltern auf die Welt. Sein Vater ist Schmied und auch Fabro lernt nach einem fünfjährigen Schulbesuch dieses Handwerk. Schon seit der Schulzeit ist Fabro in Rina verliebt. Aber erst als ihr erster Mann nicht aus dem Krieg heimkommt, finden die beiden wirklich zueinander und gründen eine Familie. Das karge Leben und die vielen harten Schicksalsschläge versucht Fabro mit der Liebe zur Natur und zur Musik zu überstehen.
EGr

Vivek Shanbhag: Ghachar Ghochar
Der Erzähler wächst in einer armen indischen Familie in sehr ärmlichen Verhältnissen auf. Jedes Geldstück muss zweimal umgedreht werden, bevor es ausgegeben wird. Jedoch halten alle Familienmitglieder zusammen und ziehen an einem Strang, damit das Leben bewältigt werden kann.
Doch dann gründet der Onkel einen Gewürzhandel und ziemlich schnell gelangt die gesamte Familie zu Wohlstand. Sie ziehen in ein großes Haus, wo jeder sein eigenes Zimmer hat, wo es einen Tisch und viele Möbel gibt. Die alten Probleme verschwinden; doch durch den plötzlichen Reichtum treten natürlich neue Probleme zu Tage. Egoismus, Kaufsucht und gegenseitiges Unverständnis machen sich im ziellosen Leben des Erzählers und seiner Familie breit.
EGr

Håkan Nesser: Nortons philosophische Memoiren
In diesem neuen Büchlein des bekannten schwedischen Krimiautors Håkan Nesser berichtet sein Hund Norton Kierkegaard, ein Rhodesian Ridgeback, aus seinem Leben. Er macht sich zu allem, was er mit seinen Zweibeinern so erlebt, seine Gedanken. Norton muss oft umziehen und lernt so immer wieder neues kennen. Es geht - zusammen mit Herrchen und Frauchen von Nordschweden nach Südschweden und Stockholm, nach England in die Grafschaft Somerset, nach New York und wieder zurück nach Schweden. Ein spannendes und erlebnisreiches Hundeleben, aus dem es viel zu berichten und zu philosophieren gibt.
EGr

Juli Zeh: Neujahr
Eigentlich ist im Leben von Henning alles in Ordnung; er hat einen guten Job, zwei gesunde Kinder und teilt sich die Familienaufgaben mit seiner Frau Theresa. Aber es geht ihm nicht gut; er fühlt sich ständig überfordert, findet sich in keiner seiner Rollen wirklich zurecht und leidet seit der Geburt seiner Tochter unter Angstzuständen und Panikattacken. So beschließt er, dieses Jahr mit seiner Familie über Silvester einen Urlaub in Lanzarote zu machen. Als er sich dort mit dem Fahrrad auf eine anstrengende Tour begibt, erlebt er seltsame Déjà-vu-Szenen und entdeckt, dass er als Kind schon einmal hier war… Sehr fesselnd und spannend erzählt Juli Zeh, was damals auf Lanzarote passierte, was diese Vergangenheit mit Hennings Gegenwart zu tun hat und wie er es schafft, einen guten Weg für sein Leben zu finden.
BGr

Erich Hackl: Am Seil
Reinhold Duschka lebte während des 2. Weltkrieges in Wien. Er ist passionierter Bergsteiger und arbeitet als Kunstschmied. Er rettet der alleinerziehenden jüdischen Chemikerin Regina Steinig und ihrer Tochter Lucia das Leben. Als der Abtransport in die Vernichtungslager unmittelbar bevorsteht, versteckt er die beiden von 1941 bis 1945 in seiner Werkstatt.
Erich Hackl hat aus einem authentischen Fall einen Roman gemacht. Er hat intensiv recherchiert und Überlebende, Bekannte und Freunde befragt. So entsteht eine spannende Mischung aus Fakten und Fiktion, ein Buch über Moral und Menschlichkeit.
EGr

Karl-Heinz Ott: Und jeden Morgen das Meer
Die 62jährige Sonja führte viele Jahre zusammen mit ihrem Mann Bruno ein Sterne-Hotel am Bodensee. Bruno ist Koch und wurde für seine Kochkünste mit einem Stern ausgezeichnet. Doch dann geht es bergab. Zuerst verlieren sie den Stern, dann stirbt Bruno und Sonja bleibt letztendlich auf einem Haufen Schulden sitzen. Brunos Bruder Arno übernimmt das Haus und die Schulden. Sonja hat nichts mehr; sie findet auch keine adäquate Arbeit und beschließt, alles hinter sich zu lassen und nach Wales an die Küste, ans Meer zu ziehen. Ein früherer Stammgast hatte von einem Onkel erzählt, der von London aus in Wales eine heruntergekommene Pension leitet. Dort zieht es sie nun hin. In einem verlassenen Küstenort mit schrulligen Bewohnern, schlechtem Wetter und dem bedrohlichen Meer, findet Sonja die Freiheit.
EGr

Daniel Glattauer: Vier Stern Stunden - eine Komödie
Daniel Glattauer wurde vor allem durch den Roman "Gut gegen Nordwind" bekannt. Nun gibt es eine neue Komödie von ihm. In einem alten Kurhotel mit 4 Sternen gibt es eine kulturelle Veranstaltungsreihe, die sich Sternstunden nennt und die vom Juniorchef des Hauses betreut wird. Die sehr engagierte Kulturjournalistin und Moderatorin Mariella Brem soll den von ihr sehr verehrten Stargast, den berühmten Autor Frederic Trömerbusch, auf der Bühne interviewen. Dieser tritt jedoch so großspurig auf, dass das Interview sowohl für Frau Brem als auch für den planlosen und überforderten Juniorchef zu einem Fiasko wird. Mit im Spiel ist auch noch die junge Freundin des Autors...
EGr

Tommi Kinnunen: Wege, die sich kreuzen
Tommi Kinnunen ist eigentlich Lehrer. Mit seinem ersten Buch stand er in Finnland viele Wochen auf der Bestsellerliste. Dieser spannende Roman umfasst drei Generationen einer Familie in Finnland über das gesamte 20. Jahrhundert. Die Handlung beginnt 1895 mit der Hebamme Maria. Sie lebt auf dem Land und zieht ihre Tochter Lahja alleine groß. Auch ihre Tochter ist wieder eine starke Frau. Sie arbeitet als Fotografin und hat eine uneheliche Tochter. Doch dann verlieben sich Onni und Lahja und zusammen bekommen sie nochmal zwei Kinder. Trotz des entbehrungsreichen Lebens und obwohl es viele Probleme gibt, bauen sie für die gesamte Familie ein Haus. Alle arbeiten nach dem Krieg sehr viel; gleichzeitig entfremden sie sich. Unter den Frauen - inzwischen ist noch die Schwiegertochter Kaarina hinzugekommen - herrscht Neid und Eifersucht. Die Gefühle erkalten zusehends und das Leben wird immer schwieriger.
EGr

Golnaz Hashemzadeh Bonde: Was bleibt von uns
Die iranisch-schwedische Autorin Hashemzadeh Bonde verarbeitet in diesem Buch zum Teil ihre eigene Familiengeschichte.
Nahid ist 60 und weiß, dass sie wegen ihrer Krebserkrankung nicht mehr lange zu leben hat. Sie blickt auf ihr Leben zurück und tut dies, um bei ihrer Tochter Aram Verständnis für ihre Entscheidungen und für ihr Schicksal zu bekommen.
Als sie als junge Medizinstudentin ihren zukünftigen Mann Masood kennenlernt, findet gerade die Revolution im Iran statt. Als sich beide an einer Demonstration beteiligen, möchte die kleine Schwester Noora unbedingt mitkommen. Doch sie verschwindet spurlos und taucht nie wieder auf.
Als das Paar ein Kind erwartet, fliehen die Beiden nach Schweden, lassen die Mutter zurück und Nahid wird immer von Schuldgefühlen geplagt werden. Sie wird immer eine Fremde bleiben. Im Angesicht ihres Todes erhofft sie sich, dass es ihrer schwangeren Tochter und ihrem Enkelkind gelingen wird, in Schweden Wurzeln zu schlagen und heimisch zu werden.
EGr

Karl Ove Knausgård: Im Herbst
Nach dem beeindruckenden sechsbändigen autobiographischen Romanzyklus "Mein Kampf" hat der norwegische Autor Knausgård auch noch eine vierbändige Jahreszeiten-Reihe veröffentlicht. Seine bewundernswerte Beobachtungsgabe und seine Formulierungskünste faszinieren immer wieder auf's Neue. Mit essayartigen kurzen Texten zu banalen Alltagsgegenständen und -situationen gelingt es Knausgård immer wieder staunend die Welt zu beschreiben. Nach seinen Gedanken und Texten kann man fast schon süchtig werden!
EGr

Berge - Ein Lichtung-Lesebuch
2017 erschien im Lichtung-Verlag eine interessante Anthologie zum Thema "Heimat". Nun gibt es - in gleicher Aufmachung - eine Zusammenstellung von literarischen Texten zum Thema "Berge". Die Autoren, wie z.B. Gerd Holzheimer, Armin Kratzert, Bernhard Straßer oder Werner Schmidbauer, haben Prosa, Gedichte und Kurzgeschichten geschrieben, aus denen ein abwechslungsreiches Buch entstanden ist. Sie haben sich in sehr unterschiedlicher Art und Weise mit verschiedenen Aspekten und verschiedenen Regionen auseinandergesetzt. Eine schöne Auswahl zu diesem Thema!
EGr

Fabio Geda: Vielleicht wird morgen alles besser
Der 14jährige Ercole lebt mit seiner älteren Schwester Asia bei seinem unzuverlässigen Vater in Turin. Die Mutter hat die Familie schon vor mehreren Jahren verlassen. Asia gelingt es, sich soweit um die Familie und ihren kleinen Bruder zu kümmern, dass das Jugendamt nicht einschreitet. Doch dann zieht Asia mit ihrem Freund zusammen und der Vater wird eines Tages verhaftet. Ercole flieht, weil er Angst hat, dass er ins Kinderheim gesteckt wird. Die Geschichte eines Jungen, der für sich selbst sorgen muss, weil die Erwachsenen in seinem Leben das nicht tun. Von Fabio Geda glaubwürdig und voller Hoffnung erzählt.
EGr

Delphine de Vigan: Loyalitäten
Mit "Loyalitäten" ist der französischen Autorin Delphine de Vigan wieder ein fesselnder Roman gelungen. Théos Eltern sind geschieden und haben keinerlei Kontakt mehr. Théo verbringt die Woche bei seinem Vater und versucht, dessen desaströsen Zustand in der verwahrlosten Wohnung vor der Mutter und seiner Umgebung geheim zu halten. Zusammen mit seinem Freund Mathis entdeckt Théo den Alkohol. Nur seine Lehrerin Hélène ahnt, dass etwas nicht stimmt. Doch auch für sie ist es schwer, den richtigen Weg zu finden. Alles braucht seine Zeit.
EGr

Jean-Philippe Blondel: Ein Winter in Paris
Victor geht aus dem Provinzort seiner Kindheit zum Studium nach Paris. Er verlässt sein einengendes Elternhaus und findet sich relativ einsam in der Großstadt und in einem elitären Lycée in Paris wieder, wo er eine zweijährige Vorbereitungsklasse besucht. Der Druck durch die Lehrer ist groß. Auch gilt Victor als Aussenseiter, weil er nicht den Vorstellungen seiner Kommilitonen entspricht. Doch dann tritt Mathieu, ein schüchterner Junge, in sein Leben. Die beiden beginnen sich gerade anzufreunden, als sich Mathieu in den Tod stürzt. Victor sucht nun noch intensiver seinen Platz im Leben. Leise und poetisch erzählt der Autor, was ein Selbstmord bei den Mitmenschen, bei den Eltern, Lehrern und Freunden auslöst und wie unterschiedlich sie damit umgehen.
EGr

Christoph Hein: Verwirrnis
Das neueste Buch Christoph Heins spielt in der Nachkriegszeit in der DDR: zwei junge Männer - Friedeward und Wolfgang - besuchen die gleiche Schule im katholischen Heiligenstadt. Strenge Erziehung und sehr strenge Väter verbieten ihnen, ihre Liebe zu zeigen. Die häuslichen Züchtigungsrituale des Vaters zwingen Friedeward dazu, seine Homosexualität zu verheimlichen und ein Doppelleben zu führen. Der Roman begleitet die beiden Männer durch ihr ganzes Leben und zeigt dem Leser ein breites Panorama der Nachkriegsgesellschaft.
EGr

Kaouther Adimi: Was uns kostbar ist
Die 1986 in Algier geborene und in Paris lebende Schriftstellerin Kaouther Adimi hat dem Buchhändler und Verleger Edmond Charlot in diesem Roman ein Denkmal gesetzt. Edmont Charlot eröffnete im Jahr 1936 in jungen Jahren - im damals noch französischen Algier - eine Leihbuchhandlung. Bald wurde er auch verlegerisch tätig und hatte Kontakt mit wichtigen Autoren der damaligen Zeit, wie z.B. Camus, Saint-Exupéry und André Gide.
Die Autorin verknüpft fiktive Tagebuch-Notizen immer wieder mit der Gegenwart des seit 1962 unabhängigen Algerien. So entstand ein spannender Roman für literarisch und politisch interessierte Leser.
EGr

René Freund: Ans Meer
Anton fährt mit seinem Linienbus jeden Tag dieselbe Strecke und bringt die Kinder zur Schule. Sein Leben ist ein bisschen eintönig und einsam. Doch heute fährt die krebskranke Carla im Rollstuhl mit; sie wird von ihrer jungen Tochter begleitet. Carla möchte noch einmal in ihrem Leben das Meer und ihre geliebte Bucht aus ihrer Kindheit sehen. Nach anfänglichen Zweifeln lässt sich Anton überreden. Endlich ist er einmal in seinem Leben mutig und weicht von seiner täglichen Route und Routine ab. Mit dabei sind zwei schlecht erzogene Jugendliche, ein schüchternes Mädchen, ein Hase und eine verwirrte Frau, die versehentlich zugestiegen ist.
EGr

Thommie Bayer: Das innere Ausland
Andreas Vollmann war Bahnschaffner und war ständig in ganz Europa unterwegs. Einst war das sein Traumberuf, doch die Realtität sah dann doch anders und ernüchternd aus. Nun lebt er ganz genügsam in einem ruhigen schönen Haus in Südfrankreich, ist aber sehr alleine. Gemeinsam mit seiner jüngeren Schwester Nina, um die er sich nach dem Tod der Eltern schon immer viel gekümmert hatte, hat er sich dort eine Oase geschaffen. Nina starb viel zu jung und so lebt er jetzt auf sich alleine gestellt und erwartet nicht mehr viel von seinem Leben. Doch eines Tages steht ganz unerwartet eine junge Frau vor der Tür.
EGr

Robert Seethaler: Das Feld
Der Autor und Schauspieler Robert Seethaler hat einen Roman über "Das Feld", über den Friedhof des fiktiven österreichischen Ortes Paulstadt, geschrieben. In unterschiedlich langen Kapiteln blicken die Toten auf ihr Leben zurück und lassen so vor dem Leser ein ganzes Dorfleben auferstehen und lebendig werden. Verschiedenste und zahlreiche frühere Bewohner - vom Bürgermeister bis zum Bauern - kommen zu Wort. Da das Leben ja hinter ihnen liegt, erinnern sie sich relativ gelassen an ihre Schicksale und Probleme.
EGr

Khaled Hosseini: Am Abend vor dem Meer
Der afghanische Autor Khaled Hosseini wurde bei uns mit seinem erfolgreichen und verfilmtem Buch "Drachenläufer" bekannt. Das Schicksal des im September 2015 ertrunkenen dreijährigen Jungen Alan Kurdi hat ihn zu diesem neuen kleinen Büchlein inspiriert. Der englische Künstler und Illustrator Dan Williams begleitet den Text mit seinen wunderbaren farbigen Bildern, die genau auf die Geschichte abgestimmt sind. Der so dargestellte Kontrast zwischen Friedenszeiten und Krieg, zwischen blühender Landschaft und Ruinen wird niemanden kalt lassen.
EGr

Francesca Melandri: Alle, außer mir
Die italienische Schriftstellerin wurde bei uns mit ihrem ersten Roman "Eva schläft" bekannt. Nun hat sie die Geschichte der italienischen Familie Profeti in den Mittelpunkt gerückt. Francesca Melandri hat sehr fundiert recherchiert und die kolonialistische Vergangenheit und den Abessinienkrieg mit der Flüchtlingskrise der Gegenwart Italiens in Verbindung gebracht. Vor der Tür der vierzigjährigen römischen Lehrerin Ilaria steht auf einmal ein junger Mann, der behauptet, ihr Neffe aus Äthiopien zu sein. Anfangs sehr skeptisch beginnt Ilaria Nachforschungen anzustellen.
EGr

Linn Ullmann: Die Unruhigen
Die Schriftstellerin und Journalistin Linn Ullmann ist die Tochter der Schauspielerin Liv Ullmann und des Filmemachers Ingmar Bergmann. In ihrem neuesten Roman berichtet sie in bruchstückhaften Erinnerungen von ihrer Kindheit, von ihrer Mutter, von ihren Gesprächen mit ihrem Vater, von ihren Kindermädchen und von ihren zahlreichen älteren Halbgeschwistern. Den Mittelpunkt des Buches bilden die Gespräche mit ihrem alternden Vater. So ist auch das Hauptthema das Altwerden und wie Ingmar Bergmann damit zurechtgekommen ist: Erinnerungen, Beziehungen, Reduktion und Rückzug auf das Notwendigste.
EGr

Sara Novic: Das Echo der Bäume
Sara Novic, eine kroatischstämmige Autorin, wurde 1987 in den USA geboren. Ihr erster Roman "Das Echo der Bäume" fesselt den Leser so, dass man meint, die Autorin muss dies alles selbst erlebt haben.
Das Buch handelt vom Krieg in Jugoslawien. Ana Juric ist 10 und lebt mit ihren Eltern und der kleinen Schwester Rahela in Zagreb, als in Jugoslawien 1991 der Bürgerkrieg ausbricht.
2001 lebt und studiert sie in New York. Doch auch in der Ferne kommt sie von den Ereignissen, die ihr und ihrer Familie während dem Krieg passiert sind, nicht los. Sie wird von Alpträumen verfolgt. So beschließt sie nach 10 Jahren in ihre Heimat zurückzukehren und auf Spurensuche zu gehen.
EGr

Minna Rytisalo: Lempi, das heißt Liebe
Die finnische Lehrerin und Autorin Minna Rytisalo hat mit ihrem ersten Roman in Finnland viel Erfolg. Der Roman besteht aus drei Teilen. Teil 1 wird aus der Sicht von Viljami erzählt. Er hat früh seine Eltern verloren, lebt auf einem einsamen Bauernhof und verliebt sich ganz unerwartet in Lempi, die hübsche Tochter des Ladenbesitzers aus der kleinen Stadt Rovaniemi. Teil 2 wird von der Magd Elli erzählt, Teil 3 von Sisko, der Zwillingsschwester von Lempi.
So entsteht eine kunstvoll verwebte Geschichte in Zeiten des Lapplandkrieges zwischen Finnen und Deutschen. Die jungen Menschen sind entwurzelt und entfremden sich. Das harte Schicksal übernimmt das Ruder des Lebens.
EGr

Slavenka Drakulic: Mileva Einstein oder die Theorie der Einsamkeit
Slavenka Drakulic ist eine erfolgreiche kroatische Autorin. In diesem Buch wirft sie einen Blick auf das Privatleben von Mileva und Albert Einstein. Die beiden sind Studienkollegen und verlieben sich. Mileva wird schwanger und schafft ihren Abschluss des Physikstudiums nicht. Nach der unehelichen Tochter kommen noch zwei Söhne auf die Welt. Albert verlässt seine Familie für seine Cousine Elsa, in die er sich verliebt hat. Milena ist auf sich alleine gestellt und verzweifelt immer mehr an ihrer Situation. Dazu kommen noch die Sorgen um den psychisch schwer erkrankten jüngeren Sohn. Mileva leidet unter Einsamkeit und Depressionen. Interessant, die beiden Wissenschaftler von einer anderen Seite zu sehen.
EGr

Erri de Luca: Den Himmel finden
Erri de Luca ist einer unserer Lieblingsautoren. Er hat wieder einen sehr eigenwilligen Roman geschrieben.
Der 60jährige Protagonist und Ich-Erzähler lebt am Fuß der Berge in einem italienischen Bergdorf nahe der Staatsgrenze. Er ist Bergführer und arbeitet als Restaurator. Er verhilft Menschen über die grüne Grenze. Nach einem Streit mit den Dorfbewohnern zieht er ans Meer und bekommt nach langem Suchen einen außergewöhnlichen Auftrag. Er soll eine Marmorstatute des Gekreuzigten von seinem nachträglich hinzugefügten Lendenschurz befreien.
EGr

Jan Weiler: Kühn hat Ärger
Nach seinem 6-wöchigen Kuraufenthalt fühlt sich Martin Kühn dem Polizeialltag wieder gewachsen. Blöd nur, dass das den Alltag wenig interessiert. Erpressung, Entführung, Mord – und als ob das nicht schon genug wäre, hat seine Frau auch noch eine Affäre. Die Fortsetzung um den völlig überforderten Münchner Polizisten ist ebenso gelungen wie sein Vorgänger "Kühn hat zu tun".
TDo

Henning Mankell: Der Sprengmeister
Die schwedische Erstausgabe von Henning Mankells Debüt "Der Sprengmeister", das er mit 25 Jahren geschrieben hat, erschien im Jahr 1973. In Deutsch wurde das Buch eigenartigerweise bisher nie verlegt.
Oskar Johansson arbeitet als Sprengmeister. Im Jahr 1911 wird er beim Bau eines Tunnels durch eine Explosion schwer verletzt und überlebt wie durch ein Wunder. Trotz seiner Behinderung gelingt es ihm, eine Familie zu gründen; er führt ein entbehrungsreiches und bescheidenes Arbeiterleben. Als seine Frau gestorben ist und er in Ruhestand geht, zieht er sich in den Sommermonaten in ein kleines Saunahäuschen auf die Schären zurück. Politisch ist er interessiert; er glaubt an die Revolution und den Sozialismus; er beobachtet die Entwicklung im Land und in Europa und hofft, dass sich die Situation der Arbeiter und der Gesellschaft schnell verbessern wird.
EGr

Allen Eskens: Das Leben, das wir begraben
Allen Eskens hat für diesen Krimi in Amerika jede Menge Preise bekommen. Das Buch ist wirklich sehr lesenswert.
Der Student Joe Talbert schlüpft in die Rolle des Ermittlers, als er wegen einer Hausarbeit fürs College jemanden sucht, über den er eine Biographie schreiben kann. In einem Pflegeheim lernt er den krebskranken Carl Iverson kennen. Bald merkt er, dass Iverson vermutlich fälschlicherweise fast sein Leben lang wegen einem Mord an einem jungen Mädchen inhaftiert war. Joes Ehrgeiz wird geweckt und er versucht - zusammen mit seiner Nachbarin Lila - den Dingen auf den Grund zu gehen. Auch privat ist es schwierig. Joe hat eine alkoholkranke Mutter, die sich nicht richtig um seinen autistischen Bruder kümmert, so dass hier immer wieder vieles an ihm hängen bleibt. Für die Finanzierung des Studiums und für seinen Lebensunterhalt muss er viel arbeiten, um sein Geld zu verdienen.
Ein spannender und flüssig zu lesender Krimi.
EGr

Anja Baumheier: Kranichland
Die Lehrerin Anja Baumheier erzählt in ihrem ersten Roman die Geschichte einer Familie in der DDR. Elisabeth und Johannes werden nach dem Krieg ein Ehepaar und glauben an den Sozialismus. Sie bekommen zwei Töchter; doch mit der zweiten Tochter Marlene beginnen die Probleme. Sie ist anders, sie rebelliert und will sich nicht an das System anpassen. Sie verliebt sich in den Pfarrerssohn; sie kommt ins Gefängnis, wo sie eine Tochter bekommt, die ihr gegenüber für tot erklärt wird.
Der Roman beginnt 1936 und nähert sich in abwechselnden Kapiteln der heutigen Zeit im vereinten Deutschland. Die Handlung zieht sich von Krieg, Vertreibung, Gründung der DDR bis hin zur Wende und der Gegenwart. Sehr spannend geschrieben!
EGr

Yasmine Ghata: Lange hatte ich Angst in der Nacht
Arsène und Suzanne sind aus verschiedenen Welten und Generationen; doch sie haben das Erleben von Verlust, Einsamkeit und Heimatlosigkeit gemeinsam und das verbindet sie.
Arsène ist als Kind alleine aus Ruanda geflohen; sein leerer Koffer ist das einzige, was ihm geblieben ist. Inzwischen lebt er in Frankreich bei fürsorglichen Adoptiveltern, besucht die Schule und dort einmal pro Woche eine Schreibwerkstatt. Diese wird von der Schriftstellerin Suzanne geleitet, die sich durch Arsène an ihre eigene Kindheit erinnert fühlt.
Ein einfühlsamer kurzer Roman mit einem schönen und passenden Cover.
EGr

Kristine Bilkau: Eine Liebe, in Gedanken
Die Ich-Erzählerin versucht, nach dem Tod ihrer Mutter, deren Lebensgeschichte auf den Grund zu gehen. An Hand von Briefen und Photos versucht sie zu verstehen, warum ihre Mutter Antonia und ihr Verlobter Edgar nicht beisammen geblieben sind.
Die Mutter lebt als sehr junge Frau in bescheidenen Verhältnissen in Hamburg. Anfang der 60er-Jahre lernt sie Edgar kennen und lieben. Die beiden planen ein gemeinsames Leben. Edgar bekommt die Gelegenheit, beruflich nach Hongkong zu gehen. Antonia soll ihm folgen, sobald er Fuß gefasst hat. Doch ein Jahr lang wird sie immer nur vertröstet. Schließlich beschließt sie, ohne ihn weiterzuleben.
Wer war der Mensch, den ihre Mutter nie vergessen konnte? Was genau ist damals passiert?
EGr

Esther Gerritsen: Der große Bruder
Olivia ist beruflich sehr erfolgreich und hat eine vermeintlich stabile Familiensituation mit Mann und zwei Kindern. Doch plötzlich muss sie sich um ihren Bruder kümmern. Er ist alleinstehend, Diabetiker und sozial nicht integriert. Als ihm ein Bein amputiert wird, zieht er vorübergehend bei Olivias Familie ein. Die eingefahrene Familienstruktur und viele Gewohnheiten werden durch die neuen Umstände auf den Prüfstand gestellt. Bisher war das Leben von Olivias Familie durch Pragmatismus geprägt; nun kommen Emotionen ins Spiel. Vor allem Olivia fällt es schwer, damit umzugehen.
EGr

Gert Heidenreich: Schweigekind
Ein psychologischer Roman, in dem das zentrale Thema der Mißbrauch des Mädchens Lenja ist. Lenjas Eltern sind früh gestorben; sie wird im Alter von 8 Jahren vom Rektor der Schule adoptiert. Von ihm und anderen "angesehenen" Männern wird sie missbraucht. Als erwachsene Frau und erfolgreiche Künstlerin versucht Lenja ihr Trauma aufzuarbeiten, um irgendwie damit zurecht zu kommen. Der spannend konstruierte Roman besteht aus Gesprächen zwischen den zwei Therapeuten Sahlfeldt und Tiefenbach, aus nicht abgeschickten Briefen Lenjas und aus der eigentlichen Handlung rund um Lenja.
EGr

Ferdinand von Schirach: Carl Tohrberg
"Carl Tohrberg" ist eine der drei kurzen Erzählungen dieses dünnen Büchleins. Alle drei sind fesselnd, überraschend einfach perfekt geschrieben. Im minimalistischer und klarer Art und Weise werden Schicksale und menschliche Abgründe aufgedeckt, die sich hinter der Fassade verbergen.
EGr

Kent Haruf: Lied der Weite
Nach "Unsere Seelen bei Nacht" hat der Diogenes Verlag nun auch den Roman "Lied der Weite" neu aufgelegt. Er ist 1999 in englisch und 2001 in deutsch erschienen.
Die Bücher des amerikanischen Schriftstellers spielen alle in der fiktiven Kleinstadt Holt in Colorado. In diesem Roman geht es um die 17jährige Victoria Roubideaux. Sie ist schwanger. Das Kind möchte sie ohne Vater zur Welt bringen. Von mehreren Seiten holt sie sich Hilfe und verändert so auch das Leben von zwei alten Viehzüchtern.
EGr

Peter Härtling: Der Gedankenspieler
Peter Härtlings letzter posthum veröffentlichter Roman "Der Gedankenspieler" erzählt vom alten Herrn Wenger, der als Architekt gearbeitet hatte. Er ist alleinstehend und krank und befindet sich in seiner letzten Lebensphase. Sein Hausarzt Dr. Mailänder freundet sich mit ihm an und versucht, ihn aus seiner Melancholie und Einsamkeit herauszuholen. Auch als Mailänder heiratet wird Johannes Wenger in die Familie mit einbezogen. Wenger hadert mit seinem Schicksal, seiner Krankengeschichte und mit seinem Alter.
EGr

Andy Weir: Artemis
Andy Weir bleibt seinem Stil treu und lässt seinen Protagonisten wieder in unbekannte Weiten aufbrechen. Nur diesmal geht es nicht für Mark Watney („Der Marsianer“) auf den Mars, sondern für Jasmine Bashara auf den Mond. Dort aufgewachsen und bestens vernetzt, muss sich „Jazz“ einem mörderischen Kartell stellen und alles riskieren, um ihre Heimat zu schützen.
TDo

Esther Kinsky: Hain
Die Autorin Esther Kinsky erhielt für dieses Buch 2018 den "Preis der Leipziger Buchmesse". Der Roman ist in drei Kapitel und entsprechend drei italienische Orte unterteilt: Olevano Romano, Chiavenna und Comacchio. Das Buch ist durchzogen von Rückblenden und Erinnerungen an Reisen, an Landschaften, an Orte, an Menschen, an die Kindheit und an den Vater. Ein ruhiges und stilles Buch, das vor allem auch Leser ansprechen wird, die Italien und das dortige Leben mögen.
EGr

Viktor Funk: Mein Leben in Deutschland begann mit einem Stück Bienenstich
Viktor Funk kam im Alter von 11 Jahren mit seinen Eltern aus Kasachstan nach Deutschland. In seinem autobiographischen Roman verarbeitet er seine Geschichte. Der Ich-Erzähler versucht seine Identität zu finden. Er lebt zwischen den Welten, zwischen Russland und Deutschland. Auch seine Freundin Marie, die aus Rumänien stammt, versucht ihren Platz in Deutschland und im Leben zu finden.
Eine unaufgeregte, schön zu lesende Geschichte über Heimat, Heimatlosigkeit, Integration, Indentität und über die Liebe.
EGr

Nell Leyshon: Die Farbe von Milch
Diese Geschichte des Mädchens Mary spielt in den Jahren 1830 und 1831. Mary lebt mit ihren Eltern, mit ihrem Großvater und ihren drei älteren Schwestern auf einem Bauernhof. Die Familie ist sehr arm. Alle Familienmitglieder arbeiten hart. Als der Dorfpfarrer ein Dienstmädchen sucht, weil seine Frau krank ist, schickt der Vater die selbstbewusste Mary im Alter von 15 Jahren in den Pfarrhaushalt. Nachdem seine Frau gestorben ist, behält der Pfarrer Mary bei sich und bringt ihr lesen und schreiben bei. So kann Mary ihre eigene schwere Geschichte niederschreiben.
EGr

Johan Bargum: Nachsommer
Der finnlandschwedische Autor Johan Bargum hat einen kurzen, intensiven und melancholischen Roman über zwei Brüder, über ihre Mutter und die Familie geschrieben. Carl, der Lieblingssohn der Mutter, verließ früh das Elternhaus, um mit der von der Mutter ungeliebten Schwiegertochter Klara in die USA zu gehen und beruflich Fuß zu fassen. Die beiden zutiefst unterschiedlichen Brüder Carl und Olof treffen sich erst wieder, als die Mutter im Sterben liegt.
EGr

Catalin Dorian Florescu: Der Nabel der Welt - Erzählungen
Der in Rumänien geborene Autor Florescu lebt in der Schweiz in Zürich. Seine Romane wurden bereits mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet. Nun hat er einen Band mit Erzählungen vorgelegt, die in den Jahren 2001 bis 2016 entstanden sind. Wichtige Themen unserer Zeit, wie Migration, Flucht und Heimatlosigkeit verarbeitet er in den verschiedenen Geschichten. Sie spielen in den unterschiedlichsten Ländern mit den unterschiedlichsten Landsleuten und reichen von Sylt über die Schweiz, Italien und Rumänien. Sehr einfühlsam beobachtet und sprachlich originell geschrieben!
EGr

Natalie Buchholz: Der rote Swimmingpool
Natalie Buchholz hat im renommierten Verlag "Hanser Berlin" ihren ersten Roman veröffentlicht. Sie erzählt aus der Sicht des 18jährigen Adam, was es mit einem jungen Mann macht, wenn sich seine Eltern trennen. Aus einer scheinbar perfekten Familie wird ein Scherbenhaufen. Adam versteht nicht, was passiert ist, weil weder Vater noch Mutter ihm eine Erklärung liefern. So muss er selbst versuchen, mit der neuen Situation zurecht zu kommen und seinen eigenen Weg finden.
Ein stimmiger, sprachlich routiniert geschriebener Roman.
EGr

Astrid Kofler: Das Fliegen der Schaukel
Ada Torelli blickt zurück auf ihr langes und erfülltes Leben. Jetzt mit über 80 Jahren lebt sie in Bozen in einem Seniorenheim. Geboren wird sie 1917 in Paliano im Hinterland von Rom. Mit mehreren Geschwistern wächst sie hier auf. Sie möchte Lehrerin werden, geht zur Ausbildung nach Rom und dann als junge Lehrerin nach Südtirol. Hier bei den Bauersfamilien durchlebt sie die schwierige Zeit des Krieges.
EGr

Bernhard Schlink: Olga
Dieser Roman ist eine Zeitreise vom Ende des 19. Jahrhunderts in Pommern bis zum Jahr 1971 in Westdeutschland. Olgas Eltern sterben früh, so dass sie bei ihrer Großmutter in Pommern aufwächst. Sie wird nicht geliebt, hat auch keine Freundinnen, aber im Mitschüler Herbert findet sie einen Seelenverwandten. Gegen den Widerstand seiner Eltern, reiche Gutsbesitzer, lieben sich die beiden. Doch der rastlose Herbert nimmt bei einem Militäreinsatz gegen die Hereros in Deutsch-Südwestafrika teil. Auch nach seiner Rückkehr zieht es ihn immer wieder in die Ferne; zuletzt auf eine Expedition in die Arktis. Er bleibt verschollen - doch Olgas Leben geht weiter.
EGr

Haiku: Gedichte aus fünf Jahrhunderten
Im Reclam-Verlag ist ein schön gestalteter Band mit einer Auswahl sowohl alter als auch modernerer Haiku entstanden. Herausgegeben und zusammengestellt wurde das Buch von Masami Ono-Feller; der Japanologieprofessor Eduard Klopfenstein hat die Haiku übersetzt und ausführlich kommentiert. Diese Sammlung bietet einen wunderbaren Querschnitt und Einblick in die Haiku verschiedenster Autoren.
EGr

Jürgen-Thomas Ernst: Schweben
Der neue Roman des österreichischen Autors Jürgen-Thomas Ernst erzählt das Leben von Rosa und Josef. Sie lernen sich kennen und lieben, verlassen ihre Elternhäuser und gehen in den 1960er-Jahren in den Westen. Mit harter Arbeit verdienen sie ihr Geld und erarbeiten sich ganz langsam ein bescheidenes Glück.
EGr

Lamia Berrada-Berca: Kant und das kleine rote Kleid
Eine junge Frau aus Nordafrika geht mit ihrem Mann nach Paris, wo er ihr ein glückliches Leben verspricht. Doch sie muss sich weiterhin verschleiern und sich ihrem Mann unterordnen; ohne großes Selbstbewußtsein und ohne Sprachkenntnisse ist sie sehr einsam. Ein rotes Kleid in einem Schaufenster und ein Buch von Kant, das ihr zufällig in die Hände fällt, weckt ihre Sehnsüchte.
Wird ihre kleine Tochter eines Tages bessere Chancen im Leben haben? Dieses dünne Buch mit seinen kurzen Kapiteln regt zum Nachdenken über die Rolle der Frau, über Träume und über Freiheit an.
EGr

Ilse Tielsch: Das letzte Jahr
Ilse Tilsch wurde 1929 in Mähren geboren und lebt als Schriftstellerin in Wien. In ihren Büchern verarbeitet sie ihr eigenes Schicksal und das Schicksal der deutschsprachigen Bevölkerung in Böhmen und Mähren bis zu ihrer Vertreibung.
Das junge Mädchen Elfi hat ein behütetes Leben, bis sie langsam spürt, dass die Kluft zwischen der deutschprachigen und der tschechischen Bevölkerung immer größer wird. Die Eltern sprechen mit ihr nicht über diese Entwicklung, so dass Elfi mit ihren Ängsten alleine gelassen wird und ihre Welt nicht mehr versteht.
EGr

AJAR: Unter diesen Linden
"Unter diesen Linden" ist der erste Roman des schweizerischen Autorenkollektivs AJAR "Association de jeunes auteur-e-s romandes et romands." Es ist ein kurzer, aber sehr intensiver Roman entstanden. Ein gelungenes Experiment! Mit Esther Montandon haben die Autoren eine fiktive Autorin erschaffen. Esther wird endlich schwanger, als sie schon nicht mehr damit rechnet. Louise stirbt jedoch im Jahr 1968 schon als Kleinkind. In kurzen Kapiteln werden die Geschehnisse verarbeitet.
EGr

Miika Nousiainen: Die Wurzel alles Guten
In diesem Roman aus Finnland geht es um Pekka und Esko. Pekka geht zu einem neuen Zahnarzt zur Behandlung und stellt dort fest, dass es sich um seinen Halbbruder handelt. Die beiden wussten nichts voneinander und so ist der Zahnarzt Esko zuerst sehr reserviert und möchte keinen weitern Kontakt. Doch nach einiger Zeit bricht das Eis und die beiden beschließen, dass sie auf die Suche nach ihrem Vater gehen. Was sie auf dieser Reise alles erleben und wie es ihr Leben bereichert und verändert - davon erzählt dieses Buch.
EGr

Selim Özdogan: Wo noch Licht brennt
Gül ist die älteste von 5 Geschwistern. Ihre Mutter stirbt früh, so dass sie sich um ihre jüngeren Geschwister kümmern muss. Gül heiratet früh, bekommt zwei Töchter und geht mit ihrem Mann Fuat nach Deutschland. Hier ist sie einsam, kommt nie richtig an. Sie ist hin und hergerissen zwischen den beiden Ländern; sowohl in der Türkei als auch in Deutschland fühlt sie sich fremd. Der Roman erzählt, was sie aus ihrem Leben macht und wie sie versucht, mit den vielfältigen Problemen zurechtzukommen.
EGr

Pierre Lemaitre: Drei Tage und ein Leben
Pierre Lemaitre wurde 2013 für sein Buch "Wir sehen uns dort oben" mit dem wichtigsten französischen Literaturpreis - dem Prix Goncourt - ausgezeichnet.
In seinem neuen Roman erzählt er vom Leben von Antoine. Als Antoine zwölf ist, geschieht ein Unglück. Der sechsjährige Nachbarssohn Rémi wird vermisst und von Polizei und von der ganzen Gemeinde vergeblich gesucht. Alleine Antoine weiß, was passiert ist. Seine Schuld wird ihn ein Leben lang begleiten und immer wieder gibt es Situationen, bei denen er befürchtet, dass sein Geheimnis entdeckt wird.
EGr

Birgit Vanderbeke: Wer dann noch lachen kann
Das neue Buch von Birgit Vanderbeke beginnt so: "Es gibt nur einen einzigen Menschen, der auf Sie aufpassen kann. Das sind Sie. Sonst niemand."
Die Autorin erzählt von der Kindheit mit einem gewalttätigen Vater. Die Mutter, schaut immer weg und versucht, alles mit Medikamenten zu verdrängen. Sie erzählt von Eltern, die sich gegenseitig fertig machen und das Kind ebenso. Diskret und spannend wird diese Geschichte entwickelt.
EGr

Marc-Uwe Kling: QualityLand
Willkommen in der schönen neuen Welt!
In QualityLand ist alles optimiert. Algorithmen errechnen wer oder was du bist und arbeiten müssen nur noch Maschinen. Doch ist das System wirklich so perfekt wie es scheint? Peter hat da so seine Zweifel. Zusammen mit einem kommunistischen Tablet, einer Drohne mit Flugangst und einem impotenten Liebesroboter sagt er der digitalen Welt den Kampf an.
Der gesellschaftskritische Roman von Marc-Uwe Kling besticht durch Einfallsreichtum und Witz. Auch zu empfehlen ist das Hörbuch - gelesen vom Autor.
TDo

Delphine de Vigan: Tage ohne Hunger
Wieder ein Roman der französischen Autorin, der den Leser gefangen nimmt. Dieser Titel ist ihr erster Roman und erschien in Frankreich bereits im Jahr 2001 unter Pseudonym.
Es geht um eine magersüchtige junge Frau. Nachdem sie sich endlich dazu durchgerungen hat in eine Klinik zu gehen, versucht sie dort über mehrere Monate, zu einem Mindestgewicht zu kommen und wieder einen Sinn im Leben zu finden. In ihrem Notizbuch schreibt sie von ihrem schweren Kampf, von ihren Mitpatienten, von ihrer Sehnsucht nach dem alten Zustand und von der Kraft, die es sie ständig kostet, durchzuhalten.
Unbedingt lesenswert ist von der Autorin auch das Buch "No & ich"!
EGr

Friedrich Ani: Ermordung des Glücks
Dies ist der 2. Fall mit dem pensionierten Münchner Kommissar Jakob Franck.
Ein kleiner Junge wird ermordet. Erst 34 Tage nach seinem rätselhaften Verschwinden, wird er tot aufgefunden. Der Täter wird jedoch nicht gefunden. Doch Jakob Franck hat Zeit. Mit seiner Geduld und seiner Erfahrung quält er sich wieder ganz intensiv durch die verschiedenen Möglichkeiten und Theorien. Er führt mit Verwandten, Nachbarn und Verdächtigen lange Gespräche, bis er schließlich doch noch zum Ziel kommt.
EGr

Petra Morsbach: Justizpalast
Petra Morsbach erzählt das Leben von Thirza Zorniger. Sie hat dafür fast ein Jahrzehnt bei vielen Richtern und Juristen intensiv recherchiert und lässt immer wieder die verschiedensten juristischen Fälle und Themen in die Rahmenhandlung einfließen.
Ihre Kindheit und Jugend verbringt Thirza nach der Trennung ihrer Eltern bei ihrem Großvater - ehemaliger Richter - und bei zwei Tanten. Nach dieser problematischen Zeit strebt Thirza Zorniger in ihrer Heimatstadt München eine Karriere als Richterin an. Beruflich erfolgreich, tut sie sich sehr schwer, auch ihr privates Glück zu finden.
Die Autorin erhielt für diesen Roman den Wilhelm Raabe-Literaturpreis.
EGr

Birgit Müller-Wieland: Flugschnee
Die österreichische Autorin hat einen Roman geschrieben, der einen vom Anfang zum Ende hin immer mehr gefangen nimmt. Im Zentrum des Buches steht ein Familiengeheimnis, über das geschwiegen wird. Nun ist Simon, der Bruder von Lucy verschwunden. Dies lässt Geheimnisse und Erinnerungen der verschiedenen Generationen, Familienmitglieder und Personen nach oben kommen. Vor allem Simons Schwester Lucy versucht zu verstehen, was passiert ist. Aus verschiedenen Perspektiven wird erzählt, was im Leben der Eltern und Großeltern geschehen ist und um welches Geheimnis sich alles dreht.
EGr

Anne von Canal: Whiteout
Schon das Buch "Der Grund" von Anne von Canal hat uns sehr gut gefallen. Auch das neue Buch von der Autorin nimmt den Leser sofort gefangen.
Hanna ist mit ein paar Kollegen auf einer wissenschaftlichen Forschungsreise in der Antarktis. Dort erhält sie von ihrem Bruder die Nachricht, dass ihre beste Jugendfreundin nicht mehr lebt. So geistern während der Arbeit in der eisigen Kälte immer wieder Erinnerungen an ihre Kindheit durch ihren Kopf. Die drei waren lange ein unzertrennliches Gespann und Hanna fragt sich, was mit ihrer Freundin später passiert ist. Ein atmosphärisch sehr dichter und schön zu lesender Roman.
EGr

Stefan Ferdinand Etgeton: Das Glück meines Bruders
Die Eltern von Botho und Arno haben ihren beiden Söhnen immer nur gepredigt, dass das Leben aus Arbeit besteht. Deshalb haben die beiden nie gelernt zu träumen oder Zuversicht zu haben. Sie tun sich mit ihrem Leben manchmal hart.
Botho ist Lehrer geworden; Arno ist Handwerker, hat Probleme mit dem Alkohol und ist oft arbeitslos. Aber im Gegensatz zu Botho hat er eine Freundin.
Etgeton erzählt in diesem Buch von einem Brüderpaar, das sehr verbunden ist, das jedoch auch sehr unterschiedlich ist und deren Leben sich in sehr unterschiedliche Richtungen bewegt.
EGr

Leila Slimani: Dann schlaf auch du
Die aus Marokko stammende französische Autorin Leila Slimani hat einen Roman über ein anscheinend perfektes Kindermädchen in Paris geschrieben. Louise arbeitet für ein scheinbar ebenso perfektes Ehepaar und betreut liebevoll die beiden kleinen Kinder. Durch ihren Perfektionismus und ihre Aufopferung macht sie sich unentbehrlich. Doch wie sieht es wirklich in ihrem Leben aus?
EGr

Renate Ahrens: Alles, was folgte
Ein rundherum gelungener und stimmiger Roman! Katharina wird im Krieg geboren. Sie weiß lange nicht, dass ihre Eltern sie adoptiert haben. Nur durch Briefe zwischen ihrer Mutter und ihrer Tante, die ihr ein Halbbruder zukommen lässt, erfährt sie eines Tages von dieser Tatsache. Ab diesem Zeitpunkt setzt die Kriegsfotografin alles daran, ihrer wirklichen Herkunft auf die Spur zu kommen.
EGr

Ilija Trojanow: Nach der Flucht
Ilija Trojanow wurde 1965 in Sofia geboren und erhielt zusammen mit seiner Familie in Deutschland politisches Asyl. Seine Wege führen ihn später über Kenia, Paris, München, Bombay und Kapstadt nach Wien, wo er heute lebt. In seinem neuen Buch "Nach der Flucht" sammelt er persönliche und allgemeingültige Gedanken zu den Themen Heimat, Flucht und Sprache und zu allem, was damit zusammenhängt. Ein sehr nachdenkliches Buch.
EGr

Samuel Selvon: Die Taugenichtse
Samuel Selvon wurde 1923 in Trinidad geboren und ist - ebenfalls dort - 1994 gestorben. 1950 ging er nach London, wo er in einem Immigrantenheim und später in einer Kellerwohnung lebte. "Die Taugenichtse" erschien bereits 1956 in England, aber erst jetzt zum ersten Mal in Deutschland.
Hauptperson ist Moses Aloetta, der schon länger in London lebt und für viele Neuankömmlinge - trotz seiner Armut - ein weiches Herz hat und hilft, wo er kann. Voller Hoffnung erreichen in der Nachkriegszeit die Einwanderer aus der Karibik London. Hier suchen sie ein besseres Leben, bleiben aber fremd zwischen den verschiedenen Kulturen.
EGr

Iman Humaidan: Fünfzig Gramm Paradies - Roman aus dem Libanon
Der Roman von Iman Humaidan ist teils etwas schwer zu lesen, weil er durch die Zeiten und zwischen den verschiedenen Personen hin- und herspringt. Er ist aber auf jeden Fall sehr lesenswert! Die Handlung dreht sich um den Bürgerkrieg in Beirut im Jahr 1978 und verknüpft mehrere Schicksale miteinander. Die libanesische Schriftstellerin Maja findet 1994 die Tagebücher der vom syrischen Geheimdienst ermordeten Journalistin Nura. Sie versucht den Hintergründen auf den Grund zu gehen. Als drittes Frauenschicksal fungiert die analphabetische Kurdin Sabah. Herkunft, Alter und Bildung sind unterschiedlich, jedoch wurde allen Frauen in unterschiedlicher Form Gewalt angetan und sie mussten ihre Heimat verlassen.
EGr

Henning Mankell: Der Sandmaler
Die schwedische Originalausgabe dieses frühen Afrika-Romanes von Henning Mankell erschien bereits 1974, als Henning Mankell 26 Jahre alt war.
Im Jahr 1971 reist die junge Elisabeth für zwei Wochen nach Afrika. Nach der Schule weiß sie nicht recht, welchen Weg sie einschlagen soll und erhofft sich vom Kennenlernen des fremden Landes einen Anstoß. Sie lernt viele Probleme der ehemals englischen Kolonie kennen und kehrt erwachsener geworden nach Schweden zurück.
Interessant zu sehen ist vor allem auch, wie sich der schwedische Schriftsteller in seinen späteren Romanen im Vergleich zu diesem frühen Text weiterentwickelt hat. Die Themen sind die gleichen und sie sind leider immer noch hochaktuell.
EGr

Morten Brask: Das perfekte Leben des William Sidis
Das Leben des William James Sidis ist keinesfalls ein perfektes Leben. William zerbricht am Ehrgeiz seines Vaters und an der Lieblosigkeit seiner Mutter, die ihn zu immer mehr Höchstleistungen anspornen. Beide zwingen das Kind und später den Jugendlichen in ein Leben ohne Spiel, ohne Sport und ohne gute soziale Kontakte. In kunstvollen Vor- und Rückblenden erzählt der Autor von der Kindheit des Wunderkindes und Genies. William lernt extrem früh lesen, er lernt extrem viele Sprachen, er interessiert sich vor allem auch für Mathematik. In Schule und Studium ist er immer wesentlich jünger als seine Mitschüler; so hat er immense Anpassungsschwierigkeiten, bleibt immer ein Aussenseiter und zerbricht schließlich an diesen außergewöhnlichen Umständen.
Fast zeitgleich ist noch ein zweiter Roman über William James Sidis erschienen: "Das Genie" von Klaus Cäsar Zehrer.
EGr

Ernest Cline: Ready player one
Stellen Sie sich vor, es wäre das Jahr 2044. Alle Menschen sind miteinander vernetzt, der Zugang zu Bildung steht jedem kostenfrei zur Verfügung und das Leben ist geradezu perfekt; allerdings nur in der virtuellen Welt der "OASIS". In der Realität herrscht Hunger, Platzmangel und Ressourcenknappheit. Der einzige Ausweg besteht darin, das "Easter Egg", einen in dem Computerspiel versteckten Code, der dem Finder zu unfassbarem Reichtum verhelfen soll, zu finden.
Wie Millionen anderer, versucht Wade, genau dieses "Egg" zu finden. Doch nicht alle spielen mit fairen Mitteln. Die Buchverfilmung von Steven Spielberg erscheint im Frühjahr 2018.
TDo

J.M. Coetzee: Ein Haus in Spanien - Drei Geschichten
Dieses äußerst dünne und äußerst schön gestaltete Büchlein mit drei Geschichten Coetzees, lädt zu einem kurzen aber intensiven Einstieg in das Werk des südafrikanischen Literatur-Nobelpreisträgers ein. Es macht auf jeden Fall Lust, mehr von diesem interessanten Autor zu lesen.
EGr

Rupi Kaur: milk and honey - milch und honig
Rupi Kaur ist Kanadierin mit indischen Wurzeln. Ihre Lyrik dreht sich um die Themen Missbrauch, Gewalt, Schmerz, Verlust und Liebe. Mit einer klaren und nüchternen Sprache findet die Autorin immer den richtigen Ton und die richtigen Worte. Die Texte berühren und machen Mut, zu sich selbst zu stehen.
EGr

Dietlind Falk: Das Letzte
Dietlind Falk, geboren 1985, ist Übersetzerin und hat bereits mehrere bekannte Autoren, wie z.B: Mark Haddon, ins Deutsche übersetzt.
Eine junge Frau wohnt in einer WG in einem alten heruntergekommenen Haus. Ihr ungeliebter Vater und ihr Bruder sind bereits beide gestorben. Ihre Mutter wohnt alleine in einer Wohnung und leidet unter dem Messie-Syndrom. Ihre Wohnung ist unvorstellbar zugemüllt. Für die Tochter ist das ein großes Problem, vor allem als die Wohnung gekündigt wird und ihre Mutter wegen einem Schlaganfall in die Klinik kommt. Sie ist heillos überfodert und kommt mit der Situation lange nicht zurecht. Eines Tages gelingt es ihr dann doch, ihre Mitbewohner um Hilfe zu bitten.
EGr

Robert Höpfner: Das Licht von gegenüber - Lyrische Prosa
Nun ist nach dem Gedichtband "Der Himmel hält sich bedeckt" ein neues Buch mit kurzen lyrischen Prosatexten entstanden. "Ich möchte Kleinoden schaffen, in denen sich hin und wieder Sätze finden, die es wert sind, flüsternd wiederholt zu werden." Dies ist dem Grassauer Autor auf jeden Fall gelungen.
Ausdauer
Du klagst, dich tagtäglich vergeblich abzumühen,
es immer wieder auf's Neue versuchen zu müssen.
Steh' auf, fahre zu einem Meeresstrand und schaue zu:
Seit ewigen Zeiten nimmt das Wasser Welle für Welle
Anlauf, fließt mal mehr und mal weniger weit, um dann
wieder zurückgezogen zu werden. Du wirst von ihnen
keine Klage hören. Darum lass dir gesagt sein: Mache
nicht so viel Wind und die Wogen werden sich legen.
© Robert Höpfner

Michela Murgia: Chirú
Michela Murgia wurde 1972 in Cabras auf Sardinien geboren. Sie studierte Theologie und unterrrichtete Religion. Mit ihrem Roman "Accabadora" wurde sie auch bei uns bekannt.
In ihrem neuen Roman erzählt sie von der Schauspielerin Eleonora, die immer mal wieder einen begabten Schüler unter ihre Fittiche nimmt und ihn auf seinem Ausbildungsweg begleitet. Diesmal kümmert sie sich um den Musikstudenten Chirú. Seine Jugend erinnert sie daran, wie sie sich selbst als Kind gefühlt hat. Die Beziehung der beiden ist eine labile Gratwanderung zwischen Mutter, Lehrerin und Geliebter.
EGr

Jess Kidd : Der Freund der Toten
Mahony aus Dublin ist gutaussehend, charmant und bis auf die Tatsache, dass er Tote sehen und mit ihnen reden kann, auch nicht sonderlich außergewöhnlich. Aufgewachsen in einem Waisenhaus, erfährt er mit 26 Jahren, dass er nicht wie gedacht, von seiner überforderten Mutter ausgesetzt, sondern dieser "…weggenommen" wurde. Mit Unterstützung der exzentrischen Mrs. Cauley setzt Mahony alles daran, das Verschwinden seiner Mutter aufzuklären, auch wenn das nicht allen im Ort gefällt.
TDo

Lorenza Pieri: Ich hatte eine Insel
Teresa wächst mit ihrer älteren Schwester Caterina auf der italienischen Insel Giglio auf, wo auch die Autorin selbst ihre Kindheit verbracht hat. Mit Höhen und Tiefen wird sie inmitten des elterlichen Hotelbetriebs älter und schließlich erwachsen.
Die politisch aktive Mutter trennt sich von Teresas Vater, der eine Affäre mit der mit der Familie befreundeten Ärztin beginnt. Teresa zieht mit ihrer Mutter auf das Festland, studiert nach dem Schulabschluss und lebt dann alleine in Rom.
Doch entgegen dem Rat ihrer Schwester kehrt sie schließlich wieder nach Giglio zurück. Auch hier erwarten sie noch einige "Überraschungen".
EGr

Karl Ove Knausgård: Das Amerika der Seele
Der norwegische Autor hat neben den sechs sehr interessanten Bänden seines autobiographischen Projekts auch Essays geschrieben. Die Texte zu sehr verschiedenen Themen spiegeln die subjektive und tiefschürfende Gedankenwelt Knausgårds wider. Egal, um welches Thema es geht: immer ist der Autor beim Schreiben auf der Suche nach Selbsterkenntnis.
EGr

Robert Höpfner: Der Himmel hält sich bedeckt
Robert Höpfner wohnt in Grassau. Er schreibt Gedichte und lyrische Prosa. Er beobachtet sehr genau, so dass sehr vielschichtige und feinfühlige Gedichte entstanden sind. Wer schon lange keine Gedichte mehr gelesen hat, sollte hier mal wieder einen Versuch wagen.
Sorgen
Jeden Tag
geht die Sonne
unbesorgt auf.
Die Sorgen erwachen
erst mit mir.
---
Nagelproben
In das weiche Holz
meiner Empfindsamkeit
schlage ich
Gedichte ein und das
mit der bloßen Hand.
---
© Robert Höpfner

Fredrik Backmann: Oma lässt grüßen und sagt, es tut ihr leid
Dieses Buch ist ein wunderbar emotionaler, lustiger Roman über das Anderssein. Der Autor erzählt von der fast achtjährigen Elsa, die mit ihrer Mama und George und dem Halben in Mamas Bauch in einer Wohnung in einem Mehrfamilienhaus wohnt, gegenüber von Oma. Oma ist Elsas bester Freund und nimmt sie mit in ihre eigene Märchenwelt. Als Oma stirbt, geht Elsa auf eine von ihrer Oma gestellten Schatzsuche, die sie in das richtige Leben führen soll. Auf der Reise findet sie neue Freunde und erfährt so einiges über ihre Oma.
ASt

Emma Jane Kirby: Der Optiker von Lampedusa - Die Geschichte einer Rettung
Der Optiker von Lampedusa hat Urlaub und ist zusammen mit seiner Frau und mehreren Freunden mit dem Schiff Galata auf's Meer hinausgefahren, um die Ruhe und die Weite des Wassers zu genießen. Nur die anhaltenden Möwenschreie gehen ihm auf die Nerven. Doch dann merkt er, dass es Schreie von ertinkenden Menschen sind... Die acht Freunde beginnen, die noch lebenden entkräfteten Menschen aus dem Meer zu ziehen. Doch viele sind bereits ertrunken. Diese Erlebnisse verändern ihr Denken und Leben. "Wie naiv er doch gewesen war, dachte der Optiker. Wie naiv! Denn es gab immer noch größeres Leid, tiefer und unermesslicher, als irgendeiner von uns es sich jemals vorstellen könnte."
EGr

Isabelle Autissier: Herz auf Eis
Stromness ist eine gebirgige Insel im Südatlantik. Louise Flambart und ihr Freund Ludovic aus Paris umsegeln die Welt und stranden auf dieser unwirtlichen Insel; ein Sturm hat ihr vor Anker liegendes Schiff hinweggefegt. Beeindruckend an diesem Roman ist der krasse Gegensatz der beiden Teile: zuerst die fast unerträgliche Einsamkeit und der extreme Überlebenskampf, dann - zurück in der Zivilisation - die vollkommene Vereinnahmung durch Journalisten und Presse.
EGr

Mehrnousch Zaeri-Esfahani: 33 Bogen und ein Teehaus
Dieser autobiographische Roman ist zwar ein Jugendbuch, jedoch auch für Erwachsene sehr empfehlenswert.
Mehrnousch Zaeri-Esfahani wurde 1974 in Isfahan geboren. Nach dem Machtantritt Ajatollah Chomeinis floh sie 1985 mit ihren Eltern und Geschwistern über die Türkei nach Ostberlin, wurde nach Westberlin ausgewiesen, kam nach Karlsruhe und schließlich nach Heidelberg. Aus Sicht ihrer Kindheit erzählt sie das Leben als Flüchlting und wie schwer es war, das fremde Leben, die fremde Sprache und die fremden Menschen verstehen zu lernen.
EGr

Kent Haruf: Unsere Seelen bei Nacht
Der amerikanische Autor Kent Haruf lebte von 1943 bis 2014. Seine sechs Romane spielen in der fiktiven Kleinstadt Holt in Colorado. "Unsere Seelen bei Nacht" wurde mit Jane Fonda und Robert Redford verfilmt.
Die Witme Addie ist um die 70 und sie ist einsam. Das möchte sie ändern; und so schlägt sie Louis, der in der Nachbarschaft lebt, etwas Überraschendes vor.
EGr

Barbara Kingsolver: Das Flugverhalten der Schmetterlinge
Dieser Roman erzählt aus dem Leben der jungen Mutter Dellarobia Turnbow. Ihre Eltern sind früh gestorben, sie wurde früh schwanger und sie ist unzufrieden mit dem Leben auf der Farm ihrer Schwiegereltern und ihres sehr unselbständigen Mannes Cub. Eigentlich möchte sie aus ihrem Leben ausbrechen; doch dann geschieht etwas, was ihr Leben auf den Kopf stellt. Sie entdeckt im heimischen Wald eine Unzahl von Monarchfaltern. Was sie zuerst für ein Wunder hält, stellt sich aber bald als die Folge des Klimawandels heraus. Der Biologe und Wissenschaftler Ovid Byron interessiert sich für dieses Phänomen, weil die Monarchfalter sein Spezialgebiet sind.
EGr

Ketil Bjørnstad: Emma oder Das Ende der Welt
Aslak Timbereid arbeitet als Lektor bei einem Verlag in Oslo. Seine Frau Hanne hat sich von ihm getrennt und ist wieder nach Nordnorwegen in die Nähe ihrer Mutter gezogen. Die neunjährige Tochter Emma lebt bei ihm. In den Ferien begleitet er seine Tochter bei ihrem Flug zu ihrer Mutter, wo sie die Ferien verbringen soll. Doch ein schreckliches Unglück reisst Emma aus dem Leben und verändert das Leben der Eltern für immer.
Ein Buch über das Schicksal und die Zufälle im Leben, über die Trauer und über die Suche nach Schuld und Vergeltung. Wieder ein sehr intensives Buch vom norwegischen Autor und Musiker Ketil Bjørnstad.
EGr

Karl Ove Knausgård: Sterben
Der 1. Teil des autobiographischen Projekts von Karl Ove Knausgård erschien in Deutschland bereits 2011. Inzwischen ist auch der 6. Band "Kämpfen" erschienen.
Der norwegische Autor wurde 1968 geboren und lebt jetzt mit seiner Familie in Schweden.
Schwerpunktmäßig handelt dieser erste Teil von seiner Kindheit und Jugend und von seinem Verhältnis zu seinen Eltern - insbesondere zu seinem Vater. "Mittlerweile hatte ich alle Tagebücher und Notizen verbrannt; von dem Menschen, der ich bis zu meinem fünfundzwanzigsten Geburtstag gewesen war, gab es kaum noch eine Spur und das aus gutem Grund, vor dort kam nichts Gutes."
In der zweiten Hälfte des Buches geht es um das Sterben, bzw. um den Tod des Vaters. Sehr intensiv schildert Knausgård die Familienverhältnisse.
Das Buch weckt großes Interesse, alle Bände des norwegische Autors zu lesen.
EGr

Cecilia Samartin: Nicht die Nacht allein
Ana hat als Kind schlimme Erlebnisse im Bürgerkrieg in El Salvador überlebt. Zusammen mit der Nonne Josepha gelingt es ihr, zu fliehen und ausser Landes zu gelangen. Ana kommt nach einer Zeit im Kloster als Kindermädchen zu der sehr wohlhabenden Familie Trellis. Von da an verändert sich ihr Leben von Grund auf.
Ana bleibt auch in der neuen Umgebung eine sanfte und aufrichtige junge Frau, die an ihren Grundsätzen festhält und immer zu helfen versucht.
EGr

Elif Shafak: Der Geruch des Paradieses
Die Autorin Elif Shafak gehört zu den wichtigsten Schriftstellerinnen der Türkei. Sie wurde in Straßburg geboren, lebt in London und Istanbul.
Erzählt wird aus dem Leben von Peri, die in einem Elternhaus aufwächst, in dem sich die unterschiedlichsten Weltanschauungen gegenüberstehen. Vater und Mutter lieben sich schon lange nicht mehr; die beiden Brüder sind gegensätzlicher als man es sich vorstellen kann. Peris Vater hält große Stücke auf seine Tochter und ihre Intelligenz; er lässt sie in Cambridge studieren. Hier freundet sie sich mit Shirin und Mona an; drei Muslima unterschiedlichster Ausprägung. Eine spannende Zeit beginnt.
EGr

Susann Pásztor: Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster
Die Autorin Susann Pásztor hat eine Ausbildung zur Sterbebegleiterin. In ihrem neuen Roman erzählt sie die Geschichte von Karla, die bald an Krebs sterben wird, von Fred, ihrem Sterbebegleiter und von seinem Sohn Phil. Alle drei müssen erst mit der Situation umzugehen lernen; sie müssen sich erst aneinander gewöhnen und lernen, wie man die Bedürfnisse von Klara erkennt und akzeptiert.
Ein wunderbares Buch zum so wichtigen Thema Sterben.
EGr

Daniela Ohms: Winterhonig
Daniela Ohms hat einen spannenden Roman über eine verbotene Liebe während des Zweiten Weltkriegs geschrieben. Angelehnt ist dieser dicke Schmöker an die Geschichte ihrer eigenen Großmutter. Mathilda ist die jüngste Tochter einer elfköpfigen Bauernfamilie. Die Mutter stirbt früh, der Vater und die älteste Schwester sind sehr streng; so fühlt sich Mathilda schon als kleines Mädchne nur von ihrem Lieblingsbruder und von Karl verstanden. Karl arbeitet als Stallknecht im Nachbarhaus. Doch umgibt ihn ein Geheimnis, das er nie verraten darf.
EGr

Tiphaine Rivière: Studierst du noch oder lebst du schon?
In der Bibliothek gibt es eine große Abteilung mit Graphic Novels, die sehr interessant und vielseitig zum Lesen sind. Deshalb hier mal wieder ein sehr gelungenes Beispiel.
Tiphaine Rivière hat drei Jahre versucht an einer Doktorarbeit in Literaturwissenschaft zu schreiben. Der anfängliche Enthusiasmus macht ziemlich schnell einer sehr hohen Frustration durch die ernüchternden Umstände an der Universität und dem ständigen Zeitdruck Platz. Über diese extrem schwierige Zeit als Doktorandin hat sie den illustrierten Blog "Le bureau 14 de la sorbonne" geschrieben und als Graphic Novel auch in Deutsch veröffentlicht.
EGr

T.C. Boyle: Die Terranauten
Um zu beweisen, dass das Überleben in einem geschlossenen ökologischen System langfristig möglich ist, bauen Wissenschaftler in der Wüste von Arizona, ein 200 Mio. $ teures, gigantisches Gewächshaus. Vier Männer. Vier Frauen. 730 Tage.
Was wie ein Auszug aus einem Science Fiction Roman klingt, ist 1991 unter dem Namen „Biosphäre 2“ tatsächlich versucht worden.
Was zunächst als der „neue Garten Eden“ angepriesen wird, entwickelt sich zunehmend zur Zerreißprobe für die acht Terranauten, die erst lernen müssen, auf engstem Raum in einer vermeintlich idealen Welt zu überleben.
Verfügbar als Buch, Hörbuch, E-Book und E-Audio!
TDO

Max Küng: Wenn Du Dein Haus verlässt, beginnt das Unglück
Vom Erdgeschoss bis zum 4. Stock wird das Leben der Bewohner des Hauses in der Lienhardstrasse 7 erzählt. Keiner der Menschen ist so, wie er auf den ersten Blick erscheint. Erst wenn man hinter die Fassade des Hauses, der Wohnungen und der Menschen blickt, erst wenn man mehr von ihrem Leben erfährt, erkennt man langsam, wer und wie sie wirklich sind und warum sie so sind, wie sie sind.
EGr

Ronja von Rönne: Heute ist leider schlecht - Beschwerden ans Leben
Die junge Autorin Ronja von Rönne schreibt für die "Welt am Sonntag" und für ihren Blog "Sudelheft" Kolumnen. In ihrem neuen Buch gibt es zusammen mit weiteren Texten eine Auswahl ihrer Artikel und Gedanken zu allen möglichen und unmöglichen Themen.
EGr

Lori Ostlund: Das Leben ist ein merkwürdiger Ort
Der sympathische aber introvertierte Aaron ist auf der Suche nach sich selbst. Seine Eltern lieben sich nicht mehr; sein herrischer Vater stirbt bei einem Unfall; seine labile Mutter verlässt ihn einige Zeit später. Der ältere Walter rettet ihn aus den Folgen seiner dramatischen Kindheit und Jugend; er ermöglicht ihm ein gutes Leben, sowie ein Studium. Doch nach 20 Jahren flieht Aaron aus dieser Beziehung Hals über Kopf und versucht in San Francisco ein neues Leben zu beginnen; auch dort arbeitet er als Englischlehrer.
In diesem Roman wird erzählt - teils auch im Rückblick - mit welchen Menschen Aaron Kontakt und Freundschaft pflegt. So entsteht immer wieder in anderem Kontext ein Bild von seinem Leben. Ein sehr feinfühliges und ruhiges Buch.
EGr

John Fante: 1933 war ein schlimmes Jahr
John Fante wurde 1909 in Denver als Sohn italienischer Einwanderer geboren. Die Originalausgabe dieses Romanes erschien 1985 posthum. Auch in seinem Buch geht es um eine arme italienische Einwandererfamilie. Der 17jährige Dominic Molise lebt mit 3 Geschwistern, mit seinem Vater und einer Mutter, die die ganze Zeit betet, sowie mit seiner Großmutter in einem armseligen Haus. Er träumt davon, ein gefeierter Baseball-Star zu werden. Zusammen mit seinem wohlhabenden Freund Kenny trainiert er für dieses Ziel. Doch sein Vater hat andere Pläne für ihn. Er möchte, dass Dom in seine Fußstapfen tritt und Maurer wird.
EGr

Alessandro D'Avenia: So unergründlich wie das Meer
Alessandro D'Avenia erzählt in diesem Roman die letzten Jahre Jahre des Lebens von Giuseppe Puglisi. Don Pino - wie er von allen genannt wird - ist Priester in Brancaccio, einem armen Viertel in Palermo, in dem er auch aufgewachsen ist. Dieser Stadtteil ist ganz von der sizilianische Mafia - der Cosa Nostra- gefangen. Drogenhandel, Raub, Schlägereien und Prostitution sind an der Tagesordnung.
Don Pino gibt Religionsunterricht und kümmert sich um die Kinder des Viertels. Er spielt mit ihnen Fußball und versucht, sie auf einen sinnvollen Lebensweg zu bringen.
Auch Federico - einer seiner Schüler - beginnt, sich für dieses Viertel zu interessieren. Mit seinen 17 Jahren muss er sich aber erst selbst im Klaren werden, was er will und seine Familie auf seine Seite holen. Ein sehr lesenswerter Roman.
EGr

Gerhard Jäger: Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod
Der österreichische Autor Gerhard Jäger hat eine spannend verwobene und vielschichtige Geschichte - ein Buch im Buch - geschrieben. Der 80jährige John Miller fliegt von Amerika nach Europa, um sich im Innsbrucker Landesarchiv und in einem kleinen abgelegenen Berdorf auf Spurensuche zu begeben. Der Antiquar und Witwer hat grosses Interesse an der Geschichte von Max Schreiber. Schreiber war ein Historiker aus Wien, der im Winter 1950/51 im Alter von 25 Jahren mehrere Wochen in diesem Bergdorf verbracht hat. Es gibt auch einen Buchtrailer zu diesem beeindruckenden Roman.
EGr

A.L. Kennedy: Leises Schlängeln
Die britische Autorin A.L. Kennedy hat eine Erzählung über das kleine Mädchen Mary und über eine sehr schöne und freundliche kleine Schlange geschrieben.
Mary lebt in einer großen Stadt, die von Menschen regiert wird, die die Bewohner nicht mögen. In dieser Stadt gibt es weder Parks noch Blumen und die Menschen leiden immer mehr an Hunger. Eines Tages entdeckt Mary einen goldenen Reif, der sich als Schlange entpuppt. Lanmo und Mary freunden sich an und verbringen viel Zeit miteinander. Wenn die Schlange wieder an anderen Orten unterwegs ist, bleibt Mary einsam zurück. Eine poetische Geschichte über die Wichtigkeit von Freundschaft.
EGr

Bernhard Jaumann: Der lange Schatten
Bernhard Jaumann hat wieder einen Krimi mit der Expolizistin Clemencia Garises geschrieben. Sie hat jetzt eine Firma für Personenschutz und wird in einen Fall um den deutschen Botschafter in Namibia und der Entführung seiner Ehefrau verwickelt. Es geht gleichzeitig um 4 Verbrechen unterschiedlicher Schwere und unklaren Zusammenhangs. Alle haben gemeinsam, dass Deutsche die Opfer und Hereros die Täter sind. In Deutschland wird in Freiburg ein Grab geschändet und in Berlin ein Polizist erschossen. Dort hält sich eine namibische Delegation auf, um geraubte Schädel von im Kolonialkrieg getöteten Hereros nach Namibia zurückzuholen.
EGr

Jon Fosse: Trilogie
Der norwegische Autor Jon Fosse schreibt Lyrik, Theaterstücke und Romane. Für sein Buch "Trilogie" hat er den sehr wichtigen Literaturpreis des Nordischen Rates erhalten.
Düster, melancholisch und sehr rhythmisch kommen diese 3 Erzählungen, die zu einer Trilogie zusammengefasst sind, daher. Es geht um ein junges mittelloses Paar - Alida und Asle. Alida ist schwanger. Die beiden sind an der norwegischen Küste unterwegs und auf der Suche nach einer Bleibe. Nirgends sind sie erwünscht.
Es ist oft undurchschaubar, was Wirklichkeit ist, was nur geträumt ist oder was erdacht ist. Ein aussergewöhnliches Buch, das man am liebsten zweimal lesen möchte, um die mystische Atmosphäre auf sich wirken zu lassen.
EGr

Katharina Hagena: Das Geräusch des Lichts
Katharina Hagena wurde vor allem mit ihrem Roman "Der Geschmack von Apfelkernen" bekannt.In diesem neuen phantasievollen Roman erzählt sie von verschiedenen Begebenheiten im Leben von mehreren sehr unterschiedlichen Menschen. Verbindende Orte sind das Wartezimmer des Hamburger Neurologen Dr. Kai Nansen Dammberg und das Land Kanada.Fünf Menschen sitzen im Wartezimmer. Die Ich-Erzählerin ist Schriftstellerin und denkt sich während der Wartezeit Geschichten über die anderen Wartenden aus. Geschichten, in denen sie diese jeweils nach Kanada reisen lässt.
EGr

Diane Broeckhoven: Was ich noch weiß
"Ein Tag mit Herrn Jules" von Diane Broeckhoven hat mich sehr begeistert, als es 2005 erschienen ist. "Was ich noch weiß" steht ihm aber in nichts nach.
Aus der Sicht der Mutter Manon und abwechselnd aus der Sicht ihres Sohnes Peter entwickelt sich diese Familiengeschichte. Krankheit, Trennung, Scheidung, neue Liebe und der ganz normale Alltag werden erzählt. Nach einem Schlaganfall von Manon ändert sich nochmal alles. Obwohl Mutter und Sohn große Differenzen hatten, kümmert sich Peter sehr intensiv um seine Mutter. Sie erwacht aus dem Koma und kämpft sich ins Leben zurück.
EGr

Thomas Lang: Immer nach Hause
Thomas Langs biographischer Roman über den Schriftsteller Hermann Hesse spielt in zwei Teilen: im Jahr 1907 und im Jahr 1918.Hesse lebt mit seiner 9 Jahre älteren Frau Mia in Gaienhofen am Bodensee. Er fühlt sich von den äußeren Zwängen, von den Umständen seines Lebens, seiner Ehe und seiner Leiden gegängelt. Hesse sieht sich in einer Schaffenskrise; er beginnt an allem zu zweifeln und bricht schließlich auf - nicht nur zur Kur am Monte Verità.Im zweiten Teil belasten ihn vor allem auch die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges und die Probleme mit seiner, ihm gegenüber immer gleichgültiger werdenden Frau. Die 3 lauten und streitenden Söhne hindern ihn am Schreiben. Hesse leidet unter seinen Selbstzweifeln und an der Sprachlosigkeit in seiner Ehe. Die Familie ist nur zu ertragen, wenn er immer wieder verreist. "Eine Künstlerexistenz vertrage sich einfach nicht mit der bürgerlichen eines Familienvorstands."
EGr

Matthias Brandt: Raumpatrouille
Der Schauspieler Matthias Brandt hat sein erstes Buch geschrieben. Es handelt sich dabei um Erzählungen aus seiner Kindheit. Mit einem lächelnden Blick auf sich selbst als Kind erzählt er von seinem behüteten Leben als jüngster Sohn des früheren deutschen Bundeskanzlers Willy Brandt und dessen Frau Rut.Matthias Brandt blickt auf seine kindlichen, teils naiven - aber nachvollziehbaren - Gedanken und Verhaltensweisen zurück. Feinsinnnig, humorvoll und warmherzig berichtet er von seinem Leben im bewachten Elternhaus in Bonn; er erzählt von den Personenschützern, vom Hausmeister Herrn Hukeler, von seinem Hund Gabor und von den gesammelten Irrungen und Wirrungen einer Kindheit. Schön zu lesende und gefühlvolle Geschichten.
EGr

Erika Swyler: Das Geheimnis der Schwimmerin
Nach kleineren, literarischen Fehlgriffen, endlich wieder ein Buch, das einen von der ersten Seite an fesselt!Der Roman von Erika Swyler handelt von Simon Watson, einem arbeitslosen Bibliothekar aus Long Islands und seiner jüngeren Schwester Enola, um die er sich seit dem frühen Tod der Eltern kümmert.Eines Tages erhält er ein altes Buch, welches unter anderem tragische Todesfälle junger Frauen beschreibt, die alle am 24. Juli ertrunken sind - genau wie Simons Mutter. Mit der Zeit findet er heraus, dass diese Frauen alle mit Ihm verwandt sind. Als dann der 24.7. näher rückt, beginnt seine Schwester, sich immer merkwürdiger zu verhalten.
TDo

Margriet de Moor: Schlaflose Nacht
Diese Novelle der niederländischen Schriftstellerin Margriet de Moor erschien in einer früheren Fassung bereits 1989.Margriet de Moor erzählt von einer jungen Frau, die nach den Gründen sucht, warum ihr Mann sich das Leben genommen hat. Sie waren nur kurz verheiratet, als das Unglück geschah. Seither fragt sie sich, wer ihr Mann wirklich war und was ihn umtrieb.
EGr

Ronja von Rönne: Wir kommen
Die 1992 geborene Autorin wuchs in Grassau auf. Im Internet betreibt sie einen Blog "Sudelheft". Sie schreibt für die Tageszeitung "Die Welt".In ihrem ersten Roman berichtet sie von einer kleinen Gruppe junger Menschen, die voneinander abhängig sind und sich trotzdem nicht wirklich lieben. Eigentlich stehen ihnen alle Möglichkeiten eines modernen Lebens offen; sie haben ihr ganzes Leben vor sich; aber sie sind gelangweilt, depressiv, verwöhnt, lustlos und hoffnungslos. Sie leben zusammen, ziehen sich gegenseitig an und stossen sich aber auch wieder ab. Die Autorin schreibt: "Wir seien vier Egoisten, die sich vor lauter Angst aneinanderklammerten, obwohl wir uns eigentlich hassten."Spannend, was man von der jungen Autorin noch zu lesen bekommen wird.
EGr

Eva Schmidt: Ein langes Jahr
Ein Buch, das den Leser durch seine ruhige aber dennoch spannende Atmosphäre sofort in den Bann zieht. In kurzen Kapiteln lernt man einige Bewohner in einer Siedlung einer Stadt am See kennen. In den Szenen und Episoden erfährt man von ihrer Gegenwart, von ihren Gewohnheiten, Eigenheiten, Problemen - von ihrem Leben. In einzelnen Miniaturen, die aber doch miteinander verknüpft sind, werden die Schicksale der Menschen sichtbar. Raffiniert komponiert und sehr fesselnd geschrieben!
EGr

Alexander Maksik: Die Gestrandete
Der in New York lebende Autor hat einen Roman über Jacqueline, eine junge Frau aus Liberia, geschrieben, die nach einem furchtbaren Erlebnis aus ihrem Land geflüchtet ist. Sie ist auf einer griechischen Insel gestrandet und versucht hier an verschiedenen Orten zu überleben. Sie lebt im Freien und versucht, etwas Geld zu verdienen, um essen zu können. Sehr sehr langsam fasst sie zu der Kellnerin Katarina Vertrauen und am Ende schafft sie es sogar, ihr ihre Geschichte zu erzählen.
EGr

Clara Maria Bagus: Vom Mann, der auszog, um den Frühling zu suchen
Die Psychologin und Hirnforscherin, die unter dem Pseudonym Clara Maria Bagus schreibt, hat hier einen sehr stimmigen und schönen Roman geschrieben. Auch das Cover ist wunderschön gestaltet. Ein "ausgestanzter" Vogel sitzt auf einem Ast und scheint zu singen.
Viele kleine Geschichten sind in einen märchenhaften Roman eingebettet. Das Buch steckt voller Weisheiten und Botschaften.
Ein Mann mittleren Alters macht sich auf den Weg, um zu sich selbst und zu seinen Träumen zu finden. Auf diesem Weg kommt er zu vielen Erkenntnissen, wie z.B.:
"Ich denke, für das Wohlbefinden ist Sinnhaftigkeit wertvoller als Glückseligkeit, denn Sinn ist stabiler als Glück. Wenn man den Sinn für sich gefunden hat, ist man nicht mehr so abhängig von zufälligen Momenten."
"Wer nicht weiß, wer er ist, tut nicht das, was zu ihm passt, sondern worauf er gerade stößt. Unser Leben muss stimmig mit uns sein."
Ein Buch, das lange nachhallt und auch ein wunderbares Geschenk ist!
EGr

Axel Hacke: Die Tage, die ich mit Gott verbrachte
Axel Hacke erzählt - wieder mit viel Phantasie - die Geschichte von einem Mann, der eine Familie hat, in einem Büro arbeitet und nun mehrere Tage seines Lebens plötzlich von Gott begleitet wird. Gott ist in die Stadt gekommen, weil er die Einsamkeit seines Universums satt hat.
Axel Hacke sagt selbst über dieses Buch: "„Die Tage, die ich mit Gott verbrachte“ ist eine Erzählung über Gott, wie ich ihn mir immer vorgestellt habe: als melancholischen Künstler, der Großes schaffen wollte und nun unglücklich ist mit dem, was daraus geworden ist, enttäuscht von sich selbst und auf der Suche nach Trost und Verzeihung."
Gott liefert so schöne Sätze wie: "... Etwas sehr ernst und gleichzeitig überhaupt nicht ernst zu nehmen. Es ist doch schön, wenn man beides schafft und auch noch gleichzeitig, findest du nicht?" oder "Kann ja sein, dass keiner an mich glaubt. Aber ich glaube an euch!"
Die Geschichte wird von den wunderbaren Bildern von Michael Sowa begleitet.
EGr

Sylvie Schenk: Schnell, dein Leben
Sylvie Schenk wurde 1944 in Frankreich geboren und studierte in Lyon. Seit 1966 lebt sie in Deutschland.
In "Schnell, dein Leben" erzählt sie von der Französin Louise. Auch sie studiert in Lyon, heiratet einen Deutschen und lebt dann als Lehrerin in Deutschland.
Das Buch beginnt mit schlaglichtartigen, kurzen Erinnerungen an das Leben in der Nachkriegszeit, an die Kindheit und Jugend Louises in den französischen Alpen: u.a. werden die Familie, die Natur und das Lesen thematisiert. Nach dem Abitur zieht Louise vom Land in die Stadt Lyon, wohnt bei ihrer "bösen" Großmutter väterlicherseits. Trotzdem versucht sie ein Studentenleben zu leben, lernt Freunde in ihrer Clique kennen und ist auf der Suche nach dem richtigen Weg für ihr Erwachsenwerden und für ihr Leben.
EGr

Maxence Fermine: Schnee
Der 1968 in Albertville geborene Autor wurde 1999 mit seinem Debütroman in Frankreich hochgelobt. Nun ist dieser kleine poetische Roman in einer sehr schönen Ausgabe auch in Deutschland erschienen.
Yuko hat zwei Leidenschaften: Haikus und den Schnee. In seinem Leben dreht sich alles um die Dichtkunst, um Schnee, um Schönheit, um Farben, um die Liebe und um eine Seiltänzerin.
Dieses Buch ist ein wunderbares Geschenk für das Winterhalbjahr und Weihnachten.
EGr

Thomas von Steinaecker: Die Verteidigung des Paradieses
Thomas von Steinaecker ist in Traunstein geboren und lebt in Augsburg. Er hat einen Science-Fiction-Roman geschrieben, der u.a. im Berchtesgadener Land und im Chiemgau spielt. In einer postapokalyptischen Welt - nach einer Klimakatastrophe - hat sich eine kleine Gruppe Menschen in ein Alm-Reservat zurückgezogen und versucht dort zu überleben. Der Jugendliche Heinz berichtet von seinem dortigen Leben und von der Flucht, als sie eines Tages wegen eines Defekts im Schutzschild das Reservat verlassen müssen. Sie versuchen vergeblich, sich in ein sogenanntes Camp durchzuschlagen.
EGr

Elena Ferrante: Meine geniale Freundin
Dieser Roman gibt in das Leben in Rione, einem armen Stadtteil Neapels, in den fünfziger Jahren Einblick. Ein Kaleidoskop verschiedener Menschen und Schicksale öffnet sich vor dem Leser.
Elena und Lila - zwei junge Mädchen - werden vom Leser durch ihre Kindheit und ihre Jugend begleitet. Ihre Freundschaft ist wie eine Wellenbewegung - einmal ziehen sie sich an, einmal stoßen sie sich ab; einmal ist die Eine vermeintlich im Vorteil, einmal die Andere. Sie bewundern und beneiden sich gegenseitig, für Schönheit, für Intelligenz oder auch für andere Freundschaften. Eingebettet ist das Schicksal der Beiden in die Rivalitäten der Männerwelt und der anderen Jugendlichen. Alle versuchen, der Armut zu entkommen und für sich eine bessere Zukunft zu erreichen.
Das Buch endet mit der Hochzeit von Lila. 2017 werden auch in Deutsch die weiteren 3 Bände erscheinen. Man darf gespannt sein.
EGr

Ursula Poznanski: Anonym
Krimi
Das Internet-Forum heißt "Morituri" und es entscheidet über Leben und Tod. Egal ob die User ihrem Chef, ihrem Nachbarn oder einem Expartner den Tod wünschen, hier haben sie die Möglichkeit diesen Wunsch wahr werden zu lassen. Sie nominieren potentielle Kandidaten und alle User können entscheiden, wer am Ende sterben soll. Kommissar Daniel Buchholz und seine Kollegin Nina Salomon versuchen mit allen Mitteln die Plattform vom Netz zu nehmen, jedoch vergeblich. Hilflos müssen sie buchstäblich mit ansehen, wie Menschen vor dem Auge der Öffentlichkeit ermordet werden.
Schließlich entscheidet sich Nina Salomon zu einem Schritt, der nicht nur sie selbst in Gefahr bringt. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, der den Leser das Buch nicht mehr aus der Hand legen lässt.
JKu

Friedrich Ani: Der einsame Engel - ein Tabor Süden Roman
Krimi
Friedrich Ani bekam 2016 den Deutschen Krimipreis für sein Buch" Der namenlose Tag - ein Fall für Jakob Franck". Es ist aber jetzt auch noch ein neuer Krimi der Tabor-Süden-Reihe erschienen; es ist inzwischen schon der 20. Band mit dem Privatdetektiv.
Tabor Süden ist wieder auf Vermisstensuche, obwohl die Detektei seiner Chefin durch einen Brandanschlag unbenutzbar gemacht wurde. Neonazis haben die Büroräume verwüstet und den Kollegen Leonhard Kreutzer so schwer verletzt, dass er später im Krankenhaus gestorben ist.
Tabor Süden und seine Kollegin Patrizia bekommen den Auftrag nach dem Geschäftsmann Justus Greve zu suchen, der von seiner Angestellten vermisst gemeldet wurde. Überraschende Wendungen und die Beteiligung von gleich mehreren Frauen machen den Fall wieder sehr spannend.
EGr

David Bielmann: Freedom Bar
Der junge Schweizer Bert Bucher reist nach Freiburg, weil seine Großmutter gestorben ist und er vorübergehend ihre Wohnung nutzen kann. Bert macht Musik; er wäre gerne ein Rockstar, ist aber ziemlich erfolglos und planlos. Im gleichen Haus gibt es im Keller eine Bar und im Erdgeschoss eine Buchhandlung. Von den ein wenig schrägen, aber liebenswürdigen Personen, die dieses Haus bevölkern, erzählt dieser Roman.
EGr

René Freund: Niemand weiß, wie spät es ist
Nora lebt mit ihrem Vater in Paris. Ihre Mutter ist bei einem Bergunglück in ihrer Heimat Österreich ums Leben gekommen, als Nora 4 Jahre alt war.
Nun ist auch Noras Vater Klaus gestorben und sie erscheint zur Testamentseröffnung beim Notar. Anwesend ist auch der junge Notariatsgehilfe Bernhard Petrovits. Nora erfährt, dass der letzte Wille ihres Vaters beinhaltet, dass sie in Begleitung des jungen Mannes mit seiner Urne nach Österreich fährt und dort eine Wanderung unternimmt. Wohin diese gehen soll, erfährt sie mit einer täglichen Nachricht durch den Notar.
EGr

Jean Mattern: September
Der Autor Jean Mattern ist in Deutschland geboren, lebt und arbeitet als Lektor in einem Verlag in Paris. Mit seinem vierten Roman "September" lässt er die Zeit der Olympischen Spiele in München 1972 wieder aufleben. Zentrales Thema ist die Geiselname der israelischen Sportler durch das Palästinenserkommando "Schwarzer September".
Die beiden Journalisten Sebastian und Sam lernen sich während dieser Zeit kennen. Sebastian lebt in England; er ist 30, verheiratet und Vater einer Tochter. Sam stammt aus Südafrika, lebt in New York und schreibt für eine jüdische Wochenzeitschrift. Die beiden erleben hochemotionale Tage voll verwirrender Gefühle - sowohl aus privater als auch aus beruflicher Sicht.
EGr

Fabio Volo: Der Weg nach Hause
Wer mal wieder eine Liebesgeschichte mit einem etwas ernsteren Hintergrund lesen möchte, ist bei Fabio Volo genau richtig. "Der Weg nach Hause" ist Liebesroman und Familienroman zugleich.
Zwei Brüder aus Mailand, Andrea und Marco, leben jeder ein eigenes Leben. Marco hat sich in London mit einem eigenen Restaurant selbständig gemacht; er ist Single, hat immer wieder Affären und denkt immer noch an seine Jugendliebe.
Andrea ist in seiner Heimatstadt geblieben, wo auch sein Vater noch lebt. Seine Ehe ist gerade dabei zu scheitern.
Als der Vater einen Oberschenkelhalsbruch hat und zudem erste Anzeichen von Demenz zeigt, versuchen beide Brüder, sich um ihn zu kümmern. So kommen sie sich wieder näher - teilweise zu nahe.
EGr

J.L. Carr: Ein Monat auf dem Land
Der britische Autor J.L. Carr lebte von 1912 bis 1994. "Ein Monat auf dem Land" erschien in der englischen Originalausgabe im Jahr 1980; in diesem Jahr wurde diese Erzählung auch für den Booker Prize nominiert. Jetzt wurde das Buch erstmals in deutscher Sprache verlegt.
Im Sommer 1920 wird der Restaurator Tom Birkin beuaftragt, ein mittelalterliches Fresko in der Dorfkirche von Oxgodby freizulegen. Tom Birkin war im 1. Weltkrieg Soldat und ist traumatisiert zurückgekehrt. Auch hat in seine Frau verlassen, so dass er nun hofft, in der ländlichen Abgeschiedenheit Ruhe und Frieden zu finden. Ein leises und diskretes Büchlein, das noch lange nachhallt.
EGr

Henning Mankell: Die schwedischen Gummistiefel
"Die schwedischen Gummistiefel" ist das letzte Buch von Henning Mankell, bevor er im Oktober 2015 gestorben ist. Es ist die lockere Fortsetzung von "Die italienischen Schuhe", kann aber problemlos eigenständig gelesen werden.
In diesem Buch geht es um einen alternden, einsamen Mann, der auf einer kleinen Schäreninsel wohnt. Als sein Haus niederbrennt, wird sein Leben ein weiteres Mal auf den Kopf gestellt. Er verliert fast alles und wohnt in einem Wohnwagen, bis die polizeilichen Ermittlungen abgeschlossen sind und die Versicherungsgesellschaft den Wiederaufbau ermöglicht.
Eine Journalistin tritt in sein Leben; auch seine Tochter meldet sich wieder. Wegen ihr reist er auch nochmal nach Paris und seine Gedanken kreisen immer wieder um Alter und Tod. "Ich fürchte mich nicht vor dem Tod. Der Tod muss die Freiheit von Angst sein. Die äußerste Freiheit."
Ein ruhiges und trotzdem spannend zu lesendes Buch.
EGr

Pierre Jarawan: Am Ende bleiben die Zedern
Pierre Jarawan hat einen libanesischen Vater und eine deutsche Mutter. Er wurde in Jordanien geboren; die Familie floh nach Deutschland, als er 3 Jahre alt war. Pierre Jarawan wurde 2012 Internationaler Deutschsprachiger Meister im Poetry Slam; 2015 erhielt er das Literaturstipendium der Stadt München. "Am Ende bleiben die Zedern" ist sein erster Roman - und was für einer!
Sehr spannend wird in dieser Geschichte erzählt, wie der junge Samir mit seinen Eltern und seiner jüngeren Schwester in Deutschland aufwächst. Eines Tages verschwindet sein geliebter Vater Brahim ohne Erklärung aus dem Leben der Familie. Auch die Mutter stirbt früh. Als Samir erwachsen ist, macht er sich auf eine ziemlich aussichtslose Spurensuche im Libanon. Nur so meint er, dem Teufelskreis aus Verlust, Trauer und ungeklärten Fragen entkommen zu können.
Der Leser taucht tief in diesen Roman, in das faszinierende Land und seine Menschen ein.
EGr

Celeste Ng: Was ich euch nicht erzählte
Die Autorin Celeste Ng erzählt in ihrem fesselnden Roman von den Irrungen und Wirrungen in einer binationalen Familie. Die Mutter projeziert ihre eigenen unerfüllten Wünsche auf ihre Tochter Lydia.
Die Eltern James und Marilyn haben drei Kinder. Vor allem für die beiden älteren Lydia und Nath wünschen sie sich, dass sie Freundschaften pflegen und dass sie zur Gemeinschaft gehören, dass sie beliebt und anerkannt sind; erfolgreich sowieso. Doch an diesem Druck zerbricht alles.
Ein sehr berührender und einfühlsam geschriebener Roman.
EGr

Grégoire Delacourt: Die vier Jahreszeiten des Sommers
Der französische Autor Grégoire Delacourt hat einen kunstvoll verwobenen Roman über die Liebe geschrieben. Die Lebensgeschichten von verschiedenen Menschen aus verschiedenen Generationen haben mehrere Berührungspunkte und verschmelzen so zu einem wunderbaren und melancholischen Roman.
EGr

Hans-Ulrich Treichel: Tagesanbruch
Eine Mutter hat ihren erwachsenen Sohn bei sich im Gästezimmer aufgenommen. Seit fast einem Jahr hat sie ihn gepflegt; nun ist er gestorben. Sie verbringt die letzten Morgenstunden bei ihm am Bett und wartet, bis es Zeit ist, den Arzt anzurufen.
So erinnert sie sich an ihr Leben. Sie wäre gerne Lehrerin geworden; doch das war undenkbar. Sie nimmt immer und überall Rücksicht und verschließt alles in ihrem Innersten. Sie ist ein furchtsamer Mensch, sagt sie von sich selbst. In der Familie und gegenüber ihrem Sohn wurde nie über das traumatische Erlebnis gesprochen, das ihr im Krieg widerfahren ist. "Man muss alles aussprechen. Und wenn man es nicht aussprechen kann, dann muss man es aufschreiben."
EGr

Mercè Rodoreda: Auf der Plaça del Diamant
Die katalanische Autorin Mercè Rodoreda lebte von 1908 bis 1983. Der Roman "Auf der Plaça del Diamant" wurde 1962 veröffentlicht und erschien 1978 erstmals auf deutsch.
Der Leser begleitet Natàlia durch ihr schwieriges Leben rund um den Spanischen Bürgerkrieg. Von ihrem Mann Quimet wird sie Colometa genannt. Sie stammt aus einfachen Verhältnissen, lebt in Barcelona und bekommt mit Quimet zwei Kinder. Ihr Mann stirbt im Krieg, sie verliert ihre Arbeit; sie weiß nicht mehr, wie sie ihre kleine Familie durchbringen soll. Als sie nicht mehr weiter weiß, sieht sie nur noch den Ausweg, sich und den Kindern das Leben zu nehmen. Doch plötzlich wendet sich das Schicksal wieder.
EGr

Wie wir leben wollen - Texte für Solidarität und Freiheit
Der Herausgeber dieser Textsammlung Matthias Jügler schreibt in seinem Vorwort: "In einem Klima, in dem sich der gesellschaftliche und politische Diskurs verschärft, müssen Schriftsteller, Publitzisten, Intellektuelle und Verlage Stellung beziehen. Was Literatur in dieser Gemengelage zu leisten vermag, zeigt sich an den 25 Beiträgen dieses Bandes." Er hat Erzählungen zu den verschiedensten Themen und aus den verschiedensten Zeiten und Ländern versammelt.
Eine kurzweilige und interessante Anthologie!
EGr

Kathrine Kressmann Taylor: So träumen die Frauen
Kressmann Taylors bekanntestes Werk "Adressat unbekannt" ist bereits im Jahr 1938 erschienen. Als es 2001 in Deutschland verlegt wurde, war es sofort ein Erfolg. Und es ist wirklich sehr lesenwert!
Nun ist bei Hoffmann und Campe ein Buch mit 5 Erzählungen herausgekommen, die zwischen den Jahren 1935 und 1958 entstanden sind. Diese klassischen Short Storys berichten aus dem Leben ganz unterschiedlicher amerikanischer Frauen. Die Autorin erzählt von Situationen, die alles verändern oder auch von Rückblicken auf lange, dramatische Leben.
EGr

Nick Hornby: Miss Blackpool
London in den 60er Jahren.
Barbara Parker aus dem nordenglischen Blackpool ist jung, schön, talentiert und möchte nur eines: ins Fernsehen. Im Gegensatz zu ihrem Agenten sieht sie sich nicht als der leicht bekleidete Part einer seichten Liebesgeschichte, sondern als Komödiantin in einer neuen, allabendlichen BBC-Sitcom.
Und nicht nur auf der Bühne zeigt sich: Timing ist alles.
Gewohnt gekonnt inszeniert Nick Hornby seine Charaktere, unterhält ohne sich gezwungen an Spannungsbögen zu orientieren und weckt den Wunsch, die BBC hätte sich in den 60er Jahren wirklich zu einer solchen Sendung inspirieren lassen.
Auch als Hörbuch verfügbar.
TDo

Cees Nooteboom: Turbulenzen
Der Wagenbach-Verlag hat in diesem Jahr einige Neuausgaben von niederländischen Schriftstellern herausgegeben. Niederlande ist im Jahr 2016 das Gastland auf der Frankfurter Buchmesse.
Die Geschichten aus "Turbulenzen" stammen aus dem Band "Roter Regen", der 2007 erschienen ist.
Cees Nooteboom beschreibt hier sein Leben an Hand ausgewählter Reisen. Er berichtet sehr spannend von zufällige Bekanntschaften und interessanten Begegnungen mit den verschiedensten Menschen. "... Scherze, Geheimnisse und Erinnerungen, ferne und nahe Reisen, einmalige und immer andere, nostalgische und abenteuerliche, bange und heitere, viel davon vergessen und doch unvergesslich."
Ein sehr abwechslungsreiches und heiteres Buch.
EGr

Unbehauste - 23 Autoren über Fremdsein
Alexander Broicher hat in dem Buch "Unbehauste" Texte von 23 Autoren über das Fremdsein in all seinen Facetten versammelt; es geht um Krieg, Heimat, Flucht und Reise, um Grenzen und Grenzerfahrungen.
Wussten Sie, dass es auch Flüchtlinge des Wetters und Fitness-Flüchtlinge gibt?
In dieser vielschichtigen Anthologie kommen auch so bekannte Autoren wie Friedrich Ani, David Safier und Benedict Wells zu Wort.
EGr

Andreas Burnier: Knabenzeit
Der niederländische Schriftsteller Andreas Burnier wurde 1931 in Den Haag als Catharina Irma Dessauer geboren. Dieser Roman wurde 1969 veröffentlicht. Ab 1942 wird das jüdische Kind getrennt von den Eltern unter dem Namen Ronnie van Dijk in verschiedenen Orten und bei verschiedenen Familien versteckt.
In diesem autobiographischen Roman berichtet Andreas Burnier von der Kindheit und Jugend im Krieg; wie es ist, immer auf der Flucht vor den Deutschen zu sein; und wie es ist, als Mädchen im falschen Körper leben zu müssen und immer einsam und ohne Eltern zu sein. Der Roman beginnt mit dem Jahr 1945 und endet mit dem Jahr 1940 und mit dem Vorwort. Auch dieser zurückgerichtete Aufbau macht die Handlung sehr bedrückend. Einer der wichtigsten Sätze, der die Themen des Buches am besten widergibt: "Frauen und Juden, das ist fast dasselbe, dachte ich. Sie können sich nicht wehren, sie sind immer schuldig."
EGr

Miriam Pharo: Der Bund der Zwölf
Miriam Pharo steht in diesem Jahr in Zusammenhang mit der Leipziger Buchmesse auf der Shortlist „Bester Independent-Autor - SERAPH 2016".
Das Buch ziert ein sehr schönes und gut zum Inhalt passendes Cover. "Der Bund der Zwölf" ist ein wirklich spannender Roman, der einen nicht loslässt. Die Handlung spielt hauptsächlich in Paris im Jahr 1926. Die sogenannte Methusalem-Seuche grassiert; es gibt ein paar mysteriöse Todesfälle. Die Bevölkerung wird immer unruhiger, die Polizei findet keine Spur. Als seine Geschäfte im Nachtclub "Nuits Folles" durch die Angst der Menschen immer schlechter gehen, geht Vincent Lefèvre auf eigene Faust auf Spurensuche. Nach den ersten Nachforschungen stellen er und seine Freundin fest, dass die Todesfälle offensichtlich in Zusammenhang mit einem berühmten Orchester stehen. Ist die "Philharmonie der zwei Welten" Urheber der Probleme?
EGr

Sharon Dodua Otoo: Synchronicity
Sharon Dodua Otoo wurde 1972 in London geboren. Sie ist Schriftstellerin, Publizistin und Aktivistin und lebt in Berlin. Im Jahr 2016 wurde sie für den Text "Herr Göttrup setzt sich hin" mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet.
Sharon Dodua Otoo verschickte die 24 Kapitel dieses Buches zuerst als Adventsgeschichten per Mail; im Lauf des Schreibens wurde daraus eine richtige Kurzgeschichte.
Cee lebt alleine und arbeitet als Grafikdesignerin. Sie berichtet wie sie ihre Farben verliert und sich ihre Wahrnehmung verändert. Die Welt um sie herum wird täglich farbloser und grauer...
EGr

Bruno Heinzer: Fugu
Der schweizer Autor, Journalist und Photograph Bruno Heinzer hat mehrere Romane geschrieben und war lange bei Greenpeace tätig.
"Fugu" ist ein Roman über die Umweltorganisation Terra. Remo Schneider wird für ein Jahr nach Tokyo geschickt, um in Japan eine Kampagne gegen Gentech-Soja zu führen. Da Remo ein Japan-Fan ist, ist dies ein Traumjob für ihn. Doch sind sowohl die beruflichen Herausforderungen als auch das Leben in der Millionenstadt alles andere als einfach.
Bruno Heinzer versteht es, interessante Einblicke sowohl in die Gepflogenheiten der Nahrungsmittelindustrie als auch in die Kultur und das fremdartige Leben in Japan zu gewähren.
EGr

Peeter Helme: Am Ende der gestohlenen Zeit
Der estnische Journalist, Literaturkritiker und Autor Peeter Helme hat einen kurzen Roman über die Liebe geschrieben. Das ganze Buch dreht sich nur um eine Frau und einen Mann und um deren Beziehung - eigentlich leben beide in festen Partnerschaften. Wichtig sind wirklich nur diese beiden Personen; alle anderen Menschen treten in den Hintergrund - genauso wie der Beruf und das ganze restliche Leben.
Immer wieder eingestreut sind Gedanken und Überlegungen zum Thema Zeit. Ein meisterhaft konstruierter kurzer und schön zu lesender Roman.
EGr

Michael Schneider: Ein zweites Leben
555 Seiten voller Probleme und brisanter Themen: kein Wunder, denn das Buch spielt zum großen Teil in einer psychosomatischen Klinik. Trotzdem ist es ein Roman, der beim Lesen sehr viel Freude macht.
Fabian Fohrbeck ist Professor der Kulturwissenschaften; seine Frau stirbt überraschend. Es entzieht ihm den Boden unter den Füßen, so dass er schließlich versucht, in einer Klinik wieder Halt zu finden. Er lässt sein eigenes Leben Revue passieren und bekommt natürlich auch Einblicke in die Lebensläufe und Schicksale seiner Mitpatienten.
Michael Schneider hat ein stark autobiographisch beeinflusstes Buch geschrieben, das neben dem Hauptthema des Sterbens und der Trauer auch kritisch unsere schnelllebige Leistungsgesellschaft mit all seinen verschiedenen Themen beleuchtet.
EGr

Anne B. Ragde: Die letzte Reise meiner Mutter
Die norwegische Schriftstellerin Anne B. Ragde wurde durch ihre Trilogie "Das Lügenhaus", "Einsiedlerkrebse" und "Hitzewelle" bekannt und sehr erfolgreich.
Als ihre Mutter an Krebs erkrankte, beschloss sie, dass sie am besten mit dem Sterben ihrer Mutter umgehen kann, wenn sie ein Buch über ihre Mutter schreibt. Sie berichtet von ihrem schweren Leben: ihr Mann hat sie ziemlich früh verlassen und mit zwei kleinen Töchtern und großen finanziellen Schwierigkeiten zurückgelassen. Anne Ragdes Mutter versucht immer, den Kindern eine gute Mutter zu sein; sie zweifelt jedoch zeitlebens daran, ob sie den Anforderungen auch wirklich gerecht wird.. Sie lebt von Sozialhilfe, liebt Bücher und verbringt die letzte Zeit in einem Pflegeheim.
EGr

Friedrich Ani: Der namenlose Tag - ein Fall für Jakob Franck
Der pensionierte Kommissar Jakob Franck wird von Ludwig Winter gebeten, den vor 20 Jahren stattgefundenen angeblichen Selbstmord seiner 17jährigen Tochter Esther nochmal zu untersuchen. Es gibt Zweifel, ob es nicht doch Mord war.
Der einsame Jakob Franck hat jetzt genügend Zeit, sich ganz in Ruhe Gedanken zu machen, was damals passiert ist. Er beginnt damit, einige Menschen zu befragen, die damals mit Esther zu tun hatten. Sein kriminalistisches Gespür, seine Geduld und sein Feingefühl haben ihn noch nicht verlassen. So setzt er Mosaikstein um Mosaikstein zusammen.
Ein ruhiger und spannender Krimi in bewährter Ani-Manier.
EGr

Elfriede Hammerl: Von Liebe und Einsamkeit
Die österreichische Autorin Elfriede Hammerl schreibt Drehbücher, Romane, Theaterstücke und Kolumnen in verschiedenen Zeitschriften. "Von Liebe und Einsamkeit" sind 11 Erzählungen, in denen es um Beziehungen und Familien geht. Alle Beteiligten sind auf der Suche nach Liebe und zufriedenen Beziehungen. Gleichzeitig verspielen sie die guten Chancen durch ihr Unvermögen, ehrlich und offen zu sein. Desillusion macht sich in allen Erzählungen breit. Trotzdem schön zu lesen.
EGr

Marko Sosič: Tito, amor mijo
Ein zehnjähriger Junge lebt zwischen den Ländern Slowenien, Italien und Jugoslawien; er wächst in den 1960er-Jahren mit den Folgen und Erinnerungen des Zweiten Weltkrieges auf. Mit seinen Tagträumen, Träumereien und Phantasien, versucht er, sich diese unverständliche Welt zusammenzusetzen und irgendwie zu verstehen. Alle Sorgen der Eltern und Erwachsenen lasten auf seinen kleinen Schultern; um vieles schwerer, weil er es noch nicht versteht. So malt er sich aus, dass er Chirurg werden möchte, um seine Nonna von der Kugel im Kopf zu befreien.
EGr

Marie Malcovati: Nach allem, was ich beinahe für dich getan hätte
Drei Menschen sind im Bahnhof in Basel durch unsichtbare Fäden miteinander verbunden: Simon, zielloser und erfolgloser Sohn einer Schweizer Zahnpastafabrikanten-Familie; Lucy, eine schöne und unnahbare Dolmetscherin; Marotti, ein Polizist. Er soll an den Überwachungskameras die Bahnhofshalle beobachten, da es eine Terrorwarnung gab.
Ein kleines feines Buch, das den Leser in seinen Bann zieht.
EGr

Lars Mytting: Die Birken wissen's noch
Nach seiner kleinen Kulturgeschichte des Holzes "Der Mann und das Holz: vom Fällen, Hacken und Feuermachen" gibt es nun den dritten Roman des norwegischen Schriftstellers Lars Mytting. Er erzählt eine verzweigte und verzwickte Familiengeschichte, die Norwegen, die Shetlandinseln und Frankreich miteinander verbindet.
Edvard, dessen Eltern in Frankreich ums Leben gekommen sind, wächst bei seinen Großeltern im Gudbrandsdalen in Norwegen auf. Als nach seiner Großmutter auch sein Großvater stirbt, geht er auf Spurensuche. Er möchte ergründen, warum um den Tod seiner Eltern und den Ort, an dem sie starben so ein großes Geheimnis gemacht wurde. Eine spannende Zeit auf den Spuren seiner Familie und insbesondere von Einar, einem Meistertischler und dem Bruder seines Großvaters, beginnt.
EGr

Lydie Salvayre: Weine nicht
Die französische Autorin Lydie Salvayre erhielt für diesen Roman im Jahr 2014 den Prix Goncourt. Sie erzählt die Geschichte ihrer Mutter Montserrat im Schatten des spanischen Bürgerkrieges. Als junges Mädchen lebt Montse in einem kleinen katalanischen Dorf - völlig abgeschieden von der großen Welt. Im Sommer 1936 folgt sie ihrem älteren Bruder José in die Großstadt nach Barcelona. Sie saugt dort alles Neue und Unbekannte auf und verliebt sich auf der Stelle in einen Mann, der aber am nächsten Tag im Untergrund verschwindet. Zurück bleiben Erinnerungen und eine Schwangerschaft.
Zu dieser Zeit gibt es im Dorf, in das Montse zurückkehrt, alles: Franco-Anhänger, Sozialisten, Kommunisten, Anarchisten. Die Zerrissenheit und Uneinigkeit der Bevölkerung im Angesicht des Spanischen Bürgerkriegs nimmt in diesem Roman Gestalt an.
Verwoben wird diese Handlung mit den Erlebnissen des Schriftstellers Georges Bernanos. Die Autorin bezieht sich dabei auf sein Buch "Die großen Friedhöfe unter dem Mond".
EGr

Benedict Wells: Vom Ende der Einsamkeit
Bewundernswert, wie dieser junge Autor einen so perfekten Roman geschrieben hat. Ein Buch über den Tod, ein Buch über das Leben; ein trauriges Buch, ein fröhliches Buch und demzufolge ein melancholisches Buch. Ein Buch über drei Geschwister, die früh ihre Eltern verlieren und über die Menschen in ihrem Leben, die wichtig für sie sind.
Jules - die Hauptfigur - sagt auf S. 337: "Noch stärker als meine Geschwister habe ich mich gefragt, wie sehr mich Ereignisse aus meiner Kindheit und Jugend bestimmt haben, und erst spät habe ich verstanden, dass in Wahrheit nur ich selbst der Architekt meiner Existenz bin. Ich bin es, wenn ich zulasse, dass meine Vergangenheit mich beeinflusst, und ich bin es umgekehrt genauso, wenn ich mich ihr widersetze."
EGr

Anna Mitgutsch: Die Annäherung
Die österreichische Autorin Anna Mitgutsch erzählt in ihrem neuesten Roman von der schwierigen Beziehung zwischen Vater und Tochter, zwischen Theo und Frieda. Theos erste Frau und Friedas Mutter ist früh gestorben.
Theos zweite Frau Berta ekelt seine Tochter aus dem Haus. Die Beziehung wird nie gut werden. Inzwischen ist Frieda, die als Lehrerin gearbeitet hatte, im Ruhestand und erhofft sich eine Annhäherung an ihren inzwischen pflegebedürftigen über 90jährigen Vater. Die Handlung wird aus beiden Blickwinkeln erzählt; beide ziehen Bilanz und erinnern sich an ihr Leben. So werden die verschiedenen Sichtweisen und die Ursachen für die Entfremdung der beiden sehr verständlich.
EGr

Mario Vargas Llosa: Sonntag
"Sonntag" ist eine sehr frühe Erzählung des peruanischen Literaturnobelpreisträgers Mario Vargas Llosa. Sie ist jetzt in einer von Kat Menschik wunderbar illustrierten Ausgabe der Insel-Bücherei neu erschienen.
Miguel und Ruben, zwei Freunde der Clique "Die Rabengeier", rivalisieren um Flora, ein attraktives und sehr nettes Mädchen. Diese Situation gipfelt in einer Mutprobe, die fast tödlich endet.
EGr

Marc Augé: Lob des Fahrrads
Der französische Ethnologe und Anthropologe Marc Augé hat ein anregendes Büchlein über das Fahrrad geschrieben; liebevolle Zeichnungen von Philip Waechter begleiten diesen Text, der sich in drei Abschnitte gliedert: Mystik, Krise und Utopie. Das Thema wird von verschiedenen Seiten und unter verschiedenen Aspekten beleuchtet. Das Buch endet mit dem Satz "Das Radfahren ist Humanismus".
EGr

Rabih Alameddine: Eine überflüssige Frau
Aaliya hat in Beirut ihr Leben lang als Buchhändlerin gearbeitet. Außerdem übersetzt sie jedes Jahr ein Buch. Nun ist sie in Ruhestand und hat Zeit, über vieles nachzudenken. In diesem Buch plaudert sie über ihr Leben, über das Leben in Beirut, über ihre Verwandschaft und über ihre Mitmenschen. Sie berichtet vom Bürgerkrieg und vor allem von den Büchern, die sie liest und übersetzt.
Obwohl dieses kleinformatige und bibliophile Buch über 400 Seiten hat und sich darin nicht viel ereignet, ist es eine kurzweilige und anregende Lektüre. Es bietet ausserdem ein Kaleidoskop an Lektüreideen, mit denen man sich im Anschluß gerne beschäftigen möchte.
EGr

Jetzt bin ich hier: Anthologie
Die Herausgeberin Maria Braig hat in dieser Anthologie Erzählungen und Gedichte aus einer Ausschreibung speziell für dieses Buch versammelt; ergänzt wird es durch Texte, die in einer Schreibwerkstatt und einem Geschichtswettbewerb entstanden sind. Migranten, Flüchtlinge, Heimatlose und Entwurzelte aus den verschiedensten Ländern, Zeiten und mit den unterschiedlichsten Fluchtgründen kommen hier zusammen. Stellvertretend für alle anderen schreibt Mariam Demir in ihrer Geschichte "Dieser eine Tag": "Wir sind Menschen wie jeder andere auf dieser Welt auch".
EGr

Giuseppe Catozzella: Sag nicht, dass Du Angst hast
Neben der mehrfach ausgezeichneten Graphic Novell "Der Traum von Olympia - Die Geschichte von Samia Yusuf Omar" von Reinhard Kleist, ist noch ein Roman über Samias Leben erschienen. Der italienische Journalist Giuseppe Catozzella hat lange Gespräche mit Samias Schwester geführt und so ihre Geschichte ausführlich recherchiert.
Erzählt wird die schwere Kindheit und Jugend des Mädchens. Samia lebt mit ihrer Mutter und den Geschwistern in ärmlichen Verhältnissen in der somalischen Hauptstadt Mogadischu. Ihr Vater wurde auf offener Straße erschossen. Samia läuft in jeder freien Minute und schafft es, 2008 an den Olympischen Spielen in Peking teilzunehmen. Ihr nächstes großes Ziel ist die Olympiade 2012 in London.
Da sieh aber aus dem eigenen Land keine Unterstützung bekam und ihr nur noch Steine in den Weg gelegt wurden, entschloss sie sich, sich in die Hände von Schleppern zu begeben. Sie versucht, auf eigene Faust Europa zu erreichen.
EGr

Fred Uhlman: Der wiedergefundene Freund
In der Reihe "Diogenes Deluxe" wurde jetzt dieses dünne Büchlein von Fred Uhlman neu verlegt. Es erschien erstmals 1971 in englischer Sprache. Der Rechtsanwalt, Schriftsteller und Maler Fred Uhlman wurde 1901 in Stuttgart geboren. 1933 ging er ins Exil nach Frankreich, 1936 nach England.
In dieser kurzen Erzählung geht es um die enge Freundschaft zwischen zwei Jungen, die in Stuttgart im Jahr 1933 die gleiche Klasse des Gymnasiums besuchen, aber aus verschiedenen Schichten kommen. Kann die Freundschaft die politischen Verhältnisse und die äußeren Umstände überdauern?
EGr

Schabnam Zariâb: Mein afghanischer Pianist
Schabnam Zariâb lebt in Frankreich. Für diesen, ihren ersten Roman "Mein afghanischer Pianist" hat sie mehrere Preise erhalten.
Es ist die Geschichte von dem Mädchen Laily. Sie wird in Kabul geboren und verlässt mit ihrer Familie schon als Kind das von Russland besetzte Land, um in Frankreich ein neues Leben zu beginnen. Nach einer schwierigen Eingewöhnungsphase, passt sie sich an und schafft das Abitur.
Ihren Freund Milad aus Kindertagen kann sie nie vergessen. So macht sie sich im Alter von 20 Jahren auf, um ihn in Afghanistan zu suchen. Dort erkennt sie nichts wieder und ist sehr enttäuscht vom Zustand in ihrer Heimat. Kann sie wenigstens Milad wiederfinden?
Ein bewegendes Buch, das darüberhinaus sehr spannend geschrieben ist und den Leser schnell in seinen Bann zieht.
EGr

Ernest van der Kwast: Die Eismacher
2015 erschien von Ernest van der Kwast der dünne Roman "Fünf Viertelstunden bis zum Meer", der uns restlos begeistert hat. Nun ist sein neuer Roman "Die Eismacher" erschienen, mit dem ihm in den Niederlanden der Durchbruch gelang.
Er erzählt von einer Familie, die aus Norditalien stammt und sich der Herstellung von Speiseeis verschrieben hat und damit ihren Lebensunterhalt verdient. In Rotterdam wird eine Eisdiele eröffnet, die über mehrere Generationen das Leben der Familie bestimmen wird. Doch der ältere Sohn kann sich mit diesem Gedanken nicht anfreunden. Er ist von Literatur begeistert und versucht seinen eigenen Lebensweg zu finden.
EGr

Fridolin Schley: Die Ungesichter
Der Münchner Schriftsteller Fridolin Schley erzählt in dieser kurzen Geschichte vom Schicksal des jungen muslimischen Mädchens Amal. Sie ist im Jahr 2009 vor der islamischen Miliz aus Somalia geflohen. Fridolin Schley hat ihre wahre Geschichte für den Leser so erzählt, dass man in die Erlebnisse regelrecht hineingezogen wird und tief in das Erlebte eintaucht. Die Qualen und die Unsicherheiten, denen Amal und die anderen Flüchtlinge ausgesetzt sind, kann der Leser so intentsiv nachvollziehen.
EGr

Lafcadio Hearn: Youma
Lafcadio Hearn lebte von 1850 bis 1904. Er wurde in Griechenland geboren, wuchs in Frankreich und England auf und wanderte in die USA aus, wo er als Journalist arbeitete. Sein weiterer Lebensweg brachte ihn nach Martinique und Japan, wo er heiratete und als Lehrer und Professor für englische Literatur arbeitete.
In diesem Roman geht es um die Sklaverei auf Martinique. An Hand des Schicksals von Youma, einer Amme in einem Haus reicher Kreolen, wird dieses Thema anschaulich und vielschichtig thematisiert. Ein wirklich sehr empfehlenswertes Buch, das dieses Milieu und die kreolischen Mythen und Märchen lebendig werden lässt! Die Originalausgabe erschien im Jahr 1890.
EGr

Donatella di Pietrantonio: Bella mia
Am 6. April 2009 erschüttert ein Erdbeben die Abruzzen und die Stadt L'Aquila. Zurück bleiben auch viele zerstörte Familien. Caterina verliert ihre Zwillingsschwester Olivia in den Trümmern ihres Hauses. Übrig bleiben die Mutter und Marco, der Sohn ihrer Schwester. Die drei bilden nun eine Wohngemeinschaft in einer Behelfsunterkunft. Olivias Mann Roberto hat sich schon vor längerer Zeit von ihr und von Marco getrennt. Marco ist in der Pubertät und in einer sehr problematischen Lebenssitutation. Die beiden Frauen versuchen, dem schwierigen Marco Halt zu geben und ihn zu erziehen. Für alle Beteiligten eine nervenaufreibende Situation, da sie alle in ihrer Trauer gefangen sind. Caterina versucht, sich mit der Vergangenheit auszusöhnen, ihre Keramikwerkstatt wieder aufzubauen und irgendwie wieder zu einer gewissen Normalität zurückzufinden.
EGr

Katharina Winkler: Blauschmuck
Die Germanistin und Theaterwissenschaftlerin Katharina Winkler hat mit "Blauschmuck" ihren Debütroman vorgelegt. Ein beeindruckender und ergreifender Roman über das kurdische Mädchen Filiz. Sie wächst in ärmlichen Verhältnissen in einer großen Familie mit vielen Geschwistern auf. Sie verliebt sich in Yunus, der wenige Jahre älter ist. Als sie 15 ist heiraten die beiden gegen den Willen von Filiz Vater. Doch sie kommt vom Regen in die Traufe: sie tauscht ihren gewalttätigen Vater gegen ihren gewalttätigen Mann und dessen Mutter ein, die sie ständig demütigt. Filiz bekommt drei Kinder, die Familie wandert nach Österreich aus - doch auch hier ergeht es Filiz nicht besser.
Katharina Winkler erzählt das Leben einer jungen Frau, das auf einem wahren Schicksal beruht.
EGr

Yasmina Khadra: Die Engel sterben an unseren Wunden
Der algerische Schriftsteller Yasmina Khadra hat wieder einen sehr berührenden und spannenden Roman geschrieben. Die Handlung spielt im Algerien der 1920er Jahre. Der junge Muslim Turambo wächst in ärmsten Verhältnissen auf; er ist Analphabet und schafft es auch nicht, auf Dauer eine Arbeitsstelle zu finden. Aber es gelingt ihm, ein erfolgreicher Boxer zu werden. Er träumt von einem besseren Leben; trotz seiner sportlichen Erfolge, bringt er es nicht fertig, sich an die Umstände anzupassen und das Glück auf Dauer zu halten.
EGr

Dany Laferrière: Tagebuch eines Schriftstellers im Pyjama
Der aus Haiti stammende und nach Montreal ausgewanderte Schriftsteller Dany Laferrière ist Mitglied der Académie Francaise. In seinem neuen Roman "Tagebuch eines Schriftstellers im Pyjama" macht er sich in 182 kurzen Kapiteln Gedanken zu den verschieden Aspekten des Lesens und Schreibens.
Humorvolle und unterhaltsame Beobachtungen und Notizen fügen sich zu einem überzeugenden Ganzen zusammen.
EGr

Jean-Philippe Blondel: This is not a love song
Vincent stammt aus Frankreich und hatte zusammen mit seinem besten Freund Etienne eine Jugend, in der er irgendwann drohte, abzurutschen.
Susan, eine Engländerin, die aus gutem Hause stammt, war seine letzte Rettung. Er geht mit ihr nach England und gründet eine Familie. Hier bringt er es auch zusammen mit seinem Geschäftspartner zu großem Erfolg. Sowohl beruflich als auch privat hat er endlich ein stabiles Leben gefunden.
Nun kehrt er für eine Woche in sein Elternhaus zurück. Seine Vergangenheit holt ihn hier unaufhaltsam ein, so dass er das Ende dieser quälenden Woche herbeisehnt, um wieder in sein eigenes behütetes Leben zurückkehren zu können.
EGr

Kim Thúy: Der Geschmack der Sehnsucht
Ein junges vietnamesisches Mädchen wird von ihrer Mutter in eine arrangierte Ehe mit einem alten, nach Kanada ausgewanderten Mann geschickt. Gemeinsam betreiben sie eine kleine Suppenküche.
Julie freundet sich mit ihr an und drängt sie dazu, etwas Größeres zu wagen. Mit ihrem Wissen über die traditionelle Kochkunst und die verborgenen Kräfte der Gewürze, bietet sie Kochkurse an und schreibt ein erfolgreiches Kochbuch. Sie wird zu einer sehr erfolgreichen und bekannten Köchin. Sie reist u.a. auch nach Paris, wo sie zum ersten Mal auch Freiheit und wirkliche Liebe kennenlernt.
EGr

Yasmina Khadra: Worauf die Affen warten
Yasmina Khadras neuer Roman ist ein Krimi, der in Algier spielt und einen sehr ernüchternden Blick auf die gesellschaftlichen Strukturen in Algerien wirft.
Eine ermordete junge Frau wird aufgefunden. Der Fall führt die Kommissarin Nora und ihre Kollegen tief in den Sumpf der korrupten Gesellschaftseliten. Ein Heer von Banditen, die höchste Stellen in Regierung, Justiz und Presse eingenommen haben, herrscht über ein entrechtetes, verarmtes Volk, dem die Kraft zum Widerstand fehlt.
EGr

Edward Lewis Wallant: Der Pfandleiher
Wallant wurde 1926 in Connecticut geboren; er wurde nur 36 Jahre alt. "Der Pfandleiher" erschien 1961 und wurde erst jetzt ins Deutsche übersetzt.
Sol Nazerman arbeitet als Pfandleiher im New Yorker Stadtteil Spanish Harlem. Er ist Jude, wurde in Polen geboren und hat ein schweres Schicksal hinter sich. Seine Frau und seine Kinder wurden im Konzentrationslager ermordet. Sol überlebt und wohnt nun bei der Familie seiner Schwester, die er finanziell unterstützt und für die er mehr Hass als Liebe empfindet. In seinem Pfandhaus ist er umgeben von Kleinkriminellen, von der Mafia und von vielen Sonderlingen, die im Buch lebendig werden.
Sol Nazerman ist 45 Jahre alt, fühlt sich aber als alter Mann. Er kann keine Gefühle zulassen. Er ist total abgestumpft und versucht die Tage mit Härte und Verschlossenheit zu überstehen. Kann eine Frau, die ihm Avancen macht, seine Erstarrung durchbrechen?
EGr

Max Goldt: Räusper - Comic-Skripts in Dramensatz
Von Max Goldt gibt es schon seit den 1990er-Jahren amüsante Comics, die er mit dem Zeichner Stephan Katz veröffentlicht hat. In seinem neuen Buch "Räusper" hat er nun einige Szenen aus den Jahren 2008-2015 in reine Textform umgewandelt. Interessante Beobachtungen aus dem Alltag, die ins Absurde weitergesponnen werden. Satire vom Feinsten!
EGr

Birgit Vanderbeke: Ich freue mich, dass ich geboren bin
Birgit Vanderbeke wurde 1956 geboren und ging mit 5 Jahren mit ihren Eltern nach Westdeutschland.
Auch die junge Ich-Erzählerin flieht mit ihren Eltern aus der DDR in den Westen. Doch nichts wird besser. Die Eltern sind unzufrieden, finden nicht das erträumte Leben und die Tochter muss darunter leiden. Sie wird vernachlässigt und verprügelt und hat niemanden, dem sie sich wirklich anvertrauen kann.
EGr

Selma Lagerlöf: Der Kaiser von Portugallien
Selma Lagerlöf hatte 1909 als erste Frau bereits den Nobelpreis für Literatur erhalten, als im Dezember 1914 das Buch "Der Kaiser von Portugallien" erschienen ist und sofort ein großer Erfolg wurde. Das Buch ist an eine wahre Lebensgeschichte angelehnt. Jan und Katrin sind arme Häuslersleute; Jan ist ein ziemlicher Eigenbrötler. Als jedoch seine Tochter Klara auf die Welt kommt, findet er plötzlich einen Sinn und Freude in seinem Leben. Seine Tochter ist sein Ein und Alles.
Klara wächst behütet heran; als Jan für sein Haus eine hohe Geldsumme nicht aufbringen kann, geht seine Tochter nach Stockholm, um Geld zu verdienen. Der Kontakt bricht ab und Jan grämt sich so sehr, dass er den Verstand verliert. Erst nach 15 Jahren kommt Klara wieder nach Hause...
EGr

Das Leben reimt sich nicht - Frauengedichte
Margot Käßmann hat eine sehr ansprechende Gedichtauswahl von Lyrikerinnen zusammengestellt und in diesem Buch veröffentlicht. Das Buch ist bei Herder erschienen und mit sehr schönen und passenden Bildern von Panka-Chirer-Geyer ausgestattet.
Die Texte gibt es auch als Hörbuch - gelesen von Suzanne von Borsody.
Beides ist auch als Geschenk sehr gut geeignet.
EGr

Radek Knapp: Der Gipfeldieb
Ludwik Wiewurka wurde in Polen geboren und lebte zuerst bei seinen Großeltern; er wurde dann aber von seiner Mutter zu sich nach Wien geholt. Sie wollte einen waschechten Österreicher aus ihm machen. Nach einer schwierigen Schullaufbahn arbeitet Ludwik als Heizungsableser bei der Firma Wasserbrand & Söhne in Wien und ist mit sich und seinem Leben weitgehend zufrieden. Und eines Tages kommt da doch noch ganz unerwartet ein Schreiben mit einem Termin für seine Einbürgerung. Von da ab wird alles anders. Ein sehr humorvolles Buch über polnische Melancholie und österreichische Skurrilität.
EGr

Abbas Khider: Ohrfeige
Immer wieder spannend, wie unterschiedlich die Rezensionen zu Neuerscheinungen ausfallen! Von „zusammengestoppelt und klischeebeladen“ und „schludrig, betulich, langweilig“ bis zu „virtuos“ und „ein Buch von beträchtlicher Wucht, dem es aber auch an Humor nicht mangelt“ ist alles zu finden.
"Aber Khiders Charme und "umwerfend gutes" Aussehen wird es beim deutschen Leser schon richten" meint der Rezensent in der ZEIT.
Ich möchte den Roman gerne empfehlen. Er ist traurig, tragisch und doch humorvoll. Der aus dem Irak stammende Karim ist 2001 mit Hilfe eines Schleppers aus Bagdad nach Bayern gekommen; eigentlich wollte er zu einem Verwandten nach Frankreich, musste aber dann in Deutschland seinen Asylantrag stellen. Die Sehnsüchte und Träume von Karim und seinen Freunden wandeln sich im Lauf der Zeit in Wut, Verzweiflung und Gewalt. Die Gesetzeslage, die Bürokratie und der undurchsichtige Behördend- und Vorschriftendschungel haben letzendlich den positiven Willen der Flüchtlinge gebrochen.
EGr

Fremd - hrsg. von Fridolin Schley
Fridolin Schley studierte Germanistik, Philosophie und Politik. Er erhielt mehrere Auszeichnungen, u.a den Tukan-Preis der Stadt München. Er ist Herausgeber dieses Buches, das aus einer Kooperation von Münchner Autoren zusammen mit dem Literaturportal Bayern entstanden ist.
Die Autoren, Journalisten und Wissenschaflter reflektieren das Thema "Fremdheit" in all seinen Facetten: Wo sind wir fremd? Wie hängen Fremdsein und Schreiben zusammen? - Es ist ein vielschichtiges Buch mit Geschichten, Gedichten und Satiren, sowie mit Analysen, Selbsterforschungen, Bekenntnissen, Utopien und Plädoyers entstanden.
EGr

Michael Köhlmeier: Das Mädchen mit dem Fingerhut
Ein kleines Mädchen wird von ihrem Onkel auf die Straße geschickt. Sie muss dort schauen, wie sie selbst zurecht kommt. Sie ist heimatlos, elternlos und sprachlos in dieser für sie vollkommen fremden Welt.
Sie freundet sich mit zwei anderen etwas älteren Kindern an. Die drei versuchen, sich gemeinsam durch das kalte und einsame Leben zu schlagen - auf der Suche nach ein bisschen Essen und Wärme. Drei von der Gesellschaft vergessene Kinder, die - mit allem überfordert - immer tiefer ins Abseits geraten.
EGr

Colum McCann: Verschwunden
Der in Dublin geborene und in New York lebende Autor Colum McCann hat eine kurze Erzählung über einen aus Russland adoptierten tauben Jungen geschrieben.
Thomas bekommt von seiner alleinerziehenden Adoptivmutter einen Neoprenanzug geschenkt, weil er so gerne im Atlantik schwimmt. Am nächsten Morgen ist Thomas verschwunden; eine groß angelegte Suchaktion beginnt. Das Leben gerät aus den Fugen. Es folgen Stunden und Tage der Unsicherheit, der Verzweiflung und der Panik.
Diese sehr gelungene und fesselnde Erzählung wird von dem Text "Spaziergänge mit Colum" des deutschen Verlegers Nikolaus Hansen ergänzt.
EGr

Emily St. John Mandel: Das Licht der letzten Tage
Durch einen Virus schrumpft die Weltbevölkerung auf 1 %. Die Überlebenden müssen erst wieder lernen, wie man ohne Strom, fließend Wasser, Handys und Internet überlebt. Still und ohne großes Drama erzählt Emily St. John Mandel die verwobene Geschichte mehrerer Protagonisten, die wieder ganz von Null anfangen müssen. Unwillkürlich stellt man sich die Frage „Was wäre wenn?“
TDo

Lars Ruppel: Holger, die Waldfee - Zehn Gedichte über Redensarten
Deutscher Slam-Meister, Vizemeister, Moderator, Buchautor, Radiosprecher: Lars Ruppel lebt und liebt Worte. Das merkt man seinem neuesten Werk deutlich an. In „Holger die Waldfee“ geht „Larse“ den bekanntesten deutschen Redensarten charmant absurd auf den Grund.
TDo

Scott Hutchins: Eine vorläufige Theorie der Liebe
Das Leben von Neill Bassett Jr. - Mitte dreißig und geschieden - verläuft alles andere als geplant. Mit Hilfe der Tagebücher seines Vaters, möchte Neill wenigstens sein berufliches Leben auf Vordermann bringen. Bei dem Versuch, einen Computer mit Gefühlen zu entwickeln und gleichzeitig den Selbstmord seines Vaters zu ergründen, kommt sein „Programm“ der Liebe ebenso nah, wie Neill der unkonventionellen Rachel.
Ein liebenswertes Erstlingswerk des Amerikaners Scott Hutchins.
TDo

Bov Bjerg: Auerhaus
Auerhaus ist ein altes Haus, in dem sechs Jugendliche in einem kleinen Dorf eine Wohngemeinschaft bilden. In ihren spiesigen Elternhäusern halten sie es nicht mehr aus. Vor allem Frieder verzweifelt am Leben und hat bereits einen Selbstmordversuch hinter sich. Aber auch die anderen sind mehr oder weniger labil; sie stützen sich gegenseitig und versuchen, sich mit ihren unterschiedlichen Problemen Halt zu geben. Das Auerhaus ist ihre Heimat und nicht das Elternhaus. Gelingt es ihnen gemeinsam, möglichst unbeschadet erwachsen zu werden?
EGr

Johannes Schweikle: Schneegeschichten - Unterwegs zum vergänglichen Glück
Wenn es bei uns schon nicht mehr viel schneit, kann man wenigstens Schneegeschichten lesen! Dieses Buch versammelt Geschichten und Reportagen des Journalisten und Autors Johannes Schweikle. Er hat sich zu den unterschiedlichsten Themen in Bezug auf Schnee und Winter auf der ganzen Welt Gedanken gemacht. Es gibt Geschichten über die Inuit, über Sportler, Lawinensuchhunde, über Kitzbühel und über Fridtjof Nansen - Schweikle hat ein breites Spektrum zu diesem Thema abgedeckt. Eine sehr abwechslungsreiche Lektüre!
EGr

Yoko Ogawa: Der Herr der kleinen Vögel
Die bekannte japanische Autorin Yoko Ogawa hat einen sehr ruhigen und einfühlsamen Roman geschrieben. Zwei Brüder leben gemeinsam und sehr zurückgezogen im gemeinsamen Haus. Einer der beiden betreut eine Voliere, die in einem Kindergarten steht. Als er stirbt übernimmt sein Bruder diese Arbeit. Er hat eine besondere Beziehung zu den Vögeln und kümmert sich liebevoll um sie. Neben seiner eigentlichen Arbeit in einem Gästehaus mit einem wunderschönen Rosengarten hat er nur sehr wenige Bezugspunkte zu anderen Menschen. Ein poetisches Buch über ein stilles und dennoch zufriedenes Leben.
EGr

Reinhard Kleist: Der Traum von Olympia - Die Geschichte von Samia Yusuf Omar
Diese Graphic Novel erschien zuerst als Fortsetzungscomic in der FAZ. Die junge Sportlerin Samia lebt in Mogadischu in Somalia. Sie nahm 2008 in Peking als Sprinterin an den Olympischen Spielen teil. Sie wurde zwar letzte, war aber der erklärte Publikumsliebling. Ihr großer Traum ist es, auch 2012 in London wieder dabei zu sein. Da es ihr die muslimischen Fundamentalisten der Al-Shabaab immer schwerer machen zu trainieren, bleibt ihr nur, das Land zu verlassen. Sie will über den Sudan und Libyen nach Italien. Unter schwierigsten Bedingungen schafft sie fast alle Stationen ihrer Odyssee; die Bootsfahrt nach Italien überlebt sie jedoch nicht.
Reinhard Kleist erhielt für sein Buch "Der Boxer" den Deutschen Jugendliteraturpreis.
EGr

Joachim Meyerhoff: Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke
Nach den beiden Büchern "Amerika" und "Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war" nun der dritte Teil von "Alle Toten fliegen hoch", der Erinnerungen des Regisseurs, Schauspielers und Autors Joachim Meyerhoff. Er erzählt darin von seiner Zeit als Schauspielschüler der Otto-Falckenberg-Schule in München. Sowohl mit seiner eigenen persönlichen Entwicklung, als auch mit der Ausbildung als Schauspieler tut er sich recht schwer. Halt findet er bei seinen Großeltern, in deren Villa in Nymphenburg er wohnt. So lässt Meyerhoff den Leser an seinen teils verrückten Erlebnissen an der Schauspielschule und gleichzeitig auch am exzentrischen Leben seiner Großeltern teilhaben. Ein Lesegenuss!
EGr

Angharad Price: Das Leben der Rebecca Jones
Die walisische Autorin Angharad Price erzählt die Geschichte einer Farmersfamlie in Wales Anfang des 20. Jahrhunderts. Rebecca hat einige Geschwister, von denen 3 blind sind. Um ihnen den Schulbesuch und eine Ausbildung zu ermöglichen, muss sie und ihr Bruder Ben zurückstecken. Eine höhere Schule konnte Rebecca nie besuchen und auch sonst wird von ihr erwartet, dass sie immer für die Familie da ist und sich für sie aufopfert. Im Alter erinnert sie sich zurück an ihre Kindheit und an das harte Leben auf der Farm. Trotz der Schwierigkeiten liebt sie das Land, die Natur und ihre Mitmenschen. Ein poetisches Buch, das eine vergangene Zeit lebendig werden lässt.
EGr

Maria Braig: Nennen wir sie Eugenie
Maria Braig erzählt in diesem Roman die Geschichte einer jungen Frau aus dem Senegal. Wegen der durch ihre Eltern drohenden Zwangsverheiratung mit einem wesentlich älteren Mann und wegen der im Senegal verbotenen Liebe zu einer Frau, flieht sie nach Deutschland und erbittet Asyl. Sie hat sich in Europa Schutz und Hilfe erhofft; doch die Realität ist für Eugenie sehr ernüchternd. Perspektivlosikgkeit, Langeweile, Einsamkeit und Angst sind ihre ständigen Begleiter.
EGr

Als es noch richtige Winter gab
In der Insel-Bücherei erscheinen immer wieder neue liebevoll gestaltete Bände. Passend zur Jahresszeit und zur aktuellen Wetterlage ist nun dieser Band mit Gedichten und kurzen Texten zum Thema Winter erschienen. Das schöne Büchlein ist mit winterlichen Photographien von Isolde Ohlbaum ausgesattet. - Auch als schönes Geschenk oder Mitbringsel sehr geeignet!
EGr

Anna Enquist: Streichquartett
Enquist - Psychologin, Musikerin und Autorin - erzählt in ihrem neuen Roman von den Mitgliedern eines Streichquartetts. Die Musiker treffen sich regelmäßig zu ihren Übungsstunden auf dem Hausboot von Hugo. In ihren Berufen arbeiten sie als Ärztin, als Krankenschwester, als Instrumentenbauer und als Leiter eines Musikzentrums. Alle Vier haben ihre Probleme, aber diese Treffen und das Musizieren lenken sie von ihren Sorgen ab. Private Probleme, Trauer, aber auch das Verzweifeln an den gesellschaftlichen Zuständen werden thematisiert. Sie nehmen ihr Leben, wie es ist und so vergeht ein Tag nach dem anderen.
Doch eines Tages, bei einem erneuten Treffen, passiert etwas Unvorhergesehenes, was alles durcheinanderwirbelt und ihr Leben aus dem fragilen Gleichgewicht bringt.
EGr

Hanns-Josef Ortheil: Der Stift und das Papier
In diesem neuen Buch erzählt Hanns-Josef Ortheil noch einmal ausführlich, wie er als Kind zum Schreiben gekommen ist. Er hat als Kind die Bücher "Die Moselreise" und "Die Berlinreise" geschrieben. Auch sein brillianter autobiographischer Roman "Die Erfindung des Lebens" befasst sich mit seiner Kindheit und Jugend.
In diesem Buch liegt der Schwerpunkt aber nun explizit in der Beschreibung, wie ihn sein Vater und auch seine Mutter mit viel Liebe und Verständnis aus seiner Sprachlosigkeit befreit haben. Mit Hilfe des Schreibens wurde Ortheil durch seine Eltern mit viel Geduld, Einfühlungsvermögen und Begeisterung an die Sprache, an seine Mitmenschen und somit auch an das Leben herangeführt.
EGr

Hasan Cobanli und Stephan Reichenberger: Der halbe Mond
Hasan Cobanli ist der Sohn von Feridun Cobanli und der Enkel von Cevat Pasa. Cevat Pasa war ein enger Freund von Atatürk, dem Staatsgründer der Türkei.
Der Journalist Hasan Cobanli hat diesen umfangreichen Roman zusammen mit Stephan Reichenberger geschrieben.
Fast 100 Jahre türkischer und deutscher Geschichte werden in diesem umfassenden Roman erzählt. Privates und politisches werden auf spannende Weise verknüpft. Das richtige Buch für Leser, die gerne dicke Schmöker über eine mehrere Generationen spielende Familiengeschichte lesen.
EGr

Thomas Pregel: Der ertrunkene See
Thomas Pregel hat ein modernes Märchen über Menschen in einem kleinen Tal - genannt Bucheichental - geschrieben. Sie führen hier ein zufriedenes - wenn auch relativ rückständiges und abgeschottetes Leben. Die Natur ist intakt; die Bewohner können als Bauern, Hirten und Fischer vom Fluß und von den Äckern leben. Doch dann gibt es Pläne, das Tal zu überfluten und einen Stausee mit einer großen Staumauer zu errichten. Wie gehen die Bewohner damit um? Wie verändert sich die Gemeinschaft? Wie verändern sich die Familien? Wie verändern sich die Menschen? Wie geht das Ganze aus?
EGr

Sebastian Lörscher: A bisserl weiter... geht's immer!
Drei Monate lang reiste Sebastian Lörscher mit Stift und Skizzenbuch durch Österreich und hat die Eigenart der Österreicher in Wort und Bild festgehalten. Wien, Tirol, Graz und die Steiermark liegen auf seinem Weg, ebenso wie Würschtlstände, verschiedenste Lokale und die Begegnung mit den Menschen. Es ist ein sehr humorvolles Buch entstanden, das einen guten Einblick in die Seele Österreichs gibt.
EGr

Will Self: Leberknödel
Die Engländerin Joyce, 70 Jahre alt und an Leberkrebs erkrankt, fliegt in die Schweiz, um dort Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen. Im Schlepptau hat sie ihre alkoholkranke und psychisch angeschlagene Tochter, die mehr Belastung als Hilfe für sie ist.
Kurz bevor Joyce das Gift nehmen wird, überlegt sie es sich anders und verlässt die Räume der Sterbehilfe lebend. Wie aber schafft sie es nun, mit diesem neugewonnen Leben umzugehen? In ihr altes Leben wird sie auf jeden Fall nicht zurückkehren.
EGr

Anna Gmeyner: Manja - ein Roman um fünf Kinder
Die Österreicherin Anna Gmeyner hat diesen Roman mit 36 Jahren unter dem Pseudonym Anna Reiner veröffentlicht. Anna Gmeyner lebte seit 1934 in London in der Emigration und war hauptsächlich als Bühnenautorin tätig. Der Roman entstand in den Jahren 1934 bis 1938 und erschien zuerst im Jahr 1938 in Amsterdam.
Der breit angelegte Roman handelt von 5 Kindern - von 4 Jungen und dem Mädchen Manja - und deren Elternhäusern. Er spielt zwischen 1920 und 1934 in Berlin. Die 5 Kinder kamen zur selben Zeit zur Welt - ihre Wege kreuzen sich und sie sind über die trennenden Klassen- und Religionsgrenzen hinweg eng befreundet. Die Kinder entstammen den verschiedensten Elternhäusern: Arbeiterfamilie, Kleinbürger, jüdisches Großbürgertum, Bildungsbürger und Humanisten, sowie die ostjüdische Mutter Lea Meirowitz mit der Tochter Manja und deren Geschwistern. Zwischen Tradition und Moderne, zwischen Antifaschismus und Nationalsozialismus kommen Gewalt und Hass, aber auch Liebe und Menschlichkeit zum Tragen. Fällt auch die Freundschaft der Kinder diesen Bedingungen zum Opfer?
EGr

Liliana Corobca: Der este Horizont meines Lebens
Liliana Corobca ist Literaturwissenschaftlerin und Schriftstellerin; sie ist in Moldawien geboren und lebt in Bukarest.
Ein kleines Dorf in Moldawien: die 12-jährige Cristina erzählt von ihrem Leben und dem Alltag mit ihren zwei kleineren Brüdern Dan und Marcel. Seit ihr Vater in Russland und ihre Mutter in Italien arbeitet, führt Cristina alleine den Haushalt, erzieht die beiden Brüder und trägt die Verantwortung für einfach alles. Sie ist sehr nachdenklich, aber auch sehr stark und so macht sie sich viele Gedanken, wie sie alles am besten schafft und den Brüdern eine gute Ersatzmutter ist. Das Drama einer armen, verlassenen und zerissenen Familie wird dem Leser plastisch vor Augen geführt.
EGr

Eva Desmki: Gartengeschichten
Ein sehr empfehlenswertes Buch für jeden Garten- Natur- und Literaturliebhaber. Eva Demski hat eine Reihe inspirierender Geschichten rund um das Thema Garten geschrieben, das so von vielen Seiten beleuchtet wird. Die passenden und liebevollen Illustrationen sind von Michael Sowa beigesteuert. Mit ihren Erzählungen lässt uns die Schriftstellerin Eva Demski an ihrer großen Leidenschaft für Gärten und Pflanzen teilhaben.
EGr

Miek Zwamborn: Wir sehen uns am Ende der Welt
Die niederländische Schriftstellerin und Künstlerin Miek Zwamborn hat einen interessanten und fesselnden Roman geschrieben, der in der Schweiz spielt. Die Erzählerin macht mit Jens, einem engen Freund, mit dem sie aber nur sporadisch Kontakt hat, eine Bergtour auf den Tödi in den Glarner Alpen. Einige Zeit nach diesem Treffen, meldet sich die Mutter von Jens und teilt ihr mit, dass Jens verschollen sei.
Die Erzählerin möchte Jens wiederfinden und unternimmt nun lange Bergtouren, um den Freund zu suchen und stößt an verschiedenen Orten auf Spuren des Schweizer Geologen Albert Heim. Die Beschäftigung mit diesem Wissenschaftler und Alpenforscher scheint die Erzählerin über den Verlust von Jens hinwegzuhelfen. Ein sehr schönes, aussergewöhnliches und ruhiges Buch.
EGr

Larry Tremblay: Der Name meines Bruders
Der kanadische Schriftsteller und Theaterregisseur hat einen dünnen, aber sehr gehaltvollen und intensiven Roman geschrieben. In einem ungenannten Land in einem Kriegsgebiet lebt eine Familie mit den neunjährigen Zwillingen Aziz und Amed; sie betreiben eine Orangenplantage. Die Großeltern der beiden kommen durch eine Bombe ums Leben. Einflußreiche Männer kommen zum Vater; einer der beiden Söhne soll als Selbstmordattentäter im feindlichen Militärlager den Tod der Großeltern rächen.
Ein Roman, der die Schrecken des Krieges und des Terrors anprangert und zeigt, was diese Situation mit den Menschen macht; in Kanada ist dieses Buch Schullektüre.
EGr

Véronique Olmi: Nacht der Wahrheit
Enzo lebt mit seiner jungen überforderten Mutter Liouba Popov in Paris. Liouba arbeitet als Dienstmädchen in einer luxuriösen Wohnung. Hausherr und Hausherrin sind so gut wie nie anwesend. Trotzdem ist Liouba den ganzen Tag am Putzen und Arbeiten.
Enzo schämt sich für seine Mutter. Enzo ist übergewichtig und ist in der Schule ein Aussenseiter. Er gehört nicht dazu und wird laufend gedemütigt. Als die Situation eskaliert, beschließt Enzo, die Stadt, die Schule uns sein bisheriges Leben zu verlassen.
EGr

Irene Ruttmann: Adèle
Der Soldat Max aus Deutschland ist im Winter 1916 als Sanitäter in einem kleinen Ort in Frankreich stationiert. Durch einen glücklichen Zufall lernt er die junge Adèle kennen. Schweigsam und fast sprachlos - sie sind der jeweils anderen Sprache nicht mächtig - lernen sie sich in den wenigen und kurzen Zeitabschnitten kennen, die sie sich erkämpfen können. Eine leise und melancholische Liebesgeschichte.
EGr

Ulrich Schacht: Grimsey - eine Novelle
"Grimsey" ist ein ganz ruhiges, beschauliches Buch, das vom Tagesausflug eines Photographen auf der kleinen isländischen Insel Grimsey berichtet. Der Protagonist geht durch die karge und einsame Landschaft, photographiert und hängt seinen Gedanken und Erinnerungen nach. Der schöne und reduzierte Umschlag spiegelt genau die Stimmung dieses Buches wieder.
EGr

François & Emmanuel Lepage: Weiß wie der Mond
Der Zeichner Emmanuel Lepage und sein Bruder François Lepage, der Photograph, bekommen die einmalige Chance, an einer wissenschaftlichen Mission des IPEV (Institut Polaire Francais Paul Emile Victor) in der Antarktis teilzunehmen. Auf faszinierende Weise verschmelzen die Beiden ihre verschiedenen Arbeitstechniken und Stile und berichten mit Zeichnungen und Photos von diesem aussergewöhnlichen Land. Das Buch zeigt den Alltag der Wissenschaftler und Techniker, die gemeinsam auf der Basis Dumont-d'Urville im Adélieland auf engste Raum zusammenleben und -arbeiten. In Rückblenden wird auch immer wieder auf die Geschichte der Arktiserforschung eingegangen. Höhepunkt des Abenteuers ist die Teilnahme als Fahrer am Raid, einem Versorgungskonvoi für die Basis Concordia.
EGr

Ruth Cerha: Bora - eine Geschichte vom Wind
"Bora - eine Geschichte vom Wind" "... und eine Geschichte von der Liebe" könnte man ergänzen. Ruth Cera erzählt von einem Sommer auf einer kroatischen Insel. Mara, die Schriftstellerin aus Wien, verbringt jeden Sommer auf dieser Insel und ist mit vielen Bewohnern befreundet. Doch in diesem Jahr ist auch Andrej da. Er ist Sohn von Emigranten und lebt in Amerika. Als Photograph ist er allerdings auf der ganzen Welt unterwegs und fühlt sich nirgends wirklich zu Hause. Wird er in Maras Leben heimisch werden?
EGr

Harper Lee: Wer die Nachtigall stört
Harper Lee: Gehe hin, stelle einen Wächter
Durch die Entdeckung und Veröffentlichung des eigentlich ersten Buches von Harper Lee, ist jetzt auch "Wer die Nachtigall stört" wieder ins Gespräch gekommen. Das Buch um das Mädchen Scout, ihren Bruder Jem und den Vater, Anwalt und Witwer Atticus hat auch heute nichts von seiner Faszination verloren.
Die kleine Familie Finch lebt in Maycomb, einem kleinen Ort in Alabama. Die Kinder werden von der farbigen Haushälterin Calpurnia betreut; doch auch Atticus kümmert sich liebevoll um seine Kinder; er ist ihnen ein Vorbild, bringt ihnen Werte bei und vermittelt ihnen ein positives Lebensbild.
In "Gehe hin, stelle einen Wächter" kehrt Scout, die eigentlich Jean Louise heisst, für zwei Wochen aus New York in ihre Heimat zurück. Doch dort findet sie alles verändert vor und hat Angst, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Alles was ihr ihr Vater beigebracht hat, scheint nichts mehr wert zu sein. Das wirft sie völlig aus der Bahn.
EGr

Maylis de Kerangal: Die Lebenden reparieren
Bei der Heimfahrt vom Surfen mit 2 Freunden passiert ein schwerer Unfall. Alle 3 Insassen werden verletzt, doch Simon trifft es am schwersten. Er hat ein Schädelhirntrauma und fällt ins Koma. Die Ärzte können ihm nicht mehr helfen.
Die Autorin hat das Thema "Organspende" sehr differenziert betrachtet, indem sie allen Beteiligten eine Plattform gibt. Die Probleme dieser emotionalen Ausnahmesituation werden von allen Seiten beleuchtet; die Innensichten der einzelnen Akteure kommen zum Tragen: der Bereitschaftsarzt, die Krankenschwester, der koordinierende Pfleger, die Eltern, die Freundin, die weiteren beteiligten Ärzte und die Empfänger der Organe. Spannend, feinfühlig und anrührend, mit teils sehr langen Sätzen, fast atemlos und trotzdem ruhig, entwickelt der Roman eine ganz eigene Sogwirkung.
EGr

Christoph Poschenrieder: Mauersegler
5 Kindheitsfreunde, die sich ihr Leben lang nicht aus den Augen verloren haben, tun sich im Rentenalter zusammen und gründen eine WG in einer noblen Villa an einem See. Alle hatten Erfolg im Beruf und so gibt es keinerlei finanzielle Probleme. Doch was tun, wenn es zu Ende geht? Die 5 alten Herren beschließen, sich gegenseitig zu helfen, falls einer nicht mehr leben will.
Ein etws makaberer und komischer Roman über Männerfreundschaft, das Alter und den Tod.
EGr

Jenny Erpenbeck: Gehen, ging, gegangen
Jenny Erpenbeck hat einen aktuellen Roman über die Flüchtlinge in Deutschland geschrieben.
Richard, ein emeritierter Professor für Klassische Philologie, ist Witwer und lebt alleine in einem großen Haus an einem See in Berlin. Als er von den afrikanischen Flüchtlingen am Oranienplatz hört, versucht er, sich selbst ein Bild von der Situation zu machen. Er knüpft Kontakte, lernt vieles über die Geschichte und die Schicksale der Menschen, kümmert sich um die diversen Probleme und begleitet sie in ihrem Alltag.
Der Roman verdeutlicht die schwierige Situation der oft traumatisierten Menschen und die bürokratischen Hindernisse, die zu lösen sind.
EGr

Lily King: Euphoria
Die Schriftstellerin Nelly King berichtet in ihrem Roman Euphoria - angelehnt an das Leben der im Jahr 1901 geborenen Ethnologin Margaret Mead - von der Forscherin Nell Stone. Nell ist mit ihrem Mann Anfang der 1930er-Jahre auf Forschungsreise in Neuguinea unterwegs. Die beiden sind noch nicht lange verheiratet; sie erforschen Stämme am Sepik-Fluss. Auch der britische Forscher Andrew Bankson lebt seit einigen Jahren in Neuguinea; ihn belatastet die Einsamkeit und so ist er froh, als er auf das Forscherehepaar trifft. Begierig saugt er ihre Nähe und den Austausch mit ihnen auf. Jeder hat seine ganz eigene Auffassung, wie zu forschen und zu dokumentieren sei. Es entwickelt sich ein emotionales und intellektuelles Dreiecksverhältnis.
EGr

Jocelyne Saucier: Ein Leben mehr
Drei Männer - um die 90 Jahre alt - leben in Kanada abgeschieden im Wald in ihren Holzhütten. Sie genießen die Einsamkeit und sind sich gegenseitig eine Stütze. Eines Tages taucht eine Photographin auf, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die Überlebenden des großen Brandes von Matheson aufzuspüren.
In diesem Fall kommt sie jedoch zu spät, da Boychuck - einer der drei Männer - ein paar Tage zuvor gestorben ist. Charlie und Tom, die beiden Freunde, hatten ihn schon begraben. Die anfängliche Skepsis und Reserviertheit der beiden weicht einer gewissen Offenheit. Als dann auch noch die 82-jährige Marie-Desneige ins Spiel kommt, entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft.
Jocelyne Saucier lässt mit viel Gespür für leise Töne die Themen Freundschaft und Lebensfreude aber auch die Einsamkeit im Angesicht des Todes zum Tragen kommen.
EGr

Matthew Thomas: Wir sind nicht wir
Matthew Thomas hat einen ungemein fesselnden, fast 900 Seiten starken Roman geschrieben, in dem er das Thema Alzheimer thematisiert. Es geht um eine kleine irische Einwandererfamilie aus der Mittelschicht: Vater Ed, Mutter Eileen und Sohn Connell. Ed ist Hirnforscher und arbeitet gerne als Professor für seine Studenten. Schon früh merkt er, dass etwas nicht stimmt; im Alter von ca. 50 Jahren erkrankt er an Alzheimer. Eine glückliche Familie mit normalen Höhen und Tiefen wird auf eine harte Probe gestellt. Schleichend nimmt die Krankheit ihren Lauf, schleichend ändert sich der Alltag, der innere und äußere Kampf gegen die Krankheit ist für alle Familienmitglieder ein harter Weg. Gnadenlos und gleichzeitig sehr einfühlsam erzählt der Autor vom langsamen und doch viel zu schnellen Verlust der Erinnerung. Hält die Liebe von Eileen und auch die Liebe des Sohnes die schwere Belastungsprobe aus?
EGr

Laurie Lee: Cider mit Rosie
Der Schriftsteller Laurie Lee wurde 1914 geboren und wuchs in einem kleinen Dorf in Gloucestershire auf. "Cider mit Rosie" ist der erste Teil einer autobiographischen Trilogie, in dem er von seiner Kindheit berichtet. Seine Mutter zieht mit vier Kindern aus der ersten Ehe ihres Mannes und mit ihren drei eigenen Söhnen in das abgelegene Dorf Slad. Ihr Mann hat es vorgezogen in London ein Leben ohne seine Familie zu führen.
Laurie Lee erzählt aus der Sicht eines Kindes und mit sehr viel Phantasie von seinem Alltag in der Großfamilie in dieser abgeschiedenen Gegend. Ein innen und aussen wunderbares Buch!
EGr

Christiane Neudecker: Sommernovelle
Eine Schriftstellerin erinnert sich an zwei Wochen in ihrer Jugend, die sie zusammen mit ihrer besten Freundin Lotte auf einer Vogelstation einer Nordseeinsel verbracht hat. 1989 waren die beiden 15 Jahre alt und fühlten sich im Haus des Professors mit den anderen Freiwiligen nicht wirklich wohl. Die anderen Teilnehmer waren älter und teilweise etwas skurril. Die hohen Erwartungen, die Panda und Lotte in diesen Freiwilligendienst gesteckt hatten und ihre hohen Ideale, wurden nicht erfüllt.
Aber trotzdem - oder gerade deswegen - gräbt sich dieser Sommer tief in ihre Erinnerung ein; die Schwelle zwischen Kindheit und Erwachsenwerden haben sie dort sehr intensiv erlebt. Ein atmosphärisch dichter und fesselnder Sommerroman.
EGr

Benjamin Alire Sáenz: Alles beginnt und endet im Kentucky Club
Der amerikanische Autor Benjamin Alire Sáenz hat in diesem Buch 7 Erzählungen versammelt, die alle eines gemeinsam haben: es besteht immer in irgendeiner Form eine Verbindung zum Kentucky Club. Dieser Club ist die älteste Bar in Juarez/El Paso, die berühmt wurde durch Marilyn Monroe, Frank Sinatra, Bob Dylan und Steve McQueen. Liebe, Hass, Trauer und Melancholie sind die Themen dieser fesselnden Erzählungen. Wärmstens empfohlen!
EGr

Nathan Filer: Nachruf auf den Mond
Der 19jährige Matt versucht mit dem Tod seines Bruders Simon fertig zu werden. Simon starb vor 10 Jahren; Matt gibt sich die Schuld und verzweifelt fast daran. Nur mit professioneller Hilfe gelingt es ihm ein bisschen, seine Schizophrenie zu ertragen und die Gespenster aus seinem Kopf zu verjagen. Er ist Patient in der Psychiatrie in Bristol und hält dort seine Gefühle und Gedanken schriftlich fest. So versucht er etwas Ordnung in seinen Kopf und in sein Leben zu bekommen.
EGr

Jean-Philippe Blondel: Direkter Zugang zum Strand
Der französische Autor war mit seinem Buch "6 Uhr 41" sehr erfolgreich. Nun wurde bei Piper sein Debüt aus dem Jahr 2003 veröffentlicht. Ein kleiner Roman, der in vier Zeitabschnitten von 1972 bis 2002 Schlaglichter auf das Leben von den verschiedensten Personen wirft, die doch alle in unterschiedlicher Art und Weise miteinader verbunden sind. So entsteht aus diesen kurzen Episoden in den verschiedenen Urlaubsorten ein Kaleidoskop aus Lebensentwürfen, Träumen, Hoffnungen und Sorgen der unterschiedlichsten Menschen.
EGr

Kenneth Bonert: Der Löwensucher
Die junge Mutter Gitelle wandert von Litauen mit ihrem Sohne Isaac und ihrer Tochter Rively nach Johannesburg aus. Ihr Mann Abel hat dort eine Uhrmacherwerkstatt. Die jüdischen Auswanderer erwartet in Südafrika ein hartes Leben. Kenneth Bonert erzählt in seinem Debüt auf über 700 Seiten das Schicksal der Familie und die vielen Rückschläge, die Issac immer wieder hinnehmen muss. Er möchte gerne die Erwartungen und Wünsche erfüllen, die seine Mutter in ihn steckt. Sie träumt von besseren Zeiten und einem besseren Leben, das ihr Mann ihr nicht bieten kann. Doch Issac muss die Schule verlassen, beginnt dann eine Ausbildung zum Karosseriebauer. Inmitten der Diskriminierung der Schwarzen und der Juden und mit immer neuen Jobs, versucht Isaac sich durchzuschlagen. Erfolg und Mißerfolg wechseln sich ab. Dabei wird er immer härter zu sich selbst und zu seinen Mitmenschen.
EGr

Jutta Reichelt: Wiederholte Verdächtigungen
Katharina ist Schriftstellerin und wohnt mit ihrem Freund Christoph in Bremen. Er verschwindet für ein paar Tage und hinterlässt ihr nur die Nachricht, dass er sich in etwas verrannt habe. Sie kann ihn nicht erreichen. Auch seine Schwester und die Eltern und Freunde machen sich Sorgen. Je mehr sie in Christophs Umfeld nachforscht, um so rätselhafter wird die Sache. Es gibt viele Fragen und Spekulationen. Plötzlich taucht Christoph wieder auf, will aber nicht reden.
Eine Geschichte über die Sprachlosigkeit in der Familie. Was ist in Christophs Kindheit passiert? Anscheinend gibt es ein totgeschwiegenes Geheimnis.
EGr

Lorenza Gentile: Teo
Lorenza Gentile wurde 1988 in Mailand geboren. Sie studierte in London Theaterwissenschaft und besuchte eine internationale Theaterschule in Paris. "Teo" ist ihr erster Roman; ihn ziert ein wunderschöner Einband.
In diesem leichtfüßigen Roman erzählt die Autorin von einem achtjährigen Jungen, der die Ehe seiner Eltern retten möchte. Für Teo und seine ältere Schwester ist das Familienleben nicht mehr schön, weil sich die Eltern nur noch streiten oder anschweigen. Teo erzählt von seinem Tagesalauf in der Schule und in der Familie; er erzählt, wie er einen Freund findet und er berichtet von seinen Gedanken, die er sich um seine Eltern macht. Teo ist ein einsamer Junge, der um jeden Preis versuchen möchte, ein heiles Familienleben zu erkämpfen und glücklich zu werden.
EGr

Bernd Schroeder: Wir sind doch alle da
Bernd Schroeder berichtet von einer großen Familie, die sehr zerissen ist und vornehmlich aus Egoisten besteht. Jeder kocht sein eigenes Süppchen. Als Benny, der sechzehnjährige Sohn von Ines und Michael - die längst getrennt sind - durch ein Unglück ins Koma fällt, kommen die ganzen Probleme erst recht an die Oberfläche. In kurzen schlaglichtartigen Kapiteln werden die Probleme und Lebenslinien der einzelnen Familienmitglieder, der Großeltern, der Onkel und Tanten, der Nachbarn und Freunde dargestellt. Nur mühsam wird so etwas ähnliches wie Familie aufrechterhalten. Doch wer wird am Ende für Benny da sein, falls er aus dem Koma erwachen sollte?
EGr

Christopher Isherwood: A single man
Die Originalausgabe von "A single man" ist bereits 1964 in London erschienen. Verfilmt wurde der Roman 2009 von Tom Ford.
Der 58jährige George ist Literaturprofessor und wohnt in einem Vorort von Los Angeles. Seit sein Lebenspartner Jim bei einem Unfall ums Leben gekommen ist, ist er sehr einsam. Er muss den Spagat zwischen dem Leben mit der spießigen Nachbarschaft und seinem Beruf auf der einen Seite und seiner Einsamkeit und seiner Homosexualität auf der anderen Seite meistern. Andererseits genießt er aber auch sein Leben als Aussenseiter und Paradiesvogel. Erzählt wird ein ereignisreicher Tag in seinem Leben - vom Aufwachen bis tief in die Nacht.
EGr

Ian McEwan: Kindeswohl
Dem britischen Schriftsteller Ian McEwan ist wieder ein Meisterwerk gelungen; ein Roman, der von der ersten bis zur letzten Seite fesselt.
Fiona, Richterin am High Court in London, muss miterleben, dass ihr Mann Jack eine Affäre beginnt und somit ihre Ehe vollkommen in Frage stellt. Gleichzeitig ist sie aber beruflich sehr eingebunden; diese Tatsache und ein schwieriger Fall, bringen ihr Seelenleben und ihre Professionalität ins Wanken.
Ein 17jähriger Junge ist an Leukämie erkrankt. Nur eine Bluttransfusion kann ihn nachhaltig retten. Doch seine Eltern und auch er selbst, lehnen diese Behandlung aus religiösen Gründen ab; sie sind Zeugen Jehovas. Fiona muss in einem Eilantrag der behandelnden Klinkärzte eine Entscheidung treffen, die sie sich nicht leicht macht.
EGr

Teju Cole: Jeder Tag gehört dem Dieb
Teju Col wurde 1975 in Nigeria geboren; er wuchs aber in den USA auf. Sein Roman handelt von einem jungen Mann, der aus Amerika zurück nach Lagos kehrt. Zerrissen zwischen dem Wunsch, nach Lagos zurückzuziehen und der Tatsache, dass der Erzähler über den Lebensumständen in Lagos verzweifeln könnte, beschreibt er die Lage im Land. "Das Leben in Lagos ist das Gegenteil von beschaulich. Allein die Verkehrsstaus sind eine massive Belastung, dazu kommen die tausend anderen Erschütterungen, denen fast alle Nigerianer tagtäglich ausgesetzt sind: die Polizeikontrollen, die bewaffneten Raubüberfälle, die korrupten Beamten, die Regierung, das Fehlen jeglicher sozialer Einrichtungen und die schlechte Verteilung von Annehmlichkeiten".
EGr

Fredrik Beckman: Ein Mann namens Ove
Der Autor Fredrik Beckman hat mit seinem ersten Roman viel Erfolg. In seinem Heimatland Schweden war er auf Platz 1 der Bestsellerlisten. Das Buch wird auch verfilmt.
Der humorvolle Roman dreht sich um einen älteren Mann, der sehr eigenbrötlerisch lebt und alles, was in der Siedlung so vor sich geht, kontrolliert. Seit seine Frau gestorben ist und er vorzeitig in den Ruhestand geschickt wurde, haben sich seine Eigenheiten noch verstärkt. So will er nicht mehr weiterleben und trifft Vorbereitungen, um sich das Leben zu nehmen. Doch dann bekommt er neue Nachbarn, die ihn ständig in Anspruch nehmen. Schaffen sie es, Oves harte Schale zu durchbrechen? Seine grummelige Art behält er bei; aber er findet keine Zeit mehr, seinen Plan in die Tat umzusetzen.
EGr

Édouard Louis: Das Ende von Eddy
Édouard Louis wurde 1992 geboren; er studiert in Paris Soziologie. "Das Ende von Eddy" ist ein autobiographischer Roman. Édouard Louis wuchs in einem kleinen Dorf in der Picardie in Nordfrankreich auf. Er stammt aus armen und schwierigen Verhältnissen. Schon früh spürte er, dass er sich nicht für Mädchen, sondern für Jungen interessiert. Er beschreibt seinen Leidensweg, bis er endlich aus dem Elternhaus und dem kleinen Dorf ausbrechen kann.
EGr

Ernest van der Kwast: Fünf Viertelstunden bis zum Meer
Ernest van der Kwast ist ein niederländischer Schriftsteller mit indischen Wurzeln. Er wurde 1981 in Bombay geboren und lebt in Südtirol. Sein Roman ist ein kleines Schatzkästchen. Süditalien, am Strand von San Cataldo im Sommer 1945: Ezio Ortolani verliebt sich am Strand in die schöne Giovanna Berlucchi. Seinen Heiratsantrag weist Giovanna zurück, weil sie ihre Freiheit nicht verlieren will. Ezio verlässt seine Heimat Süditalien und wird sein gesamtes Leben als Apfelpflücker in Südtirol verbringen. Nach 60 Jahren findet er einen Brief in seinem Briefkasten...
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Sibylle Knauss: Das Liebesgedächtnis
Sibylle Knauss erzählt von einer Liebe im Angesicht von Alter und drohender Demenz.
Die Schriftstellerin Beate verliebt sich in einen ebenfalls betagten Mann. Die Liebe ist fast so scheu wie bei der ersten Verliebtheit in der Pubertät und ebenso scheu und langsam nähern sich die beiden an. Beate hinterfragt alles, was diese sensible Beziehung ausmacht; sie macht sich um alles sehr viele Gedanken. Sie fasst die Gedanken in Worte und lässt so den Leser daran teilhaben.
Ihrer Enkelin Emma lässt sie nach ihrem Tod von einem Pfleger einen USB-Stick überbringen, auf dem ihre Liebesgeschichte festgehalten ist. Nachdem ihr endlich das Passwort klar geworden ist und die Zeit reif dafür ist, kann Emma - inzwischen Studentin am Literaturinstitut in Leipzig - das "Liebesgedächtnis" ihrer Großmutter lesen.
EGr

Jenny Bond: Unter dem Nordlicht
Mit vielen Zeit- und Handlungssprüngen wird die Polarexpedition von Salomon Andrée erzählt. Er wollte mit einem Ballon den Nordpol überqueren. Zusammen mit dem Ingenieur Knut Frænkel und dem Photographen Nils Strindberg startete er am 11. Juli 1897 dieses waghalsige Unternehmen. Seine Familie, seine Brüder und seine Verlobte Anna Charlier lässt er zurück.
Im Roman von Jenny Bond stösst der Journalist Knut Stubbendorf im Jahr 1933 auf die Überreste der Expedition: die Leichen, sowie Photomaterial, Tagebücher und Briefe werden gefunden.
Knut Stubbendorf macht sich auf die Suche nach der Verlobten von Nils Strindberg. Er ist fasziniert von der Liebe der beiden Menschen. Immer mehr wird er in die Familiengeschichte verstrickt, die ihn und auch den Leser nicht mehr loslässt.
Ein richtig schöner Schmöker mit historischem Hintergrund.
EGr

Linus Reichlin: In einem anderen Leben
In diesem spannenden Roman geht es um Luis, der in einem schwierigen Elternhaus aufwächst. Der Vater hat eine Zahnarztpraxis, ruiniert diese und sich selbst jedoch immer mehr durch seinen hohen Alkoholkonsum. Auch die Mutter ist hochgradig unzufrieden. Die beiden streiten sich ständig und haben sich auseinandergelebt. Die Sitation wird für Luis noch schlimmer, als die Mutter nach einem Autonunfall nicht mehr zu Bewusstsein kommt und jahrelang von einer aufopferungsvollen Pflegerin betreut werden muss.
Luis flüchtet schließlich aus dieser Familie und sucht Unterschlupf bei seiner Freundin. Er studiert an der Kunstgewerbeschule, lernt eine andere Frau kennen und schließlich verliebt er sich in Berlin in Nora. Luis ist immer bemüht sich aus den Fängen seiner Kindheit zu befreien. Ein schwieriges Unterfangen.
EGr

Frances Itani: Requiem
Die kanadische Autorin Frances Itani hat einen spannenden Roman über die Internierung japanischstämmiger Kanadier nach der Bombardierung von Pearl Harbor geschrieben. Bin wurde im Jahr 1942 mit seinen Eltern und seinen beiden Geschwistern Hiroshi und Keiko aus dem Haus und von der Küste vertrieben und in ein Internierungslager gesteckt.
Als Erwachsener macht sich Bin mit seinem Hund Basil auf den Weg, um dieses Lager wieder zu finden. Er ist Künstler geworden, ist inzwischen verwitwet und hat einen Sohn, der bereits studiert. Seine Erinnerungen springen zwischen der Vergangenheit mit seinem Eltern, zwischen der Trennung von ihnen und zwischen der glücklichen jüngeren Vergangenheit mit seiner Frau Lena hin und her. Ein Buch, das mich von Anfang bis zum Ende in seinen Bann gezogen hat.
EGr

Dörte Hansen: Altes Land
Die Linguistin Dörte Hansen erzählt in ihrem ersten Roman die Familiengeschichte von Vera. Vera kommt 1945 mit ihrer Mutter Hildegard von Kamcke aus Ostpreußen als Flüchtling ins Alte Land. Doch die Mutter hält es nicht lange auf dem Hof von Ida Eckhoff aus und lässt Vera dort zurück.
Vera erbt später das alte Haus. Sie arbeitet als Zahnärztin im Ort und führt ein eigenbrötlerisches und einsames Leben.
Doch dann steht eines Tages ihre Nichte Anne mit ihrem kleinen Sohn Leon vor der Tür. Der Vater von Leon hat sich von Anne getrennt, so dass sie die gemeinsame Hamburger Wohnung verlässt und bei Vera Zuflucht sucht. Nun stehen also wieder "Flüchtlinge" vor der Tür des alten Hauses.
EGr

Tommy Wieringa: Eine schöne junge Frau
Edward ist ein sehr erfolgreicher Virologe. Seine besten Jahre liegen nun hinter ihm, aber er hat noch immer keine Frau und keine Kinder; viele kurze Affären, aber keine große Liebe.
Doch dann begegnet ihm Ruth. Sie ist Soziologie-Studentin und eine sehr schöne Frau, in die sich Ed beim ersten Anblick verliebt. Der niederländische Schriftsteller Tommy Wieringa erzählt in diesem kurzen Roman von den Höhen und Tiefen dieser Beziehung.
EGr

Monika Held: Der Schrecken verliert sich vor Ort
Die Journalistin und Autorin Monika Held berichtet von der Liebe zwischen Heiner und Lena. Die beiden lernen sich in Frankfurt kennen, wo Heiner in einem Kriegsverbrecherprozess als Zeuge geladen ist und Lena als Übersetzerin arbeitet.
Heiners Erinnerungen an seine Zeit in Auschwitz sind immer präsent und belasten das gemeinsame Leben. Kann Lena diese Tatsache ein Leben lang aushalten?
Heiner hat das Lager überlebt und es zieht ihn immer wieder dorthin zurück. Zusammen mit Lena reist er zu Zeiten der Solidarność nach Polen und besucht seine alten Leidensgenossen und Freunde.
Ein fesselndes Buch, das mit jeder weiteren Seite immer mehr gefangen nimmt.
EGr

Armin Kratzert: Berggasse 19
Armin Kratzert erzählt die Geschichte von Franz Kafka, der sich 1914 - vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges - nach Wien begeben und sich dort in der Berggasse 19 einquartiert hat, um in Ruhe schreiben zu können. In diesem Haus wohnt auch Sigmund Freud. Diese fiktive Geschichte um die Begegnung der beiden Berühmtheiten erzählt Armin Kratzert auf wunderbare Weise. Eine leise und empfehlenswerte Lektüre!
EGr

Der Marsianer von Andy Weir
Jeder kleine Junge träumt einmal davon, Astronaut zu werden. Für Mark Watney geht dieser Wunsch in Erfüllung. Zusammen mit fünf anderen Auserwählten, macht er sich als einer der ersten Menschen auf dem Weg zum Mars.
Doch kaum eine Woche später, ist er allein. Auf dem Mars. Ohne Kommunikation. Durch einen heftigen Sandsturm wurde er von seinen Kameraden getrennt. Seine einzige Hoffnung: Die nächste Marsmission. Geplante Ankunftszeit: 4 Jahre.
Trotz seiner vielen technischen Ausführungen, ist dieses Buch äußert interessant und spannend geschrieben. Selbst wenn die Situation durchaus bedrückend und deprimierend wirken kann, hindert der Autor den Leser mit viel Humor und einer fesselnden Handlung daran, das Buch zur Seite zu legen.
TDo

Cecilie Enger: Die Geschenke meiner Mutter
Die norwegische Autorin Cecilie Enger hat für ihren autobiographischen Roman "Die Geschenke meiner Mutter" den Preis norwegischer Buchhändler bekommen.
Cecilie muss ihr Elternhaus ausräumen, da ihre Mutter an Alzheimer leidet und seit kurzem in einem Pflegeheim lebt. Neben vielen anderen Gegenständen, Möbeln und Aufzeichnungen stösst sie auf eine umfangreiche Liste mit Geschenken, die ihre Mutter im Lauf ihres Lebens an Freunde und Verwandte verschenkt hat. Cecilie erinnert sich an Hand dieser peniblen Liste an diese Menschen und an Erlebnisse, die sie aus ihrer Kindheit damit noch verbinden kann. So wird die eigene Familiengeschichte wieder lebendig.
EGr

Husch Josten: Der tadellose Herr Taft
Ein intelligenter und bis zum Schluß spannender Roman. Daniel Taft wird aus heiterem Himmel von seiner Frau verlassen, die er erst ein halbes Jahr vorher geheiratet hatte. Veronika verschwindet ohne jede Erklärung von der Bildfläche. Aus Verzweiflung und um etwas zu tun, beschließt auch Daniel Taft sein Leben umzukrempeln. Er verlässt Paris und eröffnet in der deutschen Heimatstadt seiner Frau einen Laden, in dem er Postkarten mit nur einem Wort darauf verkauft. "Theorie" heisst der Laden und Herr Taft hat damit ungeahnten Erfolg, bekommt seine eigene Fernsehsendung und hat auch sonst sehr interessante Begegnungen. Ein sehr lesenswertes Buch, das viele Denkanstösse zu vielen Themen bereithält.
EGr

Jhumpa Lahiri: Das Tiefland
Jhumpa Lahiri erzählt die Lebensgeschichte von zwei Brüdern, die in einem Vorort von Kalkutta aufwachsen. In ihrer Kindheit und Jugend sind sie eng verbunden. Sie schliessen beide die Schule erfolgreich ab und studieren. Ihre unterschiedliche politische Einstellung bringt die Beiden auseinander und lässt sie sehr verschiedene Lebenswege gehen. Trotzdem sind sie durch das Schicksal auf's Engste verbunden. Udayan ist politisch sehr aktiv. Er heiratet die Philosophie-Studentin Gauri. Subhash geht als Wissenschaftler in die USA und lebt so weit entfernt vom Elternhaus und seinem Bruder. Doch früher als erwartet kehrt er nochmal nach Indien zurück, weil seinem Bruder etwas zugestossen ist.
EGr

Vastehst me - Bairische Gedichte aus 40 Jahren
Eva Bauernfeind, Hubert Ettl und Kristina Pöschl vom "lichtung verlag" haben mit dem Buch "Vastehst me" eine gelungene Sammlung von bairischen Gedichten aus 40 Jahren von 50 verschiedenen Autoren zusammengestellt. In mehreren thematisch sortieren Kapiteln wird ein fundierter Überblick, sowohl über traditionelle, als auch über zeitkritische Dichter und Themen vorgelegt.
EGr

Abasse Ndione: Die Piroge
Der senegalesische Autor Abasse Ndione greift ein hochaktuelles Thema auf. Er macht die Lage der Bootsflüchtlinge für uns Europäer sehr drastisch nachvollziehbar.
In diesem knappen Text berichtet er von Menschen aus Afrika, die versuchen vor den trostlosen und aussichtlosen Verhältnissen zu fliehen. Sie nehmen die zweiwöchige Seereise in einer Piroge auf sich. Werden sie ihr Ziel erreichen?
EGr

Hannah Kent: Das Seelenhaus
Das zwar zum Roman passende, aber ziemlich unattraktive Photo auf dem Einband, hat mich lange davon abgehalten, mit dem Lesen dieses Buches zu beginnen. Der Roman ist aber sehr empfehlenswert und sehr spannend geschrieben.
Dieses Buch beruht auf Tatsachen. Über diese Mordfälle wurden bereits mehrere Bücher und Aufsätze geschrieben.
Hannah Kent zeichnet ein vielschichtiges Bild von Agnes. Sie ist eine mittellose, aber hart arbeitende Magd. Sie wird im Jahr 1828 beschuldigt, zusammen mit einem jungen Paar den Bauer Nathan umgebracht zu haben. Der zustängige Landrat verfügt, dass sie die Zeit bis zur Hinrichtung auf dem Hof eines Beamten verbringen soll. Seine Frau und die zwei Töchter sind davon überhaupt nicht begeiestert. Zur Betreuung ist Agnes ein junger Vikar zugewiesen. Mit ihm führt sie lange Gespräche und auch Margret, die Hausherrin ahnt, dass die offizielle Wahrheit nicht die richtige Wahrheit ist. Die anfängliche Ablehung verändert sich langsam in Verständnis.
EGr

Jo Baker : Im Hause Longbourn
Jane Austen ist bekannt für Romane, in denen die Hauptcharaktere von einer Liebes-Irrung in die nächste stolpern. Einer der bekanntesten ist „Stolz und Vorurteil“.
Den Dienstboten, die im Hintergrund agieren und sich den Kapriolen der Familie Bennet stellen müssen, wird dabei kaum Aufmerksamkeit geschenkt.
Ihnen ist diese Geschichte gewidmet.
Jo Baker schildert den Alltag aus der Sicht von Sarah und James, dem Dienstmädchen und dem Stallburschen. Sie erzählt von harter Arbeit, verstohlenen Blicken und dunklen Geheimnissen, die alles verändern könnten.
TDo

Norbert Niemann: Die Einzigen
Norbert Niemann wurde für sein neues Buch "Die Einzigen" mit dem Carl-Amery-Literaturpreis ausgezeichnet. Er wohnt am Chiemsee.
Harry, Marlene und Sellwerth bildeten die New-Wave-Band "Die Einzigen". Die Gruppe hat sich aufgelöst; Harry Bieler und Marlene Krahl sehen sich auf der Beerdigung von Sellwerth wieder. Harry hat unterdessen die Seifenfirma seines Vaters übernommen, die er bald modernisieren wird. Marlene ist weiterhin als Komponistin, Dozentin und Musikerin im Bereich der experimentellen Musik tätig. Harry ist fasziniert von der unabhängigen, kompromisslosen aber auch höchst unzufriedenen und unnahbaren Marlene. Die beiden Lebensentwürfe sind extrem unterschiedlich; sie kreuzen sich immer wieder, doch richtige Nähe sieht anders aus. Der Leser begleitet die beiden über 3 Jahrzehnte. Sehr spannend geschrieben.
EGr

Marja-Liisa Vartio: Männer wie Männer, Frauen wie Frauen
Die finnische Autorin lebte von 1924 bis 1966. Das Buch erschien in Finnland bereits 1959; aus Anlass der Frankfurter Buchmesse mit Finnland als Gastland wurde es nun ins Deutsche übersetzt.
In einem distanzierten und kargen Erzählstil wird von der jungen und unerfahrenen Leena berichtet. Nur ihre Schwester Riita wird noch namentlich genannt. Die anderen Protagonisten sind nur der Mann, der Vater, die Mutter und die Frau.
Leena hilft auf dem Hof der Eltern. Sie lernt einen älteren, verheirateten Mann kennen und wird schwanger. Die Moralvorstellungen der damaligen Zeit werden vor allem in der Reaktion des Vaters sichtbar.
Sie bekommt weder von ihren Eltern noch vom Vater des Kindes Hilfe. So beschließt sie in ihrer naiven Art als Kindermädchen in eine andere Stadt zu ziehen und das Kind alleine zu bekommen.
EGr

Mooses Mentula: Nordlicht - Südlicht
Der finnische Autor Mooses Mentula erzählt eine Geschichte über die Unterschiede zwischen Nordfinnen und Südfinnen, zwischen Stadt und Land und zwischen Männern und Frauen. Marianne, Jonni und ihr Sohn Lenne leben in einem kleinen Ort in Lappland. Als ein neuer Lehrer in die Schule kommt, ändert sich vieles und die labile Beziehung der Eltern wird auf eine harte Probe gestellt. Lenne steht immer dazwischen und fühlt sich sehr alleingelassen. Es ist eine schwere Zeit für ihn, bis sich am Ende die Handlung zuspitzt und eine Entscheidung fällt.
EGr

Dany Laferrière: Das Rätsel der Rückkehr
Der Schriftsteller Dany Laferrière wurde 1953 in Haitis Hauptstadt Port-au-Prince geboren. 1976 ging der Journalist nach Kanada ins Exil. Er ist Mitglied der Académie française. Für den Roman "Rätsel der Rückkehr" erhielt er den "Internationalen Literaturpreis – Haus der Kulturen der Welt".
In einer sehr poetischen Sprache - im Wechsel zwischen Prosa und Lyrik - erzählt er darin von Vater und Sohn, die beide ins Exil gegangen sind: der Vater in den 1960er-Jahren nach New York, als Dany 4 Jahre alt war; der Erzähler im Alter von 23 Jahren nach Montreal.
Als er die Nachricht vom Tod seines Vaters erhält, macht er sich auf den Weg in die Heimat, um seiner Mutter den Tod ihres Mannes beizubringen. Im vorliegenden Buch erinnert er sich an seine Kindheit in Haiti. Zusammen mit seinem Neffen bereist er seine Heimat und beschreibt die dortigen Lebensumstände.
EGr

Karen Köhler: Wir haben Raketen geangelt
Karen Köhler ist Schauspielerin und Schriftstellerin. "Wir haben Raketen geangelt" ist ihre erste Buchveröffentlichung. Es ist ein Band mit neun Erzählungen, bei dem sie sogar den Umschlag selbst gestaltet hat. Das Buch wurde von fast allen Rezensenten sehr positiv aufgenommen.
Die Protagonisten der Erzählungen stecken alle in einer existentiellen Krise oder an einem Wendepunkt. Leichtigkeit und Schwere halten sich die Waage. Die raffiniert und sehr unterschiedlich konstruierten Erzählungen spiegeln die Gedanken und Wahrnehmungen der Menschen wider und sind von großer Melancholie durchzogen. Eine sehr spannende Lektüre.
EGr

NoViolet Bulawayo: Wir brauchen neue Namen
NoViolet Bulawayo ist in Simbabwe geboren und lebt, seit sie 18 ist, in den Vereinigten Staaten. Sie hat Englisch studiert und für ihren Debütroman mehrere Auszeichnungen bekommen.
Die Autorin berichtet in ihrem Roman von dem jungen Mädchen Darling. In ihrer afrikanischen Heimat wächst sie in einer Blechhüttensiedlung bei einer strengen Mutter und dem aidskranken Vater auf. Sie berichtet von Hunger, Jugendkriminalität und dem gewaltsamen Regime der neuen schwarzen Elite. Sie erzählt von der Zugehörigkeit zu einer Straßengang, die aus mehreren Kinder besteht, mit denen Darling befreundet ist.
Schließlich wird Darling von ihrer Tante nach Detroit geholt, wird aber dort vor allem mit Rassismus und Spießigkeit konfrontiert. Sie kommt somit von einem Extrem ins Nächste und muss auch hier wieder versuchen, sich anzupassen.
EGr

Hanna Johansen: Der Herbst, in dem ich Klavier spielen lernte
Die Autorin Hanna Johansen wurde 1939 in Bremen geboren; sie lebt jetzt in der Nähe von Zürich. Ihr neues Buch ist als Tagebuch angelegt. Sie berichtet, wie sie die ersten Versuche unternimmt im Selbststudium Klavier spielen zu lernen. Dieses Vorhaben protokolliert sie sehr detailliert.
Gleichzeitig erinnert sie sich während dieser Zeit intensiv an ihre Kindheit im Krieg und an ihre Jugend in der Nachkriegszeit; sie erinnert sich an die Krebserkrankung ihrer Mutter, an den Selbstmord ihres Vaters, an den Tod der Großeltern.
Ein ruhiges und nachdenkliches Buch.
EGr

Werner Rohner: Das Ende der Schonzeit
In seinem Debütroman berichtet Werner Rohner von Joris, einem jungen Mann, der in seine Heimatstadt Zürich zurückkehrt. Nach mehreren Jahren im Ausland - erst in Wien, dann in Berlin - hat er nun eine Stelle beim Schweizer Fernsehen angenommen. Zum ersten Mal trifft er auch seinen Vater David Mourlin, den er zu Lebzeiten der Mutter Luisa nie kennengelernt hatte. Die beiden Männer tun sich schwer mit einer Annäherung, auch weil David nichts von seinem Sohn wusste.
Werner Rohner erzählt diesen Roman gekonnt in mehreren zeitlichen Ebenen. Beide Eltern waren im politischen Untergrund tätig. Er berichtet von Joris Lebensgefährtin Rebekka in Wien, von der Krankheit der Mutter und ihrem frühen Tod, von seiner Tante Susanne und deren Söhnen Severin und Luca.
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Mercè Rodoreda: Der Garten über dem Meer
Die katalanische Schriftstellerin Mercè Rodoreda hat diesen Roman 1967 zum ersten Mal veröffentlicht. Das Buch wurde jetzt im Mare-Verlag, in einer sehr schönen Ausgabe mit hochwertigem Papier, neu verlegt.
Ein älterer Gärtner berichtet von den wohlhabenden Besitzern einer Villa am Meer, in der Nähe von Barcelona gelegen. In den 20er-Jahren verbringen die jungen dekadenten Besitzer mit verschiedenen Freunden und Bediensteten sechs Sommer lang am Meer. Seit die Frau des Gärtners gestorben ist, lebt er nur noch für seine Blumen und den Garten und beobachtet und kommentiert das Leben der jungen Leute. Ohne finanzielle Sorgen, aber auch ohne tieferen Sinn, plätschert der Alltag dahin; die Zeit vertreiben sie sich mit Strandbesuchen, Wasserskifahren, Reiten oder auch mit verschiedenen Festen. Die anfangs heitere Atmosphäre wechselt im Lauf der Zeit von Melancholie hin zu Trauer und Auflösung. Mercè Rodoreda hat einen sehr dichten Roman komponiert, dessen Atmosphäre einen auch nach der Lektüre nicht loslässt.
EGr

Graeme Simsion: Der Rosie-Effekt: Noch verrückter nach ihr
Die Geschichte um den eigenwilligen Professor aus Australien geht in die zweite Runde. Diesmal muss sich Don Tillman einer noch größeren Herausforderung als dem Ehefrauen-Projekt stellen: dem Vater-Projekt…
Rosie ist schwanger. Ein Umstand, mit dem der wortklauberische und skeptische Don erstmal fertig werden muss. „Bud“ wie der Arbeitstitel des Babys lautet, bringt einiges Chaos in das ach so geordnete Leben des ungleichen Paares.
Gelungene, wenn auch nicht ganz so einnehmende Fortsetzung von: „Das Rosie-Projekt“.
TDo

Thomas Vogel: Die goldenen Äpfel der Hesperiden
Charlie ist Oberstudienrat für Kunst und Philosophie und illustriert Kinderbücher. Er lebt getrennt von seiner Frau; die beiden Töchter sind erwachsen und aus dem Haus. Charlie beschließt eine Auszeit zu nehmen und nach Teneriffa zu fliegen. Er möchte wieder zu sich finden und gleichzeitig ein Versprechen einlösen, das er in seiner Jugend zusammen mit seinem besten Freund Simon seiner Lehrerin gegeben hat. Simon ist inzwischen bei einem Unfall ums Leben gekommen. So möchte Charlie das Versprechen, einen Roman zu schreiben, alleine einlösen. Das einzige, was sie noch gemeinsam beschlossen haben, ist der Titel; er lautet "Die goldenen Äpfel der Hesperiden".
Auch Simons Schwester Julia lebt auf Teneriffa. Die beiden treffen sich zufällig. "Warum sind wir so schwach, so unfähig, eigene Entscheidungen zu treffen? Warum fällt es uns so schwer, das zu tun, was wir selber wollen, was uns das Herz rät? Warum hören wir nicht auf unser Gefühl?"
Dem Autor Thomas Vogel ist ein schöner Roman über Freundschaft und Liebe gelungen.
EGr

Roland Buti: Das Flirren am Horizont
Auguste, genannt Gus, lebt mit seinen Eltern, seiner Schwester Léa und dem behinderten Knecht Rudy auf einem Hof mit einer Hühnerzucht. Der heiße Sommer 1976 bringt mit seiner Hitze und Trockenheit das ganze labile Gefüge zum Einstürzen. Auguste berichtet davon, dass seine Mutter mit ihrer Freundin die Familie verlässt und auch sonst ist nichts mehr, wie es vorher war. Als seine zahme und verletzte Taube aus dem Fenster stürzt, schreibt er: "Auf diese traurige Art und Weise beendete meine stumpfsinnige Taube ihre stumpfsinnige Existenz. Tatsächlich setzte ihr Verschwinden den Schlusspunkt zum Intermezzo dieses Sommers 1976, und nichts Anormales, mit Ausnahme jenes Anormalen, das üblicherweise als normal gilt. ereignete sich mehr bei uns".
EGr

Hanns-Josef Ortheil: Blauer Weg
Hanns-Josef Ortheil hat seinem zuerst 1996 erschienen Buch in der Neuauflage von 2014 einen Essay vorangestellt. Darin erklärt er aus heutiger Sicht, warum er damals die Wendezeit literarisch begleitet hat. In den Jahren 1989 bis 1995 schreibt er in tagebuchartigen Kapiteln seine Erlebnisse und Gedanken zur deutschen Wiedervereinigung auf. Spannende und berührende Begegnungen in Prag, in Berlin, in Rom, an vielen anderen Orten und immer wieder zu Hause in seinem Haus in Stuttgart machen aus diesem Buch eine sehr interessante und bewegende Lektüre.
EGr

Kerstin Preiwuß: Restwärme
Die Lyrikerin Kerstin Preiwuß erzählt in ihrem ersten Roman von einer jungen Frau, die zur Beerdigung ihres Vaters in ihren kleinen Heimatort in Mecklenburg zurückkehrt. Marianne, Geologin und alleinerziehende Mutter einer jugendlichen Tochter lebt in Berlin. Während dieses kurzen Aufenthaltes im Haus ihrer Kindheit - bei ihrer Mutter und ihrem Bruder - erinnert sie sich zurück. Das Familienleben war sehr schwierig; das Elternhaus lieblos, der Vater Alkoholiker und recht gewalttätig. Jetzt fühlt sie sich fremd in ihrem Elternhaus und auch mit ihrer Mutter und ihrem Bruder kann sie keine gemeinsame Ebene finden. Tassen und Teller stehen immer noch an den alten Orten. Jeder Handgriff ist ihr vertraut. "Es war wie immer. Man konnte weggehen und noch selbständig sein, man konnte sich ein eigenes Leben aufbauen, aber kaum kehrte man zurück, holte es einen wieder ein. Als würde es einen in den Boden rammen, dem man längst entwachsen war."
EGr

Tim Parks: Italien in vollen Zügen
Tim Parks wurde in Manchester geboren, lebt aber seit vielen Jahren in Italien. Er wohnt in Verona und arbeitet als Professor für Literarisches Übersetzen in Mailand.
Als Pendler und Schriftsteller hat er einen geschärften Blick auf die Italiensiche Eisenbahn und die speziellen Gegebenheiten mit allen Dingen, die damit in Zusammenhang stehen: Bahnhöfe und Bars, Fahrkartenautomaten und Fahrkartenschalter, Schaffner und Schalterbeamte, Pendler und Touristen und was ihm sonst noch alles bei seinen täglichen Fahrten Erwähnenswertes begegnet. Es ist faszinierend, wie es Tim Parks gelingt, über die Eisenbahn ein über 300 Seiten dickes Buch zu schreiben, das so spannend, aufschlußreich und unterhaltsam ist. Ein Lesegenuss für Eisenbahn- und Italienfans!
EGr

Thomas Montasser: Ein ganz besonderes Jahr
Der Münchner Journalist und Literaturagent Thomas Montasser hat einen netten kurzen Roman über die Liebe zu Büchern geschrieben.
Die junge Betriebswirtin Valerie findet sich in der kleinen Buchhandlung ihrer Tante Charlotte wieder, die eines Tages verschwunden ist. Die Buchhandlung hat Charlotte in die Verantwortung von Valerie gelegt. Diese hatte bisher keinen Bezug zu Büchern und Literatur. Doch dies wird sich im Lauf des Jahres ändern.
Ein schönes Buch über die Liebe zur Literatur und zu kleinen Buchhandlungen!
EGr

Jean-Philippe Toussaint: Nackt
"Nackt" ist der vierte und letzte Teil des faszinierenden Romanzyklus um die Modeschöpferin und Künstlerin Marie. Wieder spielt die Geschichte zwischen Tokyo, Paris und Elba.
Die düstere und leidenschaftliche Handlung dreht sich um den mysteriösen Ich-Erzähler, der von Marie geliebt, an sich gezogen und doch immer wieder zurückgestoßen wird.
Man kann den Roman "Nackt" zwar eigenständig lesen; aber das Lesevergnügen und das Verständnis für das neue Buch ist sicher höher, wenn man auch die ersten drei Romane gelesen hat: "Sich lieben", "Fliehen" und "Die Wahrheit über Marie".
EGr

Kristof Magnusson: Arztroman
Der "Arztroman" von Kristof Magnusson, einem isländisch-deutschen Autor, ist ein richtig spannender Schmöker.
Anita Cornelius lebt in Berlin und arbeitet als Notärztin. Von Adrian, ihrem Exmann hat sie sich in bestem Einvernehmen getrennt. Adrian und Lukas, der vierzehnjährige Sohn leben bei der neuen Freundin Heidi.
Seit Anita von ihrem Mann und Sohn getrennt lebt, ist ihr Beruf ihr Ein und Alles. Je mehr Dienste um so besser. Doch eines Tages findet Anita Adrian mit einem Narkosemittel zugedröhnt auf der Krankenhaustoilette.
Der Leser begleitet Anita, während ihr Leben immer mehr auseinander zu fallen scheint. Gelingt es ihr am Ende, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen und gefühlsmäßig Fuß zu fassen?
EGr

Eleni Torossi: Als ich dir zeigte, wie die Welt klingt
Eleni Torossi ist in Athen geboren und lebt seit 1968 in München. Sie studierte Politikwissenschaften und schreibt für den Bayerischen Rundfunk Kulturbeiträge und Reportagen.
In ihrem neuen Roman erzählt sie eine Geschichte von Mutter und Tochter. Die Mutter ist gehörlos und die Tochter fühlt sich von klein auf immer für sie verantwortlich. Die Beiden bilden eine enge Gemeinschaft, wandern von Griechenland nach Deutschland aus und versuchen in München Fuß zu fassen. Sie schlagen sich als Putzfrau und Küchenhilfe durch; ihr Asylantrag wird genehmigt und so haben sie die Chance, ein stabiles Leben aufzubauen, Freundschaften zu schließen, zu studieren und zu arbeiten.
EGr

Hanns-Josef Ortheil: Die Berlinreise
Mein Lieblingsschriftsteller Hanns-Josef Ortheil hat sein Reisetagebuch, das er als Zwölfjähriger geschrieben hat, wiederentdeckt. Er verbrachte zusammen mit seinem Vater im Jahr 1964 eine Woche in der geteilten Stadt und hat seine Gedanken und Erlebnisse in seinem Notizbuch notiert. Ortheils Eltern haben am Anfang ihrer Beziehung in Berlin gelebt und hatten sowohl schöne als auch bedrückende Erinnerungen.
Vater und Sohn durchstreifen - teils mit einem Freund und teils alleine - die Stadt. Viele Erinnerungen werden beim Vater wach, an denen er auch seinen Sohn teilhaben lässt.
Schön, mal zur Abwechslung ein Buch zu lesen, in dem es ein gutes und verständnisvolles Vater-Sohn-Verhältnis gibt.
EGr

Vanessa F. Fogel: Hertzmann's Coffee
Erzählt wird eine Familiengeschichte über ein altes jüdisches Ehepaar. Yankele und Dora Hertzmann sind nach dem Krieg nach New York ausgewandert und haben eine florierende Kaffeefirma gegründet. Sie haben vier - inzwischen erwachsene - Kinder und haben immer ein ausgefülltes Leben geführt und sich gegenseitig geliebt und geschätzt.
Yankele möchte nun seine Nachfolge in der Firma unter seinen Kindern regeln, stösst damit aber auf keinerlei Gegenliebe. Die Kinder sind zerstritten; es geht ihnen auch nicht um die Firma, sondern um's Geld.
Die Handlung wird aus drei Perspektiven erzählt: von Yankele Hertzmann selbst, von seinem Neffen aus Venezuela und von seinem Enkel aus Berlin.
EGr

Anne von Canal: Der Grund
Eine gekonnt erzählte Familiengeschichte, die im Untergang der Estonia gipfelt.
Laurits wächst mit seiner frustrierten Mutter und seinem dominanten Vater auf. Er hat das Klavierspielen für sich entdeckt, spielt sehr gut und möchte Konzertpianist werden; sein Vater hat für ihn jedoch eine Karriere als Arzt vorgesehen. Eine Konstellation, die so nicht funktionieren kann.
Laurits ergibt sich seinem Schicksal, wird ein erfolgreicher Arzt und hat eine glückliche kleine Familie. Doch bei einer Familienfeier kommen verschiedene Dinge ans Licht, die das ganze fragile Gefüge in sich zusammenbrechen lassen. Laurits kann es nicht akzteptieren, dass sein Leben und das seiner Familie nur auf Lügen aufgebaut war.
EGr

Per Petterson: Nicht mit mir
Wieder ein schöner neuer Roman vom norwegischen Schriftsteller Per Petterson. Alle seine Bücher haben mir bisher sehr gut gefallen. Im neuen Roman erzählt er von zwei Freunden und deren Familien. Jim und Tommy gingen zusammen in die Schule und haben sehr viel Zeit miteinander verbracht. In beiden Familien gab es Schwierigkeiten. Irgendwann trennten sich die Wege; die Geschichte wird aus verschiedenen Blickwinkeln und aus verschiedenen Zeitebenen sehr anschaulich erzählt.
Jim wächst mit seiner alleinerziehenden Mutter relativ behütet auf. Tommy und seine 3 kleineren Geschwister werden vom Vater immer wieder verprügelt. Die Mutter hat schon ziemlich bald das Weite gesucht. Den Kindern ist dies nicht möglich. So versucht Tommy durch seine Freundschaft zu Jim und durch das gute Verhältnis zu seinen Geschwistern irgendwie einen Tag nach dem anderen zu überstehen.
Einsamkeit, Depression und Gewalt stehen tiefen Freundschaften gegenüber. Als sie älter sind scheitern alle am Leben.
EGr

Johan Bargum: Septembernovelle
Der finnlandschwedische Schriftsteller Johan Bargum erzählt hier auf wenigen Seiten eine Geschichte aus der Sichtweise der beiden Protagonisten Olof und Harald.
Die beiden kennen sich lose. Sie sind sich immer aus dem Weg gegangen, weil sie mit der selben Frau verheiratet gewesen sind. Eines Tages - die Frau lebt schon lange nicht mehr - unternehmen sie eine gemeinsame Segeltour.
Was ist dort geschehen, dass sogar die Polizei ermittelt? Was ist wahr? Dem Leser werden beide Varianten - sowohl die von Olof, als auch die von Harald - aufgetischt. Ein spannendes, schnell gelesenes Buch, das viele Fragen offen lässt.
EGr

Valérie Tong Cuong: Das Atelier der Wunder
Das "Atelier der Wunder" ist eine Organisation, die Räume zur Verfügung stellt, in denen Menschen in einem geschützten Rahmen geholfen werden kann. Menschen, die in ihrem Leben in einer Sackgasse gelandet sind, verzweifelt sind und nicht mehr weiter wissen, werden hier betreut und können so wieder Fuß fassen. Dies ist zumindest die Intention des Organisations-Leiters Monsieur Jean. Was sonst noch hinter Monsieur Jeans Absichten steckt, wird erst im Lauf des Romans deutlich. Die verzweifelte Lehrerin Mariette, Millie, die in einer Zeitarbeitsfirma ausgenutzt wurde und der frühere Offizier und jetzt obdachlose Mike, finden hier für eine gewisse Zeit zusammen. Vermeintlich helfen sie sich gegenseitig; doch dann bricht das ganze fragile Gefüge wieder in sich zusammen.
EGr

Carmine Abate: Zwischen zwei Meeren
Nun ist in deutscher Sprache - nach seinem Buch "Der Hügel des Windes" - auch der Titel "Zwischen zwei Meeren" erschienen. Carmine Abate hat eine verwobene und bildreiche Familiengeschichte erzählt, die in seiner Heimat Kalabrien spielt.
Der in Hamburg lebende Jugendliche Florian lernt allmählich seine Familie mütterlicherseits in einem Dorf in Kalabrien kennen und lieben. Sein energischer und zielstrebiger Großvater Giorgio Bellusci ist die zentrale Figur der Handlung. Sein Leben und das seiner Familie wird in mehreren Ebenen und Erzählsträngen bildreich dargestellt.
Dann ist da aber auch noch der unnahbare und respekteinflößende Großvater väterlicherseits. Der berühmte Fotograf Hans Heumann, der von einer Vernissage zur nächsten reist. In ihrer Jugend hatten sich die beiden Großväter zufälligerweise kennengelernt und haben mehrere Monate zusammen auf Reisen in Süditalien verbracht; für beide ein Gewinn.
Gegen alle Widerstände - auch die der Schutzgeldforderung der Ndrangheta - möchte Giorgio die Familienherberge "Fondaco del Fico" wieder aufbauen. Wird ihm das am Ende gelingen?
EGr

Ulla-Lena Lundberg: Eis
Die finnlandschwedische Autorin Ulla-Lena Lundberg hat ein bewegendes Buch über eine junge Pfarrersfamilie geschrieben. Petter Kummel hat nach Ende des Zweiten Weltkriegs seine erste Stelle auf den abgelegenen Örar-Inseln erhalten. Er füllt den Platz und die Aufgabe zusammen mit seiner Frau Mona auf's Beste aus. Petter ist für die Fischer, Bauern und für die sonstige Bevölkerung ein offener und verständnisvoller Seelsorger. Mona kümmert sich um die beiden kleinen Töchter, um Haus, Garten und um die Kühe.
Die Autorin versteht es, das Leben auf den abgelegenen Inseln mit seinen Höhen und Tiefen, seinen Freuden und Mühen lebendig werden zu lassen. Detailliert schildert sie den Alltag der Familienmitglieder und der Inselbewohner. Sie gewann mit diesem Buch den Finnlandia-Preis, die höchste literarische Auszeichnung Finnlands.
EGr

Jean-Philippe Blondel: 6 Uhr 41
Der französische Autor erzählt in diesem kurzen Roman von einer Zugfahrt, die um 6 Uhr 41 beginnt und aus der Provinz nach Paris führt.
Cecile hat das Wochenende bei ihren Eltern verbracht. Nun fährt sie zurück zu ihrem Mann und ihrer fast schon erwachsenen Tochter. Der Platz neben ihr ist noch frei und ein Mann setzt sich zu ihr. Es ist Philippe Leduc. Die beiden waren vor 30 Jahren für 4 Monate ein Paar. Eine spontane Fahrt nach London hat damals das Ende der Beziehung bedeutet. Was ist damals passiert? Was passiert jetzt? - Die beiden wagen es nicht, sich einander zu erkennen zu geben. Sie schweigen sich an, hängen jedoch beide ihren Erinnerungen nach.
Ein leises Buch, in dem nicht viel gesprochen wird; dennoch ist es ein sehr spannender Roman, von dem man schnell gefesselt wird.
EGr

Rax Rinnekangas: Der Mond flieht
Für diesen Roman, der im Original bereits 1991 erschienen ist, erhielt der finnische Schriftsteller, Filmemacher und Photograph Rax Rinnekangas damals den finnischen Literaturpreis. Finnland ist 2014 Gastland der Frankfurter Buchmesse; so wurde dieses Buch jetzt auch ins Deutsche übersetzt.
Rinnekangas hat einen kurzen intensiven Roman über einen Sommer in einem kleinen finnischen Dorf geschrieben. Der dreizehnhährige Lauri erzählt von einer Tragödie, die sich mit seiner Cousine Sonja und ihrem Bruder Leo ereignet. Die Drei sind eine verschworene Gruppe, sie sich ihre eigene Welt erschaffen. Sie entfliehen der frommen Strenge und erfinden eine mystische Parallelwelt. Die Grenzen zwischen Gut und Böse verwischen. Und schließlich passiert ein Unglück und von einer Sekunde auf die nächste ist alles anders.
EGr

Julia Engelmann: Eines Tages, Baby
Julia Engelmann studiert Psychologie, hat aber auch schon Erfahrung als Schauspielerin gemacht. Sie wurde mit Ihrem Poetry-Slam-Beitrag "One Day" bekannt, der im Internet und auf Youtube schnelle Verbreitung und Begeisterung fand.
In Ihrem Buch hat sie nun auch andere Texte und Poetry-Slam-Beiträge versammelt, die allesamt ähnliche Themen aufgreifen. In der Biblitohek auch als Hörbuch entleihbar.
EGr

Robert Seethaler: Ein ganzes Leben
Schon das Buch "Der Trafikant" von Robert Seethaler hat mir sehr gut gefallen. Das neue Buch findet jetzt in der Presse noch mehr Beachtung und ist wieder sehr empehlenswert.
Anfang des 20. Jahrhunderts stirbt die Schwägerin des Bauern Hubert Kranzstocker an der Schwindsucht. Ihr Sohn Andreas Egger wird auf den Kranztocker-Hof in ein kleines Dorf im Gebirge geschickt. Mit seinen Stiefgeschwistern durchlebt Andreas eine harte und ungeliebte Kindheit. Vom Bauern wird er immer wieder geschlagen und trägt ein kaputtes Bein davon. Mit 29 hat er genügend Geld, um einen kleinen Heuschober und Grund zu pachten, auf dem er Gemüse anbaut. Seine Liebe zu Marie, eine Lawine, die Zerstörung in den Ort bringt und der Krieg bestimmen die nächsten Jahre seines Lebens. Mit der Seilbahn kommt Arbeit, Fortschritt und Lärm in den Ort. Andreas Egger versucht immer wieder, seinen Platz und seinen Frieden zu finden.
EGr

Alva Sokopp: Ein Leben in 23 Tagen
Die Autorin Alva Sokopp hat Sonder- und Heilpädagogik studiert und lebt in Wien. Sie arbeitet als Sonderheilpädagogin, Stresspräventionstrainerin und Craniosacral-Praktikerin.
In ihrem Roman erzählt sie von einem jungen erfolgreichen Werbetexter, dem eines Tages durch eine mysteriöse Stimme gesagt wird, dass er nur noch 23 Tage zu leben hat. Er nimmt sich sofort eine Auszeit von seiner Firma, verliebt sich auch noch in eine Traumfrau und versucht seine letzten Tage möglichst sinnvoll und erfüllt zu nutzen.
Ein unterhaltsames, aber trotzdem nachdenkliches Buch, das schnell gelesen ist.
EGr

Susanna Tamaro: Ein jeder Engel ist schrecklich
In diesem autobiographischen Roman beschreibt die italienische Schriftstellerin Susanna Tamaro ihren beschwerlichen Weg hin zu einem erwachsenen und selbstbestimmten Menschen.
Im Dezember 1957 geboren, war ihre Kindheit in Triest schwer, lieblos und einsam. Susanna Tamaro war extrem schüchtern, unsicher und voller Ängste.
Der Vater ging meistens keiner geregelten Arbeit nach, hatte dafür aber viele Frauen. Die Mutter zerbrach an ihren unerfüllten Wünschen nach einer heilen Familie. Der ältere Bruder war ein Quälgeist und im Familiengefüge keine Hilfe. Nach dem Schulbesuch hat sie in Rom eine Ausbildung zur Filmregisseurin gemacht; ihre Liebe gehörte aber schon früh dem Schreiben.
EGr

Anna Gavalda: Nur wer fällt, lernt fliegen
Billie und Franckh wachsen beide in schwierigen familiären Verhältnissen auf. Sie lernen sich beim Einstudieren eines Schultheaterstücks kennen, dabei entwickelt sich eine Freundschaft fürs Leben - wie verschieden ihr Leben auch gerade läuft, nie verlieren sie sich gegenseitig aus den Augen, sind dem anderen eine Stütze und werden sich so zur "Ersatzfamilie" - ob Liebe dabei auch im Spiel ist? Ein wunderbarer Roman für lange Sommerabende!
BGr

Tanja Langer und David Majed: Der Himmel ist ein Taschenspieler
Ein wunderbarer Roman über Afghanistan und die emotionale Zerissenheit zwischen zwei Ländern. Die Berliner Autorin Tanja Langer und der afghanische Entwicklungshelfer David Majed erzählen in ihrem gemeinsamen Roman „Der Himmel ist ein Taschenspieler“ eine deutsch-afghanische Familiengeschichte.
Der in Deutschland aufgewachsene Mathematiker Martin Mahboob Malik wird von seinem Vater nach 20 Jahren gebeten, ihn in Kabul zu besuchen. 1979 ist er zusammen mit seiner Mutter nach Deutschland geflohen. Afghanistan ist nach dem Abzug der Thaliban sehr verändert; aus der Zeit seiner Kindheit ist in Kabul nicht mehr viel wiederzuerkennen.
Hin- und hergerissen zwischen Deutschland und Afghanistan, zwischen Mutter und Vater, zwischen seiner Universität und der Aufbauhilfe in seiner alten Schule in Kabul, versucht Mahboob Klarheit in seine Gedanken, seine Identität und in sein Leben zu bringen. Erinnerungen und neue Erfahrungen und Begegnungen bringen ihn immer wieder an seine Grenzen.
EGr

Helene Hanff: 84 Charing Cross Road
Wer mal wieder ein älteres Buch lesen möchte, hat mit dieser "Freundschaft in Briefen" ein sehr schönes Buch in der Hand. Die Originalausgabe erschien bereits 1970 und wurde 2002 in Deutschland veröffentlicht.
Hier kann man einen sehr netten und etwas altmodischen Briefwechsel zwischen der New Yorker Drehbuchautorin Helene Hanff und den Angestellten eines kleinen Antiquariats in London nachlesen. Die amerikanische Vielleserin Helene und der britische Buchhändler Frank Doel tauschen sich erst nur über geschäftliche Themen aus. Doch schon bald entwickelt sich daraus eine Art Brieffreundschaft, die auch noch die anderen Angestellten des Antiquariats miteinbezieht.
EGr

Daniel Woodrell: In Almas Augen
Der Roman dreht sich um eine Explosion in der Arbor Dance Hall in Missouri, die im Sommer 1929 stattfand. Bei einer Tanzveranstaltung sind über 40 Personen ums Leben gekommen.
Die Haushälterin Alma hat ihre schöne und verführerische Schwester Ruby in den Flammen verloren und glaubt nicht an einen Unfall. Als sie beginnt, Nachforschungen zu betreiben, verliert sie ihre Arbeit bei der einflussreichen Familie Glencross und wird im Ort ausgegrenzt. Macht und Abhängigkeit in der Kleinstadt sind für Alma zu einem großen Problem geworden. 40 Jahre später versucht sie, ihre eigene Theorie und ihre eigene Geschichte über die damaligen Geschehnisse zu verarbeiten, in dem sie sie ihrem jungen Enkel Alek erzählt.
EGr

Tomas Espedal: Wider die Natur
Der norwegische Autor hat einen Liebesroman geschrieben, der von der Presse durchwegs positiv aufgenommen und hochgelobt wurde.
Ein norwegischer Schriftsteller, Ende Vierzig, verliebt sich in eine wesentlich jüngere Frau. Als sie sich nach kurzer Zeit von ihm trennt, erinnert er sich auch an seine bisherigen Liebesbeziehungen, die allesamt nicht problemlos, aber sehr intensiv waren.
In Rückblenden und Perspektivwechseln erzählt er in einer direkten und prägnanten Sprache sein Leben, so dass ein wirklich stimmiger Roman entstanden ist.
EGr

Erwin Koch: Von dieser Liebe darf keiner wissen
Erwin Koch hat hier zehn wahre Geschichten versammelt, die allesamt sehr spannend und packend geschrieben sind. Erwin Kochs Reportagen wurden zuerst in verschiedenen Magazinen veröffentlicht, u.a. in der "Zeit" und im "Stern"; jetzt sind sie auch in Buchform erschienen. In den tiefgehenden Texten wird von tragischen Schicksalen erzählt. Es geht dabei immer auch um existenzielle Fragen des Lebens - sachlich und eindringlich zugleich.
EGr

Dagmara Dominczyk: Wir träumten jeden Sommer
Dagmara Dominczyk stammt aus Polen und lebt in New York. Sie erzählt die Geschichten dreier junger Frauen, die aus demselben kleinen polnischen Dorf stammen. Aus den drei Perspektiven und abwechselnd in der Vergangenheit und in der Gegenwart wird dieser Roman aufgebaut.
Die Lebenswege der drei jungen Frauen trennen sich ziemlich schnell und führen in vollkommen unterschiedliche Richtungen. Trotz der verschiedenen Lebensentwürfe bleiben die Freundinnen in lockerer Verbindung. Die Sehnsucht nach der Heimat ist groß.
EGr

Véronique Olmi: Das Glück, wie es hätte sein können
Der sechzigjährige Immobilienmakler Serge führt eine glückliche Ehe mit seiner wesentlich jüngeren und sehr schönen Frau Lucie. Die beiden haben zwei kleine Kinder; Théo spielt Klavier.
Serge beginnt eine Affäre mit der Klavierstimmerin Suzanne. Sie ist weder jung noch schön; doch irgendetwas zieht ihn zu ihr.
Die Ereignisse bringen ihn dazu, sich wieder an seine Kindheit zu erinnern. Serge sollte ins Internat geschickt werde, als seine Mutter beschlossen hatte, den gewalttätigen und alkoholsüchtigen Mann zu verlassen. Sie hatte einen Freund, zu dem sie ziehen wollte. Durch ein Mißverständis endet alles in einer Katastrophe.
Wieder ein gekonnt konstruierter Roman der französischen Autorin Véronique Olmi.
EGr

Yahya Hassan: Gedichte
Ein Buch, das sicher nicht jedem gefällt - aber interessant sind die provokanten und radikalen Gedichte allemal!
Yahya Hassan wurde 1995 in Dänemark in Aarhus geboren. Er wächst in einer Gegend mit hohem Migrantenanteil auf. Er ist ein "staatenloser Palästinenser mit dänischem Pass". Sein Vater ist gewalttätig und ein religiöser Fanatiker; mit der Heuchelei und Verlogenheit kommt Yahya nicht zurecht. Das Thema Integration ist auch in Dänemark ein großes Problem.
Yahya Hassan rutscht schon früh in die Kriminalität ab. Sein Weg führt über Drogen und Kleinkriminalität in sonderpädagogische Einrichtungen für straffällig gewordene Jugendliche. Sonderpädagogen, Jugendfürsorger und Gefängnispsychiater versuchen, sich um ihn zu kümmern. Seit er mit seinen Gedichten in Dänemark berühmt geworden ist, wird er auch noch von Sicherheitsbeamten begleitet.
EGr

Yasmina Khadra: Der Schreiber von Koléa
Der algerische Autor erzählt in disem Roman von seiner eigenen Kindheit und Jugend. Als kleines Kind wurde er von seinem Vater sehr geliebt. Doch dann wird er zur Erziehung schon sehr früh in eine Kadettenanstalt geschickt. Der Weg für eine militärische Laufbahn ist vorgegeben. So quält sich der Junge durch diese harte und freudlose Zeit. Schon früh entdeckt er seine Liebe zum Lesen und Schreiben. Das Elternhaus zerbricht schon bald und so bleibt er weitestgehend sich selbst überlassen. Er entwickelt sich zu einem der bekanntesten algerischen Schriftsteller und lebt heute mit seiner Familie in Frankreich.
EGr

Roy Jacobsen: Die Unsichtbaren
Der Fischer Hans Barrøy lebt mit seiner Frau auf einer kleinen abgelegenen Insel an der Küste Nordnorwegens. Zusammen mit Großvater, Schwester und der kleinen Tochter Ingrid verbringen sie hier ein hartes aber zufriedenes Leben. Durch die Schule bekommt Ingrid Kontakt zur Außenwelt. Sie geht aufs Festland und tritt dort eine Stellung als Haus- und Kindermädchen an. Eines Tages verschwinden die Eltern und Ingrid steht mit den Kindern alleine da. So kehrt sie mit den Kindern auf die Insel zurück. Doch hier ist das Leben nicht einfacher geworden.
Roy Jacobsens beschreibt sehr intensiv das Leben auf der kargen Insel. Der Kampf mit dem wilden Meer, die Naturgewalten, Armut und Tod stehen im Mittelpunkt des damaligen Insellebens.
EGr

Wallace Stegner: Die Nacht des Kiebitz
Ursprünglich ist dieser Roman 1976 erschienen. Der Deutsche Taschenbuch Verlag hat jetzt neben den Romanen "Zeit der Geborgenheit" und "Vor der Stille der Sturm" auch diesen Titel von Stegner neu aufgelegt.
Auch hier geht es um ein alterndes Ehepaar. Joe Allston, Literaturagent in Ruhestand und seine Frau erinnern sich an Hand des Tagebuchs von Joe an eine Reise nach Dänemark, die sie vor vielen Jahren gemeinsam unternommen hatten. Auf dieser Reise lernten sie eine verarmte und einsame Gräfin kennen, bei der sie für mehrere Wochen ein Zimmer bezogen. Durch deren verworrene und komplizierte Familiengeschichte, kam damals auch ihr eigenes Leben in Unruhe. Das bis dahin geruhsame Zusammenleben drohte, aus dem Gleichgewicht zu geraten.
EGr

Jan Guillou: Die Brüder
Im ersten Buch "Die Brückenbauer" schrieb Jan Guillou von der Kindeit der drei norwegischen Brüder Lauritz, Oscar und Sverre. Er beschrieb die Studienzeit der drei Studenten der Ingenieurwissenschaft in Dresden; anschließend begleitete der Leser abwechselnd Lauritz beim Bau der Bergenbahn und Oscar, der sein Glück in Afrika gesucht hat. Wie es mit dem abtrünnigen Sverre weiterging blieb hingegen offen. Dies erfährt man nun im zweiten Teil "Die Brüder".
Sverre ging mit seinem Freund Albie nach England und führt dort ein spannendes und weitgehend unbeschwertes Leben auf dem Familiensitz der Manninghams. Die beiden jungen Männer nehmen an den aufsehenerregenden kulturellen Entwicklungen des anbrechenden 20. Jahrhunderts teil. Doch auch vor dieser scheinbar glücklichen Umgebung machen die weltpolitischen Ereignisse keinen Halt.
EGr

Gertraud Klemm: Herzmilch
Die österreichische Autorin Gertraud Klemm hat sich nach Ihrem Biologiestudium dem Schreiben zugewandt. Nach Tagebüchern, Erzählungen und Prosatexten hat sie nun ihren ersten Roman veröffentlicht.
Mit autobiographischen Anklängen geht es darin um eine Frau, die sich sehr viele Gedanken um ihr Frausein macht. Sie berichtet von ihrer Kindheit, von ihrer Entwicklung und Jugendzeit, von ihrer schwierigen Suche nach einer tragbaren Beziehung und schließlich von ihrer Rolle als Mutter. Orientierungslosigkeit, Selbstzweifel und Unentschlossenheit machen ihr das Leben schwer und lassen einen nachdenklichen Text entstehen.
EGr

Sahar Delijani: Kinder des Jacarandabaums
Sahar Delijani schreibt ihren ersten Roman in Anlehnung an ihre eigene Familiengeschichte. Sie wurde 1983 im Evin-Gefängnis in Teheran geboren. Ihre Mutter war eine politische Gegnerin des Regimes und hat aktiven Widerstand geleistet. In den 1980er Jahren wurden im Iran zahllose Frauen und Männer verhaftet und oft ohne eine ordentliche Gerichtsverhandlung hingerichtet, ohne dass ihre Angehörigen je von ihrem Verbleib erfuhren.
Der Roman umfasst eine Zeitspanne von 1983 bis 2011 und erzählt die Geschichte aus der Sicht verschiedener Frauen.
Er handelt von Neda, von ihrer Mutter Azar, von ihrem Vater, den sie nicht kennenlernt und von ihren Cousins und Cousinen. Die Famile versucht für die Kinder der Inhaftierten eine glückliche Kindheit zu gewährleisten. Vieles wird verheimlicht und verschwiegen, bis die schicksalhaften Geschichten schließlich im Erwachsenenalter doch an die Oberfläche brechen. Erst als Neda älter wird erkennt sie langsam die Zusammenhänge.
EGr

Martin Winckler: Es wird leicht, du wirst sehen
Martin Winckler ist Arzt, Übersetzer und Autor. 1955 wurde er in Algier geboren, wuchs in Frankreich auf und lebt jetzt in Quebec. Ihm ist ein dünner, aber sehr gehaltvoller Roman gelungen - genau so, wie ich es liebe. Spannend von der ersten bis zur letzten Seite; kein Satz zu viel; jeder Satz sitzt.
Dieses Buch regt an, über Leben und Sterben, über Liebe und Freundschaft nachzudenken und sich vor allem über das Thema Sterbehilfe Gedanken zu machen.
Der Arzt Emmanuel Zacks flieht vor der Routine und der Unmenschlichhkeit des Klinikalltags. Er wird Schmerzspezialist und nimmt sich mit Offenheit und Ehrlichkeit viel Zeit für seine Patienten.
Dieses Buch ist eine Liebesgeschichte und ein Buch über ein umstrittenes Thema. Es stellt Fragen, regt zum Nachdenken an, gibt aber keine eindeutigen Antworten.
EGr

Walter Kappacher: Die Werkstatt
Der Salzburger Schriftsteller Walter Kappacher hat nach seiner Schulzeit eine Lehre als Motorradmechaniker gemacht und auch als Reisebürokaufmann gearbeitet. Seit 1964 schreibt er und hat viele Literatur-Preise erhalten.
Nun wurde sein Debütroman von 1974 "Die Werkstatt" wieder aufgelegt. Zurückhaltend und ruhig berichtet er in Rückblenden aus dem Alltag im Arbeitermilieu einer Salzburger Auto- und Motorradwerkstatt in den 50er-Jahren.
Seeger ist in Amerika Rennfahrer und kehrt nach einem Krankenhausaufenthalt für einen kurzen Urlaub in seine Heimat nach Salzburg zurück. Hier sucht er seinen alten Ausbildungsbetrieb wieder auf und erinnert sich zusammen mit ein paar alten Kollege an seine Lehrzeit.
EGr

Thomas Klugkist: Hanna und Sebastian
Der Berliner Redakteur und Autor Thomas Klugkist hat einen Briefroman zwischen Hanna und Sebastian geschrieben, die sich schon seit ihrer Jugend kennen. Die beiden sind seelenverwandt, sind aber trotzdem nicht zusammengekommen. So tauschen sie sich über Jahre hinweg nur schriftlich aus. Die Freundschaft und auch das Leben der Beiden ist von Ehrlichkeit und Offenheit geprägt.
Ein schön zu lesender, kluger Roman, der den Wert von tiefer Freundschaft deutlich macht.
EGr

Jan Guillou: Die Brückenbauer
Der schwedische Schriftsteller Jan Guillou hat einen über 700 Seiten dicken Roman über 3 norwegische Brüder geschrieben; und es gibt auch noch einen zweiten Teil "Die Brüder". Lauritz, Oscar und Sverre wachsen in der Nähe von Bergen in einer armen Fischerfamilie auf. Als Vater und Onkel eines Tages nicht mehr vom Meer zurückkommen, schickt die Mutter die Kinder in die Stadt nach Bergen, weil sie sie nicht mehr ernähren kann. Durch eine glückliche Fügung finden sie Fürsprecher, die eine Schulausbildung finanzieren und anschließend ein Ingenieursstudium an der renommierten Hochschule in Dresden ermöglichen. Aus den drei Jungen werden angesehen Männer, die dazu bestimmt sind, die Brücken für die Bergenbahn zu bauen, um ihr Stipendium und die Unterstützung abzugelten. Doch alles kommt anders als geplant. Die drei verschlägt es in ganz verschiedene Richtungen. Ein sehr spannender Schmöker vom Anfang des 20. Jahrhunderts.
EGr

Peter Wawerzinek: Schluckspecht
Peter Wawerzinek ist Schriftsteller und Regisseur. Er wuchs nicht bei seinen Eltern, sondern in verschiedenen Heimen und bei Pflegefamilien auf. In seinem neuen autobiographischen Roman "Schluckspecht" verarbeitet er sein schwieriges Leben und seinen Alkoholismus. Die Hauptfigur des Romans ist Tante Lucie, die alkoholkrank ist. Der Ich-Erzähler wächst bei ihr und bei OnkelOnkel auf. Schon früh kommt er mit Alkohol in Kontakt und schafft es schließlich mit Hilfe des "Doktors" seine Sucht zu bekämpfen. "Alkohol hilft wie ein Freund, ist aber keiner" schreibt Peter Wawerzinek.
EGr

Haruki Murakami: Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki
Das neue Buch von Haruki Murakami wird von den Kritikern sehr unterschiedlich bewertet: da geht es von der Meinung, dass der Autor eine unbeholfene Sprache und einfältige Gedanken hat, bis hin zur Bewunderung der emotionalen Kraft des Romans und der Einstufung als "genial".
Wie auch immer - mir hat der Roman sehr gut gefallen.
Der junge Mann Tsukuru Tazaki findet sich selbst farblos und uninteressant. In der Schulzeit war er in einer Clique von 5 jugendlichen Mädchen und Jungen. Schon zu Studienzeiten wurde er eines Tages von seinen Freunden ausgeschlossen. Er wusste nie, warum dies so war. Er hat nicht gefragt und es hat ihm auch niemand erklärt. Er wäre fast daran zerbrochen.
Schafft er es nun als 36jähriger Ingenieur, dass er den Dingen auf den Grund geht und dass aus ihm ein farbenfroher und zufriedener Mensch wird?
EGr

Selja Ahava: Der Tag, an dem ein Wal durch London schwamm
Die finnische Autorin Selja Ahava schreibt ein Buch über die alte und vereinsamte Frau Anna. In jungen Jahren lebte Anna mit ihrer großen Liebe Antti ein zufriedenes Leben in Finnland. Die beiden hatten eine Wohnung in der Stadt und ein Häuschen auf einer kleinen Insel. Die Ehe blieb kinderlos, was für Anna zeitlebens ein schwieriges Thema war.
Als Antti bei einem Autounfall ums Leben kommt, gerät das Leben von Anna mehr und mehr aus den Fugen. Im Alter erinnert sie sich an verschiedene Episoden ihres Lebens. Eine Geschichte um die Themen Leben und Tod, Erinnern und Vergessen - sehr poetisch und einfühlsam erzählt.
EGr
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